Während die Konkurrenz aufatmet, würde Sebastian Vettel 2013 gerne weitere Rennen fahren - Noch hat er aber Mühe, die Tragweite der Erfolge zu erkennen
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Die Saison 2013 teilt sich in zwei Hälften: Die erste Hälfte war hart umkämpft, die zweite mutierte dann aber zur klaren Red-Bull- und Sebastian-Vettel-Show. Seit Ende der Sommerpause gewann der vierfache Weltmeister alle neun Rennen und stellte damit einen neuen Rekord an Grand-Prix-Siegen in Serie auf. Der 26-Jährige schien mit der Konkurrenz zu spielen: Schon in den ersten Runden der Rennen enteilte er meist und zog seinen Rivalen damit den Zahn, da sie rasch aus dem DRS-Bereich fielen.
Damit trieb er seine Rivalen beinahe in den Wahnsinn. Bei gewissen Rennen - wie zum Beispiel in Singapur oder auch im Qualifying von Interlagos - war Vettel dermaßen überlegen, dass diese die Welt nicht mehr verstanden. "Wenn ich mir Videos von Vettel anschaue, Onboard-Kameras am Computer, dann sitze ich da und schreie: 'Bist du verrückt! Wie geht das denn?!", meinte Nico Rosberg vor kurzem gegenüber 'Bild'. "Wenn ich so in die Kurven einlenken würde, wie er das macht, dann bin ich in der Walachei."
Auch die Statistik belegt Vettels Überlegenheit: Sogar wenn Teamkollege Mark Webber diese Saison keinen einzigen Grand Prix gefahren wäre, hätte Red Bull die Konstrukteurs-WM gewonnen. Über die Gründe gibt es viele Theorien: Vettel ist bekannt dafür, in endlosen Simulator-Stunden das Gesamtpaket zu perfektionieren, Adrian Newey hat den RB9 nach der Sommerpause deutlich verbessert, und der Wechsel der Pirelli-Reifenkonstruktion dürfte einen Einfluss gehabt haben.
Vettel & Red Bull: die Traumkombination
Auch Teamchef Christian Horner ist der Ansicht, dass der Erfolg gleichermaßen auf Team und Fahrer zurückzuführen ist. "Ich denke es lag an einer Kombination aus harter Arbeit und einer unglaublichen Leistung von Sebastian. Er ist so konstant, präzise und schnell gefahren. Was er in diesem Jahr erreicht hat, war herausragend."
Der Brite spricht von einem Zusammenrücken der Mannschaft: Man habe "enger, härter und effizienter zusammengearbeitet als in jedem anderen Jahr". Als Highlights sieht er die Siege Vettels in Kanada und auf dem Nürburgring in Deutschland - in beiden Ländern waren es seine ersten Siege, vor allem der Triumph beim Heimrennen wiegt schwer.
Trotz der Erfolgsserie scheint Vettels Siegeshunger noch lange nicht gestillt - Michael Schumacher muss sich also Sorgen machen, dass seine Rekorde eines Tages übertrumpft werden, schließlich ist der vierfache Weltmeister gerade mal 26 Jahre alt. "Es ist schade, dass die Saison zu Ende ist, weil wir hatten ja doch einen ganz guten Lauf", hätte Vettel noch gerne weitere Siege eingefahren.
Vettel: Nur ein paar Zahlen...
Nun hat er aber einige Monate Zeit, zu realisieren, was ihm diese Saison gelungen ist. Derzeit hat er damit noch so seine Probleme: "Es ist unheimlich schwer zum Ausdruck zu bringen, was das für alle von uns bedeutet. Letzten Endes habe ich es schon in Amerika gesagt und sage es hier nochmal: Das ist etwas, was wir alle genießen müssen. Es ist unheimlich schön. Es wird aber seine Zeit brauchen, um das Ganze zu verstehen. Man ist in dem Moment drin, konzentriert sich auf den einzelnen Tag und kann das nicht so wirklich einordnen. Letzten Endes sind es nur ein paar Zahlen."
Doch nach der Saison ist vor der Saison. Und 2014 wird die Formel 1 möglicherweise durch die enormen Reglementänderungen auf den Kopf gestellt. Endet damit die Erfolgsära von Red Bull? "Schon am Ende der Saison 2011 haben wir uns gesagt: So etwas kommt wohl nur einmal im Leben vor", erinnert sich Vettel. "Jetzt haben wir zum zweiten Mal eine solche Saison erlebt, aber niemand erwartet, dass es so weitergeht. Uns allen ist klar, wie besonders das Ganze ist."