Besser als beim Finale zu verlieren und zu grübeln: Sebastian Vettel will sich mit zwei Siegen zum Saisonende ablenken - Seinen Rammstoß von Baku bereut er
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Dass der Formel-1-WM-Titel 2017 für ihn seit dem Rennen in Mexiko abgeschrieben ist, hofft Ferrari-Pilot Sebastian Vettel mit einem gelungenen Auftritt beim Brasilien-Grand-Prix vergessen zu machen. Der Deutsche freut sich, am Wochenende keine Gelegenheit für Grübeleien zu haben: "Die Zeit vergeht. Das hilft, aber nach dem Rennen war die Enttäuschung doch groß", so Vettel über die Schlappe gegen Lewis Hamilton. "Beim ersten Rennen ist es schwer und bitter, aber es hilft auch."
Die verlorene Krone könne er im Cockpit ausblenden, betont Vettel: "In dem Moment, in dem man in das Auto einsteigt, denkt man nicht so sehr darüber nach, sondern konzentriert sich auf das, was vor einem liegt." Vor diesem Hintergrund wertet er es als Vorteil, dass er Mercedes und Hamilton nicht beim Finale in Abu Dhabi gratulieren musste, sondern die Sache verarbeiten kann: "Vielleicht ist es so besser als am Ende zu verlieren, wenn man so schnell nicht wieder ins Auto klettern kann."
Hinzu kommt: Das Rennen in Sao Paulo könnte die Aussichten auf die Saison 2018 aufhellen und zum Mutmacher für Vettel werden. Sollte Ferrari auf der Bahn, die wegen ihrer Bodenwellen und ihrem Profil auf dem Papier eine gute für den SF70H sein sollte, auftrumpfen, ließe es Rückschlüsse auf das Kräfteverhältnis nach dem Winter zu. Vettel hofft, bereits jetzt von Veränderungen zu profitieren: "Wir versuchen, das Auto dieses Jahr zu verbessern, um uns für das nächste zu helfen."
Bis Jahresende sind zwei Grand-Prix-Erfolge das Ziel. "Wir wollen beide Rennen gewinnen", stellt Vettel mit Blick auf Brasilien und Abu Dhabi klar. "Es wäre falsch, jetzt vom Gas zu gehen." Die Kampfansage richtet sich nicht nur an die Konkurrenz, sie ist ein Zeichen an die Mechaniker und Ingenieure, die zuletzt viele Nachtschichten geschoben haben. "Ich bin Teil des Teams. Wir haben die Saison gemeinsam durchgestanden", so Vettels Schulterschluss mit seiner Crew. Er lobt sie für ihr Durchhaltevermögen: "Die Jungs haben harte Zeiten hinter sich, aber die Moral stimmt."
Kritik an seinem Team kommt ihm nicht über die Lippen. Eher sucht Vettel die Versäumnisse bei sich. "Natürlich gibt es Dinge, die man rückblickend hätte anders machen können", räumt der 29-Jährige ein, hadert aber nur mit einem Malheur - seinem Rammstoß in Aserbaidschan. "Baku sticht heraus, der Rest war in Ordnung", so Vettel, der sich nicht scheut, von einem verdienten Champion Hamilton zu sprechen: "Es geht darum, Punkte zu sammeln. Er hat mehr als alle anderen geholt."
2018 will er es sein, der die meisten Zähler verbucht. Vettel kann sich einen Dreikampf Ferraris mit Mercedes und Red Bull vorstellen, gewiss sei er sich dessen nicht: "Ob es im nächsten Jahr so ist, ist kaum vorherzusagen. Vielleicht kann der eine mehr Dinge ausmerzen als der andere", tastet er sich vor und hält die Dominanz einer Mannschaft für unwahrscheinlich: "Es wird ähnlich eng - zumindest sollte es das. Solange wir dabei sind, bin ich beruhigt." Die Vorzeichen dafür stünden gut.