Vettel: "Reglement hat den Fahrern Möglichkeiten genommen"

, 18.11.2014

Sebastian Vettel erklärt, warum er 2014 so große Schwierigkeiten hatte - Das neue Reglement kommt seiner Meinung nach anderen Piloten eher entgegen

Sebastian Vettel gehört zu den Fahrern, die vermutlich froh sein werden, endlich einen Strich unter die Saison 2014 machen zu können. Der entthronte Weltmeister liegt vor dem Saisonfinale in Abu Dhabi lediglich auf dem vierten WM-Platz, Spitzenreiter Lewis Hamilton holte bisher mehr als doppelt so viele Punkte wie der Deutsche. Vor seinem letzten Rennen für Red Bull erklärt der 27-Jährige, warum er sich dieses Jahr so schwer getan hat.

"Das Reglement hat den Fahrern nicht viel mehr Möglichkeiten gegeben, sondern ihm viele genommen. Für die Ingenieure ist die neue Formel toll", erklärt Vettel gegenüber 'auto motor und sport' im Hinblick auf die zahlreichen Regeländerungen vor dieser Saison. Zu Beginn des Jahres fehlte dem viermaligen Weltmeister daraufhin häufig das Gefühl für sein Auto.

"Wie Walter Röhrl (ehemaliger Rallyefahrer; Anm. d. Red.) mal gesagt hat: Du musst das Auto mit dem Hintern spüren. Bezogen auf meines, war es lange so: Bis ich es spüre, hänge ich schon im Baum. Damit habe ich mich sehr lange schwer getan. Und deshalb hat die Experimentierphase auch so lange gedauert. Daniels Fahrstil kommt das mehr entgegen", erklärt Vettel den teilweise großen Rückstand auf seinen Teamkollegen Daniel Ricciardo.

Vieles fühlt sich "unnatürlich" an

Außerdem muss Vettel auf den angeblasenen Diffusor verzichten, der ihn und Red Bull in der Vergangenheit so stark gemacht hatte. "Der Effekt des angeblasenen Diffusors beschränkte sich nicht nur auf den Kurvenausgang. Er hat viel mehr am Kurveneingang geholfen. Und da ist die meiste Arbeit schon getan. Man darf den angeblasenen Diffusor nicht isoliert sehen. Es ist die Charakteristik, die das Auto dank dieser Technologie hatte", erklärt Vettel.

"Sie hat es erlaubt, extrem viel aus dem Auto herauszuziehen. Ich bin ja nicht eingestiegen und automatisch mit dem angeblasenen Diffusor schnell gefahren. Wir haben uns da langsam hingearbeitet. Von der Fahrzeugabstimmung her, von meinem Fahrstil. Da musste ich mich auch umstellen. Für einen Rennfahrer ist es normal, sich an unterschiedliche Autos anzupassen."

"Dieses Jahr habe ich eher damit gehadert, dass mir Vieles weggenommen wurde. Dinge, die natürlich sind. Die sind jetzt unnatürlich. Und das in einem Fenster, in dem ich gewöhnt war, mein Ding zu machen", erklärt Vettel weiter und ergänzt: "Sich damit anzufreunden ist vielleicht für Daniel und andere Fahrer einfacher als für mich, weil es sie in ihrem Fahrstil weniger einschränkt."

Zuletzt hatte Vettel bereits erklärt, dass er vor allem beim Bremsen Schwierigkeiten hatte. An diesem Problem haben er und sein Team nun allerdings "intensiv" gearbeitet. "Danach ging es einen Schritt nach vorne. Als mit dem Chassis-Wechsel die letzte Unsicherheit aussortiert wurde, konnten wir uns auf die kleinen Dinge konzentrieren. Seit Monza läuft es in die richtige Richtung", so Vettel.

Auch Räikkönen hat Probleme

Doch nicht nur der Deutsche hat 2014 zu kämpfen. Auch sein Freund Kimi Räikkönen plagt sich in diesem Jahr mit ähnlichen Problemen herum. "Mit Sicherheit kommen Kimi gewisse Dinge nicht so entgegen, wie er es will", ist sich Vettel sicher und erklärt: "Über sein Talent müssen wir nicht diskutieren. Das ist unumstritten. Er zählt seit vielen Jahren zu denen mit dem höchsten Grundspeed, und auch zu denen, die mit jedem Auto zurechtkamen, egal ob das Setup passte oder nicht."

"Das ist der Beweis dafür, dass er sich eigentlich auf Dinge einstellen kann. Scheinbar vermittelt ihm dieses Jahr das Auto nicht das, was er braucht, um sich damit wohl zu fühlen", sagt der Deutsche und erklärt: "Die Hinterachse wird heute komplett von der Elektronik gesteuert. Um die nötige Energie zurückzugewinnen, muss man beim Bremsen Energie abzapfen."

"Das hat Einfluss auf das Bremsverhalten. Das fühlt sich für mich einfach nicht natürlich an. Wenn man versucht, das Auto am Limit zu bewegen, kann alles was einem in dem Moment nicht natürlich vorkommt, Zeit kosten. Es versalzt dir die Suppe. Deshalb wird das Gericht nie so gut schmecken und das Auto nie so schnell um die Kurve fahren, wie man es möchte."

"Ich glaube, ich bin meinen Ingenieuren dieses Jahr schon sehr auf den Geist gegangen", gibt Vettel zu und berichtet: "Wir haben stundenlang miteinander gesprochen, was ich bestimmt nicht gemacht hätte, wenn es mich nicht interessieren würde. Ich hätte ja auch sagen können: Ist halt so, schaut zu, dass ihr dafür eine Lösung findet, und wenn Ihr soweit seid, sagt Bescheid."

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