Die feinen Details der FIA-PK in Spielberg: Was Sebastian Vettel nicht über die Lippen kommt und welche Klarstellung Lewis Hamilton besonders wichtig ist
© Foto: xpbimages.com
Sebastian Vettel hat sich für seinen absichtlichen Rammstoß beim Grand Prix von Aserbaidschan in Baku inzwischen bei Lewis Hamilton entschuldigt - die Entschuldigung kam ihm aber offenbar schwer über die Lippen. Denn im ersten Gespräch, dass die beiden unmittelbar nach dem Rennen hatten, blieb sie noch aus.
In der Donnerstags-Pressekonferenz in Spielberg hatten die beiden einen gemeinsamen Auftritt, der grundsätzlich harmonisch verlief. Nur in kleinen Details zeigten sich Spannungen. Etwa, als Vettel ansprach, sich ordentlich entschuldigt zu haben.
Dazu ist Hamilton eine Anmerkung wichtig: "In unserer Unterhaltung gab es keine Entschuldigung - auch wenn es vielleicht seine Absicht war. Die eigentliche Entschuldigung kam erst am nächsten Tag, als wir Nachrichten geschrieben haben."
Und noch eine Klarstellung liegt dem Mercedes-Fahrer am Herzen: "Er hat gesagt, ich habe einen Bremstest mit ihm gemacht." In Richtung Vettel sagt er: "Ich hoffe, du kannst das öffentlich richtigstellen, denn die Leute, die es gesehen haben, glauben nun, dass ich das wirklich getan habe. Aber die Daten zeigen, dass das nicht der Fall ist."
Vettel legt es zwar nicht auf eine Konfrontation an und lässt Hamiltons Darstellung ohne Widerspruch stehen. Den Gefallen, sie ausdrücklich zu bestätigen, tut er seinem WM-Rivalen aber nicht.
Für Hamilton ändert das nichts an der Sache: "Genau genommen hat er beschleunigt. Ich schätze, sein Ziel war, so nahe wie möglich an mir dran zu sein. Dabei hat er sich verschätzt. Mir war in seiner Nachricht an ihn wichtig, dass er das richtigstellt, denn ich hatte keine solche Absicht - ich hatte ja auch gar keinen Grund, so etwas zu tun. Ich war in Führung. Aber okay."
"Ich habe seine Entschuldigung angenommen."
Interessant auch eine weitere Situation in der Pressekonferenz, als ein Journalist Vettel darauf anspricht, ob der Rammstoß überhaupt Absicht war. Einige Vettel-Fans hatten im Internet die Theorie vertreten, ihr Star habe Hamilton nur mit einer Geste seinen Unmut klarmachen wollen - und sei dann quasi mit dem Lenkrad irrtümlich abgerutscht.
Vettel beteuert zunächst, er verstehe die Frage nicht, und antwortet dann zwar mit einem Geständnis, aber ohne dieses in klaren Worten auszudrücken: "Ich hatte zu dem Zeitpunkt den Eindruck - und der war falsch -, dass ich gefoult wurde. Darüber war ich nicht happy. Also fuhr ich neben ihn, nicht glücklich darüber, und ich habe überreagiert. Das muss ich doch nicht näher erklären. Es ist denke ich ziemlich klar. Ihr habt alle gesehen, was passiert ist."
Interessant ebenfalls: Auf Instagram hat Hamilton ein Posting eines Fans gelikt, der die FIA-Sanktionen gegen Vettel in deutlichen Worten als viel zu mild verurteilt. Schon in Baku hatte er angedeutet, dass Vettels Verhalten als schlechtes Vorbild für junge Nachwuchsfahrer dient. Doch die FIA-Sanktionen möchte er nicht konkret kommentieren.
Nur so viel: "Es ändert ja nichts. Meine Meinung dazu hat sich nicht geändert." Und: "Bei allem Respekt finde ich, dass Jean Todt hier bei uns sitzen sollte, um einige der Fragen zu beantworten. Sie haben am Montag nichts an der Strafe geändert. Also bleibt die Message, die nach draußen geht, die gleiche."
Und trotzdem sieht Hamilton keine neue Dauerfehde mit Vettel heraufziehen: "Ich habe immer noch den allerhöchsten Respekt vor ihm als Fahrer." Auch neue Spannungen kann er nicht ausmachen: "Vielleicht habt ihr den Eindruck, dass dem so ist. Aber wir haben telefoniert und ich kann euch versichern, dass wir respektvoll miteinander umgehen."