Vettel über Senna: "Es muss magisch gewesen sein"

, 30.04.2014

Sebastian Vettel erzählt von seiner ersten Erinnerung an Ayrton Senna und wie ihn die Formel-1-Legende durch seine Karriere begleitet hat

Als Ayrton Senna vor 20 Jahren beim Grand Prix von Imola tödlich verunglückte, war Red-Bull-Fahrer Sebastian Vettel gerade einmal sechs Jahre alt. Seine Erinnerungen an die Formel-1-Legende gehen aber noch weiter zurück. Schon als Vierjähriger fielen ihm die Besonderheiten des Brasilianers auf und entfachten damit seine Leidenschaft für den Motorsport. Dem vierfachen Weltmeister ist daher bewusst, dass er sich seine ganze Karriere lang mit Senna messen muss.

Vier aufeinanderfolgende Weltmeistertitel haben Vettel zu einem der Top-Fahrer der Neuzeit gemacht. Aufgewachsen ist der Heppenheimer in der Generation Schumacher, dessen sieben Titel ihm zum Vorbild wurden. Doch jeder Rennfahrer, der es in der Königklasse zu etwas bringt, wird zwangsläufig auch mit dem großen Senna verglichen - der Legende, dessen Erfolge vielleicht erreicht sein mögen, an dessen Ausstrahlung aber noch keiner der neun Weltmeister, die auf ihn folgten, heran kam.

"Mein Vater war ein großer Senna-Fan, hat ihn sehr bewundert", erzählt Vettel gegenüber 'Sport Bild'. "Ich wurde 1987 geboren, kann mich also nicht an seine gesamte Karriere erinnern. Die erste echte Erinnerung, die ich an die Formel 1 habe, war, als Ayrton 1991 sein Heimrennen in Brasilien gewinnen konnte. Nach dem Rennen war er körperlich total fertig, weil er einige Gänge verloren hatte und trotzdem weitergefahren ist. Seitdem habe ich jeden zweiten Sonntag mit meinem Vater die Rennen verfolgt."

Frühe Erinnerungen

Auch an Imola 1994 erinnert sich Vettel, der sich als damals Sechsjähriger jedoch noch nicht dessen Bedeutung bewusst war: "Ich war noch sehr jung, deshalb war es schwer für mich zu verstehen, dass er einen fatalen Unfall hatte. Wir hockten damals lange vor dem Fernseher. Als Kind realisierst du aber nicht, was da gerade passiert. Ich habe deshalb vielmehr wahrgenommen, wie sich ein junger Deutscher an die Spitze der Formel 1 fuhr, Michael Schumacher. Fortan war er mein Held."

Was Senna zu seiner Zeit jedoch so großartig gemacht hat, blieb auch dem jungen Vettel nicht lange verborgen, der sogar ein Modell des McLaren MP4-8 aus dem Jahr 1993 besaß. "Es war das Auto mit der Nummer 8", berichtet er. "Das war nicht besonders gut, trotzdem hat Ayrton damit fünf Rennen gewonnen. Das war ganz allein sein Verdienst."

Als es der heute 27-Jährige schließlich selbst in die Formel 1 schaffte, wurde er nicht selten mit Senna-Geschichten konfrontiert: "Ich habe viel mit Ingenieuren und Technikern, die mit Ayrton gearbeitet haben, über ihn gesprochen. Einer davon war Giorgio Ascanelli, unser ehemaliger Technischer Direktor bei Toro Rosso, der damals bei McLaren war. Insbesondere seine Qualifying-Runden müssen magisch gewesen sein."

Der Vergleich ist Vettel unangenehm

Ascanelli hatte sich schon früh zu einem Vergleich der beiden Weltmeister hinreißen lassen. "Ich kann mich sehr glücklich schätzen", sagte er 2011 der 'Sport Bild', "denn zweimal in meinem Leben habe ich Perfektion erlebt. Einmal mit Ayrton Senna. Das andere Mal mit Sebastian Vettel. Beide haben etwas Naturgegebenes."

Den Vergleichen mit Senna kann Vettel auch 20 Jahre nach dessen Tod nicht aus dem Weg gehen. Wohlfühlen tut er sich dabei jedoch nicht: "Es ist schmeichelhaft, ich mag das aber nicht. Ich kenne Ayrton aus den Erzählungen und kann nur sagen, dass ich nie eine Person wie ihn getroffen habe."

Der Red-Bull-Pilot weiß, was den Brasilianer ausmachte: "Es waren nicht seine Erfolge, die einen tiefgreifenden Eindruck hinterlassen haben, sondern die Person dahinter. Er hatte unglaubliches Talent im Auto, war aber auch ein sehr bescheidener Kerl. Diese Einstellung nahm er mit in den Rennwagen, und das machte ihn auch stärker als die anderen."

Erinnerungen auch an Ratzenberger

Ob er es in seiner Karriere noch schaffen wird, an den Status eines Sennas heranzukommen, hält er für schwierig einzuschätzen: "Er hat drei Titel gewonnen, 41 Siege und 65 Poles geholt, aber er hätte noch erfolgreicher sein können, weil er noch so viel mehr zu geben hatte. Deshalb ist es nicht fair zu sagen, irgendjemand habe Ayrtons Rekorde gebrochen."

Von dem dramatischen Wochenende in Imola ist laut dem vierfachen Weltmeister jedoch noch mehr hängen geblieben als Sennas Unglück. Es liegt ihm daher am Herzen, auch auf Roland Ratzenberger aufmerksam zu machen, der nur einen Tag vor Senna ums Leben kam: "Jeder denkt immer an Senna, aber wir dürfen auch Roland nicht vergessen. Auch dank ihm ist die Formel 1 seitdem immer sicherer geworden."

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