Ein Deutscher plant die Weltherrschaft: Was ein gut gelaunter Sebastian Vettel bei der Präsentation des neuen Red Bull RB9 in Milton Keynes zu sagen hatte
© Foto: Red Bull
Sebastian Vettel hat 2013 die historische Chance, als erst zweiter Fahrer der Formel-1-Geschichte (nach Juan Manuel Fangio von 1954 bis 1957 und Michael Schumacher von 2000 bis 2004) ein viertes Mal hintereinander Weltmeister zu werden. Aufgrund des stabilen Reglements und des evolutionär weiterentwickelten RB9, der heute in der Fabrik in Milton Keynes präsentiert wurde, gilt der Titelverteidiger wieder als Favorit.
Aber Vettel hält nichts davon, sich auf den Lorbeeren der vergangenen drei Jahre auszuruhen: "Es ist eine Sache, darauf zurückzuschauen, was wir als Team erreicht haben, aber beginnen wir wieder alle bei null. Also haben alle die gleichen Chancen. Es wird ein langes Jahr mit vielen Rennen und eine große Herausforderung für uns alle", sagt der 25-Jährige, der bei der heutigen Präsentation gut gelaunt war und sich vor seiner Abreise eine jener Goodie-Tüten schnappte, die eigentlich für Gäste und Medienvertreter gedacht waren.
Auch auf der Bühne ging der Humor mit Vettel durch, als er darauf angesprochen wurde, ob er 2013 erneut die Weltherrschaft ("world domination") anstrebe: "Weltherrschaft? Ich bin Deutscher, aber das habe ich nicht gesagt", grinste er vor dem überwiegend aus Teammitgliedern, Gästen und Medienvertretern zusammengesetzten Publikum. Und für all jene, die den Witz nicht verstanden hatten, schob er hinterher: "Ich trage ja auch keinen Schnauzbart..."
Vorfreude auf die Jungfernfahrt ist groß
"Ich denke nicht mehr an das vergangene Jahr, denn das bringt uns dieses Jahr nicht weiter", fährt er fort. "Wenn überhaupt, dann sind die Erwartungen deswegen hoch und die Leute wollen Erfolg sehen. Am meisten erwarten wir selbst von uns, dass wir wieder gut abschneiden, insofern ist der Druck ganz schön groß. Aber ich freue mich darauf, mich ins Auto zu setzen und auf die Strecke zu gehen, zu testen und dann auch Rennen zu fahren, um herauszufinden, wo wir stehen."
Ruhe hatte Vettel in den vergangenen Wochen genug: Nach einer Reihe von Auftritten und Terminen bis ungefähr Mitte Dezember nutzte er die Zeit bis zur heutigen Präsentation vor allem dazu, seine Batterien wieder aufzuladen - vor allem auf seinem bäuerlichen Anwesen in der Schweiz. "Die letzte Saison hat gut geendet, aber es war auch anstrengend, weil es eine sehr lange Saison war", erinnert sich der Deutsche.
"Für mich war es daher wichtig, einmal zu Hause zu sein. Ich begann relativ früh wieder mit dem Training, um mich auf die neue Saison vorzubereiten", sagt er. "Heute bin ich ganz aufgeregt, denn das ist auch für mich das erste Mal, dass ich das Auto in einem Stück sehe. Einzelne Teile hatte ich schon gesehen, aber es sieht sehr hübsch aus. Hoffentlich funktioniert es auch wie erwartet. Es wird schwierig - schwierig, Mark zu schlagen, aber auch die anderen Jungs und die anderen Teams, denn die geben alles, um uns zu schlagen."
Konzentration auf das erste Rennen
"Die letzten drei Jahre waren offensichtlich sehr gut für uns und da ist es uns gelungen, sie zu schlagen, aber es gibt keine Garantien, dass wir weiterhin gewinnen und einen guten Job machen werden. Deswegen müssen wir uns jedes Mal neu konzentrieren - in unserem Fall jeder Runde - und versuchen, alles auf die Reihe zu bekommen. Es ist eine Sache, jetzt große Reden zu schwingen, aber wenn der Helm dann drauf ist, willst du Leistung bringen und dein Bestes geben", so Vettel.
"Der Fokus ist ziemlich gleich wie jedes Jahr: die Saison gut beginnen, in Melbourne ein gutes erstes Rennen fahren, sicherstellen, dass wir uns beim Testen gut vorbereitet haben. Ob das Auto schnell ist oder nicht, werden wir sehen", sagt der Red-Bull-Pilot, der im WM-Kampf nicht nur Fernando Alonso und Teamkollege Mark Webber als Gegner auf der Rechnung hat: "Die besten Fahrer sind in den besten Teams. Aus Teamsicht fahren wir gegen die besten Teams und aus Fahrersicht gegen die besten Fahrer."
"Wer das ist, liegt auf der Hand. Fernando gehört sicher dazu. Es ist kein Geheimnis, dass ich ihn als Fahrer sehr respektiere und eine hohe Meinung von ihm habe, aber es gibt auch noch andere. Mark gehört dazu, Lewis und andere auch. Normalerweise nenne ich die Namen lieber nicht, sonst vergisst man unabsichtlich einen. Das möchte ich nicht. Es sind die üblichen Verdächtigen. Ach, und Jenson, sorry", gibt er zu Protokoll.