Wie ein Kaffee zwischen Niki Lauda und Sebastian Vettel, der kein Kaffee war, große Aufregung ausgelöst und Toto Wolff in die Bredouille gebracht hat
© Foto: xpbimages.com
Mit seiner flapsigen Art hat Niki Lauda seinen Partner Toto Wolff wieder einmal in die Bredouille gebracht. Denn im Zuge der Vertragsverlängerung von Sebastian Vettel bei Ferrari bestätigte der Österreicher am Rande des Grand Prix von Belgien , dass zwischen Mercedes und Vettel Gespräche stattgefunden haben. Was wiederum Kollege Wolff in seiner Medienrunde am Samstagnachmittag jede Menge Klärungsbedarf bescherte.
"Wir haben einmal kurz mit ihm (Vettel; Anm. d. Red.) gesprochen", hatte Lauda im Wortlaut gesagt, gegenüber 'Sky Sports F1'. "Aber je konkurrenzfähiger der Ferrari wird, desto weniger Grund hat er zu gehen. Also haben wir die Gespräche bereits vor ein paar Monaten abgebrochen." Und weiter: "Jeder Fahrer spricht mit mehr als einem Team, wenn er klug ist. Das bringt dich einfach in eine bessere Verhandlungsposition. Ich glaube, das ist, was er getan hat."
Also hat es doch Gespräche zwischen Mercedes und Vettel gegeben? Zuvor hatte Wolff das wochenlang dementiert. Insbesondere nach seinem privaten Besuch bei Vettels 30er-Feier in der Schweiz war das Medienecho groß. Und als dann auch noch der Vertrag von Valtteri Bottas partout nicht verlängert wurde, schlossen viele daraus: Mercedes wartet nur darauf, was Vettel macht, um gegebenenfalls ein Angebot abzugeben.
Aber Wolff dementiert: "Es gab null Gespräche mit Sebastian um einen Vertrag zwischen ihm und Mercedes. Null. Nicht einmal auf der Geburtstagsparty." Und argumentiert mit seiner Ehre: "Haben Sie jemals erlebt, dass ich nicht die Wahrheit erzähle? Irgendwann? Ich lüge nicht! Wenn ich etwas nicht sagen möchte, sage ich nichts."
Dementi von etwas, was niemand unterstellt hat
Was freilich im Umkehrschluss bedeutet, dass Lauda gelogen haben muss, dessen Aussagen sehr wenig Interpretationsspielraum zulassen. Wolff zieht sich mit folgender Argumentationslinie aus dem Schlamassel: Es habe ein lockeres Gespräch mit Vettel gegeben, ja, einen harmlosen Smalltalk - aber keine expliziten Vertragsverhandlungen. Nur: Das hatte ja auch ohnehin niemand unterstellt ...
"Du begegnest dir im Paddock", räumt Wolff ein, "und manchmal quatschst du dann halt: 'Wie geht's dir? Wie läuft's?' Niki traf sich mit Sebastian auf einen Kaffee und fragte ihn: 'Übrigens, was machst du die nächsten drei Jahre?' Und Sebastian sagte: 'Ich denke gerade drüber nach.' Das war eine Unterhaltung." Ergänzung: "Es war übrigens kein Kaffee, weil es zwischen der Hospitality und der Boxengasse kein Cafe gibt. Sie sind sich nur über den Weg gelaufen."
"Wenn Sie es als Gespräch einstufen, dass sich zwei Leute im Paddock zufällig über den Weg laufen und sagen, dass man sich vielleicht eines Tages unterhalten sollte, dann ja, dann war es ein Gespräch. Aber ich würde das nicht als Vertragsverhandlung einstufen. Und es ging nie darüber hinaus", sagt der Mercedes-Sportchef und gesteht murmelnd, dass die Informationslage für Außenstehende "verwirrend" sein müsse.
Vettel bestätigt Wolffs Darstellung
Immerhin: Vettel bestätigt die Mercedes-Darstellung. "Ich bin jetzt schon eine ganze Weile in diesem Paddock und kenne viele Leute. Da ist es nicht ungewöhnlich, dass man sich unterhält. Es war aber niemals mehr als eine Unterhaltung - und dabei ging es meistens um ganz andere Dinge, um ehrlich zu sein."
Angenommen wird, dass sich Vettel eine Hintertür zu Mercedes offen halten möchte. Lauda wäre es zuzutrauen, dass er dem Deutschen bei der harmlosen Plauderei geraten hat, sich eine Ausstiegsklausel in den neuen Dreijahresvertrag einbauen zu lassen - für den Fall, dass Mercedes 2019 die sportlich attraktivere Variante sein sollte. Gleichzeitig würden Mercedes Verhandlungen mit Vettel selbst helfen, wenn es nicht zu einem Deal kommt. Dann nämlich, wenn es um Hamiltons Gehalt geht und man einen Plan B vorweisen kann.
Dass Vettel vorerst noch einmal unterschrieben hat, findet Lauda "logisch. Warum sollte er ein Team verlassen, mit dem er gewinnt? Wenn du für Ferrari fährst, bist du mit dem Herzen dabei und verdienst einen Haufen Geld. Wenn dann auch noch das Auto schnell ist, gehst du dort niemals weg."