Nach dem Stroll-Crash ist unklar, ob der Deutsche in Japan das Getriebe tauschen muss und strafversetzt wird - Kimi Räikkönen sorgt sich nicht um Antriebsstrafe
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Ferrari-Pilot Sebastian Vettel macht sich weiter Sorgen: Seine Scuderia hat noch nicht ermittelt, ob sein Getriebe bei der Kollision mit Lance Stroll nach dem Malaysia-Rennen am Sonntag Schaden genommen hat und für den Japan-Grand-Prix am kommenden Wochenende getauscht werden muss. Sollte es nötig sein, würde der Deutsche in der Startaufstellung um fünf Plätze nach hinten versetzt. "Wir werden es prüfen, aber da könnte sicher eine weitere böse Überraschung drohen", so Vettel.
Das Problem: Ein Getriebe darf gemäß der Formel-1-Regeln nur nach einem Ausfall außerhalb des vorgeschriebenen Zyklus straffrei gewechselt werden. Weil Vettel jedoch den Zielstrich in Sepang überfahren hat und gewertet wurde, kann er sich auf die Ausnahmeregelung nicht berufen. Und da die Rennkommissare Stroll nicht die Verantwortung für den Zusammenstoß aufgebürdet haben, sondern in ihrem Bericht von einem beidseitigen Verschulden sprechen, wird es keine Milde geben.
Immerhin ließen die Offiziellen im Zuge der (eigentlich verbotenen) Mitfahrgelegenheit bei Pascal Wehrlein Gnade walten - sogar doppelt: Nicht nur Vettels Aufspringen auf den Sauber-Boliden war nicht erlaubt, sondern er stellte seinen havarierten Ferrari auch nicht ordnungsgemäß ab. Denn Artikel 22.5 des Sportlichen Reglements besagt: "Ein Fahrer, der sein Auto verlässt, muss es im Leerlauf oder ausgekuppelt hinterlassen. Das ERS muss abgeschaltet und das Lenkrad aufgesteckt sein."
Erklärung für illegale "Taxifahrt" und mitgenommenes Lenkrad
Vielmehr schmiss Vettel das Volant bei Wehrlein in das Cockpit, um es an die Box zu transportieren. "Es war ein Reflex", erklärt der Heppenheimer. "Ich habe Pascal da stehen sehen und das Lenkrad nicht aufgesteckt bekommen, weil die Lenksäule komplett eingeschlagen war." Er habe gute Gründe gehabt, nicht nach Protokoll zu verfahren, verteidigt sich Vettel: "Das Auto war beschädigt. Manchmal wird Stecke für Zuschauer geöffnet. Weil ich es nicht mehr montiert bekommen habe, dachte ich, ich könnte es auch mitnehmen, um sicherzugehen. Ich wollte kein Lenkrad verlieren."
Sein Teamkollege Kimi Räikkönen ist trotz des Defektes an seinem Ferrari, der ihn an einem Start in Malaysia hinderte, zuversichtlich, einer Strafversetzung in Suzuka zu entgehen - obwohl weiterhin unklar ist, was den SF70H des Finnen lahmgelegte und ob es sich wie bei Vettel im Qualifying um einen kaputten Auspuffkrümmer handelte. Räikkönen glaubt nicht an beschädigte Antriebskomponenten: "Es war nur die Folge irgendeines Problems. Ich sehe uns da nicht in Schwierigkeiten."
Kimi Räikkönen könnte Verbrennungsmotor straffrei wechseln
Räikkönen, der bei den Turboladern und bei den MGU-Hs sein Kontingent ausgeschöpft hat, darf noch ohne Konsequenzen einen neuen Verbrennungsmotor, eine neue MGU-K, einen neuen Energiespeicher und eine neue Einheitselektronik einsetzen. Es stimmt ihn optimistisch: "Unseren letzten Motor haben wir noch nicht gebraucht. Ich glaube auch nicht, dass es wirklich der Motor wäre." Trotz der Turbulenzen an beiden Autos würde er "nicht wirklich besorgt" nach Japan reisen.
Vielmehr glaubt Räikkönen an einen kuriosen Zufall und nicht an ein systematisches Problem, das über die Vorfälle von Sepang hinaus von Bedeutung wäre. "Es ist ziemlich sonderbar", zieht der Ex-Weltmeister die Augenbrauen hoch. "Wir hatten bislang überhaupts nichts, und dann passiert es zweimal binnen zwei Tagen. Damit haben wir wirklich nicht gerechnet", wundert sich Räikkönen.
Er glaubt an Topresultate im restlichen Saisonverlauf, auch wenn die Roten bei den zwei jüngsten Grands Prix nur zwölf WM-Punkte holten, während Rivale Mercedes 68 Zähler verbuchte. "Wir verfügen über ein gutes Paket, aber wir müssen das Optimum herausholen", argumentiert der "Iceman" und begreift Japan als neue Chance, aus dem mutmaßlich stärksten Material im Starterfeld Kapital zu schlagen: "Unser Auto war zuletzt immer sehr gut - also erwarte ich nichts anderes. Die Strecke ist eine ganz andere, aber wir gehen das Rennwochenende an wie jedes andere auch."