Kimi Räikkönen sichert Ferrari die Bestzeit am Freitag, während sich Sebastian Vettel am Funk über Lewis Hamilton beschwert - Duell mit Mercedes "sehr eng"
© Foto: xpbimages.com
Ferrari hat sich im zweiten Freien Training zum Großen Preis von Kanada die Spitze zurückgeholt. Kimi Räikkönen fuhr mit 1:12.935 Minuten die Bestzeit und war damit der einzige Fahrer, dem es gelang, unter 1:13 Minuten zu bleiben. Die Zeit von Lewis Hamilton (Mercedes) am Vormittag überbot der Ferrari-Pilot damit deutlich. Allerdings war der Brite damals auch mit den Supersofts unterwegs. Doch auch auf Ultrasofts kam er an Räikkönens Zeit nicht heran.
Trotz Steigerung fehlten dem Briten am Ende zwei Zehntelsekunden auf den Spitzenreiter. Nach dem verlorenen Monaco-Sieg hat sich Räikkönen damit eindrucksvoll zurückgemeldet und steht in den Startlöchern für die zweite Pole-Position in Folge. Doch der Finne gibt sich wie gewohnt abgeklärt: "Meine Motivation ist nicht anders als bei jedem Rennwochenende. Die Leute machen aus einer Mücke einen Elefanten", spricht er die Spekulationen über Spannungen im Team an.
"Einer muss gewinnen und einer muss Zweiter werden. Ich war in Monaco einfach nicht sehr glücklich mit dem zweiten Platz. Das ist alles", blickt Räikkönen zurück. In Montreal beginne das Spiel von vorn: "Wir machen unsere ganz normale Arbeit. Der Start war gut, wir haben unser gewöhnliches Freitagsprogramm abgespult. Morgen wollen wir uns verbessern und werden dann sehen, wo wir damit landen."
Vettel über Hamilton: "Sicher nicht mit Absicht"
Teamkollege Vettel schaffte es nach seinem zweiten Platz im ersten Training diesmal auf Rang drei, jedoch nur einen Wimpernschlag von Hamiltons Zeit entfernt. Über den beschwerte sich der Deutsche mehrfach am Teamfunk. Denn als sich Vettel auf seinem Longrun befand, stand ihm der Mercedes-Pilot wiederholt im Weg. "Ich stecke hinter Hamilton fest, der Fehler macht", gab Vettel seinem Team durch und legte wenig später nach: "Er fällt schon wieder zurück!"
Nach dem Training erklärt der Ferrari-Pilot: "Wenn du versuchst, mehrere Runden am Stück zu fahren, ist Verkehr natürlich nicht ideal. Ich bin mir sicher, dass er das nicht mit Absicht gemacht hat. Er hat dasselbe versucht wie ich, nämlich ein Gefühl für das Auto zu bekommen." Zudem sei es extrem rutschig gewesen und die Fehlerquote entsprechend hoch. Wie beinahe jeder Fahrer drehte auch Vettel sich - und kam einmal der "Wall of Champions" gefährlich nahe.
"Normalerweise ist es in Kanada ziemlich schwer, die Reifen auf Temperatur zu bringen. Aber das war heute gar nicht die eigentliche Schwierigkeit, sondern vielmehr das Auto auf der Strecke zu halten. Sie war extrem rutschig, staubig und schmutzig", erklärt der Deutsche, der mit seinem Auto "teilweise gut, teilweise nicht so gut" zurecht kam. "Ich glaube, wir müssen uns noch ein bisschen steigern. Aber zum Ende hin hatte ich ein gutes Gefühl dafür, was das Auto braucht."
Duell Ferrari-Mercedes laut Vettel "sehr eng"
Mit den entsprechenden Anpassungen hofft Vettel am Samstag auf eine Verbesserung. Denn er weiß: Das Duell mit Mercedes wird enger als noch in Monaco. Ein Blick auf die Longrun-Zeiten zeigt, dass beide Teams auf Augenhöhe sind. Vettel und Räikkönen fuhren auf gebrauchten Ultrasofts Zeiten zwischen 1:16.2 und 1:16.4 Minuten. Allerdings waren beide Mercedes-Piloten mit ähnlicher Pace unterwegs, und das auch auf der jeweils härteren Reifenmischung.
"Mercedes sah gut aus heute. Ich denke, es wird sehr, sehr eng", lautet Vettels Prognose. Hamilton werde sich mit Sicherheit noch steigern, auch weil sich die Strecke normalerweise deutlich bessere. Dennoch sei die Pole-Position auch in Montreal das erklärte Ziel, "am besten Startplatz eins und zwei", wünscht sich Vettel. Laut Teamchef Maurizio Arrivabene ist es dabei egal, welcher seiner Fahrer am Ende vorne steht. Hauptsache, es ist ein Ferrari.