Sebastian Vettel auf Rekordjagd: Warum der Formel-1-Einstieg für ihn so mühsam war und wieso er Pokale und Trophäen für seine zukünftigen Kinder aufbewahrt
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Sebastian Vettel ist einer der erfolgreichsten Formel-1-Piloten der Geschichte. Seine Bilanz ist unglaublich: Der Red-Bull-Pilot hat insgesamt 37 Grand-Prix-Siege, vier WM-Titel und 12.285 Führungskilometer zu Buche stehen - eine Distanz von Heppenheim bis nach Bangkok. Und das im Alter von 26 Jahren - da hatte der vierfache Weltmeister Alain Prost gerade mal seinen ersten Grand Prix gewonnen.
"Die Schallmauer von 10.000 Führungskilometer haben nur wenige Fahrer durchbrochen", weiß auch Vettel selbst, der als besonders geschichtsbewusster Formel-1-Pilot gilt. Konkret waren dies nur Michael Schumacher, Ayrton Senna, Alain Prost, Vettel und Jim Clark . "Dabei muss man immer bedenken, dass früher auch weniger Rennen gefahren wurden. Aber es ist schon ein ganz schöner Weg bis nach Bangkok...", scherzt er gegenüber 'ServusTV'.
Karrierebeginn: Vettel in den Mühlen der Politik
Dabei war es keineswegs in Stein gemeißelt, dass Vettel diesen Sport erobern wird. Obwohl er im BMW-Sauber 2006 als Freitag-Tester mit Bestzeiten für Aufsehen sorgte, konnte er bei seinem Formel-1-Debüt 2007 in Indianapolis als Ersatz für den verletzten Robert Kubica nicht mit seinem Teamkollegen Nick Heidfeld mithalten. Und auch bei den ersten Rennen für Toro Rosso stach er neben Tonio Liuzzi kaum hervor.
Vettel erinnert sich an das Indy-Debüt: "Körperlich war ich nach diesem ersten Rennen komplett am Ende. Ich habe es aber geschafft, den Punkt zu retten. Dadurch ging die Tür auf zu dem freien Platz bei Toro Rosso." Der Heppenheimer hat die ersten Gehversuche in der Formel 1 als schwierige Zeit in Erinnerung: "Es gab nur wenige Leute, die wirklich an mich geglaubt haben und mir die Chance geben wollten. Es war schwierig. Man wird da in jungen Jahren schon in die Politik hineingezogen."
2008 - also in seiner ersten vollen Formel-1-Saison bei Toro Rosso - schlug Vettel dann ein wie eine Bombe und feierte in Monza bei Regen seinen ersten Grand-Prix-Sieg. "Das war der Durchbruch, weil man etwas Einmaliges zeigen konnte", erinnert er sich. "Dadurch konnte ich auf mich aufmerksam machen. Letztlich sprang dann der Platz bei Red Bull dabei heraus."
Pokale für die Kinder
Dann nahm die Geschichte ihren Lauf, und die Pokalsammlung wurde immer größer. Auch seine Helme sammelt der Red-Bull-Pilot. Wie es dazu kam? "Bei meinem ersten Sieg 2008 in Monza dachte ich: Das ist sicher was Besonderes, den Helm musst du jetzt aufheben. Man weiß ja nie, ob so etwas nochmals passiert", sagt Vettel gegenüber dem 'Blick'. "Daran hat sich nichts geändert. Wenn ich das jetzt absetzen würde, dann ... Bei solchen Kleinigkeiten bin ich eben etwas abergläubisch."
Kein Wunder, dass sein Bauernhof in der Schweiz zunehmend einem Museum ähnelt. Ganz im Gegensatz zu anderen Piloten aus der Formel-1-Geschichte wie Niki Lauda legt Vettel wert auf Trophäen. "Der Lauda hat mir erzählt, dass er seine Pokale immer gleich dem Erstbesten verschenkt hat. Am Flughafen, damit er sein Auto gereinigt bekommt oder so", erzählt der Red-Bull-Pilot. "Die haben sich natürlich gefreut."
Vettel selbst stehe zwar "jetzt nicht jeden Tag vor den Trophäen" und denke "oh toll, oh toll, oh toll", aber er glaubt, dass ihm die Pokale nach der Karriere viel Freude bringen werden: "Irgendwann ist man alt und hat Kinder oder Enkelkinder - und will Ihnen sagen, wie cool man ist oder wie cool man war. Und was man alles erreicht hat! Dann kann man auch sagen, guckt mal da - und es bringt einem selbst was aus der Vergangenheit zurück. Und die Freude ist da. Deshalb finde ich es schade, wenn man etwas verschenkt oder sogar wegschmeißt. Dann bezahle ich lieber dafür, dass mir am Flughafen jemand das Auto reinigt!"