Während Eddie Jordan über neuen Verstappen-Vertrag rätselt, lobt Jacques Villeneuve Verstappens Cleverness und kritisiert Toro-Rosso-Aussteiger Daniil Kwjat
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Schon häufiger lag "Formel-1-Orakel" Eddie Jordan mit seinen Prognosen bezüglich künftiger Entwicklungen im Grand-Prix-Sport richtig. Mit dem neuen langfristigen Vertrag zwischen Max Verstappen und Red Bull, der am Austin-Wochenende bis einschließlich der Saison 2020 unterzeichnet wurde, hat aber auch Jordan nicht gerechnet.
Selbst jetzt, da die Tinte unter Verstappens neuem Kontrakt trocken ist, rätselt Jordan noch, was dahintersteckt. "Ich weiß es tatsächlich nicht. Ich stelle mir die gleiche Frage. Was außer Geld könnte es sein?", so der ehemalige Formel-1-Teambesitzer, um anzufügen: "Vielleicht weiß er etwas, was wir nicht wissen."
Gegen Mercedes und Ferrari sah Red Bull in der dem Ende entgegen gehenden Saison 2017 nur selten Land. Verstappen gewann den Grand Prix von Malaysia nach ellenlanger Pechsträhne mit Defekten und Crashs. Teamkollege Daniel Ricciardo siegte beim Grand Prix von Aserbaidschan, profitierte dabei aber nicht zuletzt von Sebastian Vettels Rambo-Manöver gegen Lewis Hamilton kurz vor einem Restart nach Safety-Car-Phase.
Warum also hat sich Verstappen derart früh derart lange an Red Bull gebunden? Helmut Marko offenbarte in diesem Zusammenhang, dass die Initiative tatsächlich von Verstappen und nicht von Red Bull ausging. "Ich kann nur vermuten, dass Red Bull auf der Motorenseite eine langfristige Lösung an der Hand hat, die ihnen die klare Chance auf den Gewinn von Weltmeisterschaften bietet", so Jordan, um anzumerken: "Das ist aber etwas, was wir nicht wissen. Es wurde uns nicht gesagt. Also müssen wir abwarten."
Villeneuve lobt Verstappens cleveres Händchen
Ex-Formel-1-Weltmeister Jacques Villeneuve weiß zwar ebenfalls nicht, welche Einzelheiten den Ausschlag für Verstappens Vertragsverlängerung gegeben haben. Der Kanadier lobt den Niederländer aber für sein cleveres Händchen beim Verhandeln.
"All das Gerede fand nur statt, um sie (Red Bull; Anm. d. Red.) dazu zu zwingen, frühzeitig einen Vertrag, und zwar einen größeren Vertrag, zu unterzeichnen", spricht Villeneuve darauf an, dass Verstappen für die nähere Zukunft gerüchteweise auch mit Ferrari und Mercedes in Verbindung gebracht wurde.
"Es ist alles nur Politik. Es sind alles nur Spielchen", weiß der Weltmeister von 1997 und legt dar: "Ein Weltmeister kann um Rückversicherung anfragen. Ein Fahrer, der zwei Grands Prix gewonnen hat, kann das aber noch nicht erzwingen. Doch er (Verstappen; Anm. d. Red.) hat Red Bull unter Druck gesetzt und Red Bull hat sich breitschlagen lassen. Das ist gut für ihn. Gut gemacht."
Dass auch Red Bull mit der langfristigen Zusammenarbeit über mindestens drei weitere Jahre glücklich zu sein scheint, führt Villeneuve darauf zurück, dass man das Formel-1-Juwel Verstappen somit bis auf Weiteres in eigenen Reihen weiß: "Er ist das Lieblingskind von Red Bull. Sie wollenen ihre Zukunft um ihn herum aufbauen. Sie wollten nicht das Risiko eingehen, ihn an jemanden anderen zu verlieren. Jetzt haben sie es schriftlich. Er ist die Zukunft von Red Bull."
Villeneuve kritisiert Kwjat heftig
So löblich sich Villeneuve über Verstappen äußerst, so hart geht er mit einem anderen Fahrer aus dem Red-Bull-Kader ins Gericht: Daniil Kwjat. Angesprochen darauf, dass die Zeit des Russen im Lager der "Bullen" zu Ende geht, entgegnet Villeneuve: "Hoffen wir mal. Hoffen wir mal."
Seiner wenig schmeichelhaften Einschätzung lässt Villeneuve als Erklärung umgehend noch heftigere Kritik an Kwjat folgen: "Man muss sich nur einmal ansehen, was er geleistet hat. Noch dazu ist er sehr arrogant und aggressiv, ohne das mit Ergebnissen rechtfertigen zu können. Es ist also Zeit, nach vorn zu blicken und jemanden anderen ins Auto zu setzen. Wie lange hat man ihm jetzt Zeit gegeben? Drei Jahre? Das sollte lang genug gewesen sein, um das volle Potenzial zu zeigen. Es ist nun mal ein hartes Geschäft. Es ist die Formel 1. Die ist nichts für Schwache. Entweder bist du gut genug oder nicht."
Marko bestätigt: Kwjat ist bei Toro Rosso raus
Als ob er auf Villeneuve gehört hätte, bestätigt Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko, dass Kwjat bei Toro Rosso nach dem US-Grand-Prix endgültig abserviert wurde. "Kwjat wird nicht noch einmal zurückkehren. Wir glauben nicht, dass er den Turnaround langfristig noch schafft", so Marko gegenüber 'Auto Bild motorsport'.
In diesem Zusammenhang bestätigt Marko auch, dass Brendon Hartley und Pierre Gasly nicht nur beim Grand Prix von Mexiko am Wochenende die Toro-Rosso-Paarung sein werden, sondern auch bei den anschließenden Grands Prix von Brasilien und Abu Dhabi. "Gasly und Hartley fahren die Saison zu Ende. Dann sehen wir weiter", so der Red-Bull-Motorsportberater.