Der Ferrari-Star hatte den Singapur-Crash schon 48 Stunden später abgehakt - Kimi Räikkönen ärgert "negative Sichtweise" der Presse und glaubt an ein starkes Finale
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Ferrari-Pilot Sebastian Vettel lässt sich von 28 Punkten Rückstand auf Mercedes-Fahrer Lewis Hamilton in der WM-Gesamtwertung nicht verunsichern. Wie der Deutsche im Vorfeld des Malaysia-Grand-Prix sagt, spielten der Startcrash von Singapur und die Enttäuschung über eine entgangene Siegchance für ihn keine Rolle mehr. "Es gehört zum Motorsport", winkt Vettel ab. "Es ist nicht das erste Mal und es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich in so eine Szene verwickelt bin."
Entsprechend wenig Aufarbeitung erforderte die Sache bei der Scuderia. Vettel zuckt mit den Schultern: "Wenn wir ein kapitales Problem mit dem Auto gehabt hätten oder ich einen heftigen Schnitzer begangen hätte, und wir schnell reagieren müssten, wäre es etwas anderes." Auch psychisch war die Kettenreaktion mit Max Verstappen und Teamkollege Kimi Räikkönen offenbar nicht schwer verdaulich. "Es wäre schwieriger, wenn ich das Auto mitten im Rennen weggeworfen hätte", so Vettel.
Die gelassene Reaktion verdeutlicht: Es gibt keine Spur von Reue wegen Singapur, auch wenn viele Experten - darunter auch Mercedes-Sprachrohr Niki Lauda - in Vettel den Auslöser für die Havarie in der ersten Kurve erkannt haben. Vorwürfe in Richtung Verstappen, die sein Team kurz nach dem Crash hatte anklingen lassen, sind auch nicht rauszuhören. "Am Sonntag waren wir alle nicht glücklich, aber das Leben geht weiter", hakt Vettel die Szene ab - wie Verstappen und Räikkönen.
Der Niederländer meint gelassen: "Es ist passiert und lässt sich nicht mehr ändern. Es war einfach unglücklich." Vettel betont, dass die Sache am Start von Sepang nicht mehr in seinem Kopf spuken würde - eine besonders vorsichtige Herangehensweise hat er sich also nicht vorgenommen: "Jeder Start in anders. Singapur kann man sich anschauen so lange man will, die Sache ist gelaufen."
Lieber besinnt sich Vettel auf die Aufgabe, die Punkte auf Hamilton wettzumachen. Da mit Malaysia, Japan, den USA, Mexiko und Abu Dhabi fünf Rennen zum Restprogramm gehören, auf denen die nach der Sommerpause erstarkten Silberpfeile favorisiert sind, könnten die Chancen auf die fünfte WM-Krone geschwunden sein. "Damit sie Experten bleiben, müssen wir sie eines Besseren belehren", kommentiert Vettel die Einschätzung, dass Ferrari nur in Brasilien auftrumpfen könnte.
Stallgefährte Räikkönen ärgert sich sogar über die angebliche Schwarzmalerei der Journalisten. Der Finne führt Singapur ins Feld: "Verglichen mit Mercedes waren wir besser", behauptet er und wendet sich an die Berichterstatter im Presseraum von Sepang: "Ich verstehe nicht, warum ihr alles so negativ seht. Es ist jedes Jahr das gleiche Spiel: Ein Rennen läuft besser, ein anderes schlechter." Das Problem ist, dass Ferrari auf vier der fünf zuletzt befahrenen Strecken den Kürzeren gezogen hat. In Großbritannien, Belgien und Italien waren sie teils klar langsamer, nur in Ungarn stärker.
Sebastian Vettel will den Rest des Jahres 2017 deshalb nicht mit veränderter Grundeinstellung bestreiten. "Das brauchen wir nicht. Es stehen noch viele Rennen aus und wir haben ein gutes Auto", gibt er sich selbstbewusst. "Es zählt, wie viele Punkte wir am Jahresende haben. Es ändert überhaupt nichts an unserer Herangehensweise für die übrigen Grands Prix." Räikkönen wünscht sich, schon in Malaysia zurückzuschlagen: "Mein Gefühl sagt, dass wir ordentlich aufgestellt sein sollten."