Der Red-Bull-Pilot schätzt Freizeit mehr als Geld und ist im Straßenverkehr ein zahmer Zeitgenosse, beim Monopoly dagegen wird aus ihm ein Vulkan
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Formel-1-Weltmeister haben viele Facetten und auch Sebastian Vettel ist eine Person, an der sich die Geister scheiden. Für manchen ist er der bescheidene, bodenständige 25-Jährige, der keinen Wert auf die eigene Prominenz legt - jemand, mit dem man gerne ein Bier trinken würde. Für andere ist er ein knallharter Machtmensch im eigenen Team, der sich zu verkaufen weiß. Scharfe Kritiker werfen ihm vor, er sei nur dank des Glücksfalls Red Bull der derzeit erfolgreichste Formel-1-Pilot.
Wer immer Vettel nun wirklich ist, zu seinen heimlichen Lastern steht er. Etwa, dass er immer und alles gewinnen will: "Sogar beim Monopoly werde ich wütend, wenn es nicht so läuft", berichtet der dreifache Weltmeister dem 'Spiegel' über Frust zwischen Badstraße und Schlossallee. Und dabei bleiben auch die übrigen Bauherren am Spielbrett nicht verschont: "Es kann vorkommen, dass Mitspieler meinen Ärger zu spüren bekommen. Lange hält mein Zorn allerdings nicht an", so Vettel weiter.
In der Regel dauert es nicht lange, bis der Heppenheimer sich wieder im Griff hat. "Im Nachhinein denke ich: Junge, was soll das eigentlich? Es ist doch bloß ein Spiel." Diese gesunde Haltung ist Vettel auch nicht fremd, wenn es um die Formel 1 und die Tatsache geht, dass es in seiner Sportart mit dem Siegen ganz schnell vorbei sein kann. "Angst davor habe ich nicht. Vielleicht habe ich es bislang ja wirklich ein bisschen einfach gehabt", gibt er zu bedenken. "Wer sich an Erfolg gewöhnt, für den ist er schnell vorbei."
Eine längere Schwächephase wäre ein Charaktertest, den Vettel bisher nicht zu bestehen hatte und würde seinen Biss, im Wettbewerb der Beste sein zu wollen, herausfordern. Sitzt er nicht gerade hinter dem Steuer eines Formel-1-Boliden, ist es damit aber nicht soweit her. "Im Straßenverkehr versuche ich nicht, den Wagen vor mir noch zu überholen, bevor die Ampel auf Rot springt. Ich falle dort nicht besonders auf." Es sei denn: "Vorausgesetzt, ich spiele nicht Badminton oder Monopoly."
Dass er sein Konterfei nicht für jedes Unternehmen in die Kamera hält, um dessen Verkaufszahlen und das eigene Einkommen zu steigern, erklärt Vettel so: "Brauche ich wirklich noch mehr auf dem Konto? Verpflichtungen kosten Zeit. Da ist mir Freizeit lieber." Vielleicht kann er deshalb auch Kollege Kimi Räikkönen so gut leiden: "Wenn er zu etwas keine Lust hat, macht er keinen Hehl daraus. Ich schätze an ihm, dass er auch privat so ist. Auch wenn er auf manche vielleicht seltsam wirkt."