Jacques Villeneuve und Alain Prost sind bezüglich der Reife von Sebastian Vettel geteilter Meinung. Villeneuve zweifelt noch, Prost ist voll des Lobes.
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Mit dem Gewinn des Weltmeister-Titels 2010 hat Sebastian Vettel für viele die endgültige Reifeprüfung in der Formel 1 abgelegt. Vor allem seine starke Form in den letzten Saisonrennen belehrte viele Zweifler eines Besseren. Doch Jacques Villeneuve, Weltmeister des Jahres 1997, hat nach wie vor Zweifel daran, ob der Deutsche wirklich Reife bewiesen hat. "Er ist sehr schnell, aber ich habe das Gefühl, er hat Probleme, seine Emotionen zu kontrollieren", meinte der Kanadier. "Ich sah, wie er in der Boxengasse gegenüber den Stewarts seinen Finger erhob und ich finde es schwer zu verstehen, wie man das auf diesem Level machen kann. Das ist mehr wie ein kleines Kind."
Die Schuld an dem Verhalten wollte er aber weniger Vettel sondern vielmehr Red Bull in die Schuhe schieben. "Er ist seine ganze Karriere gleich behandelt worden. Schon mit 14 wusste er, dass er in die Formel 1 kommen würde. Wenn er einen Fehler macht, wird ihm gesagt: 'Nein, du hast nichts falsch gemacht, alles ist in Ordnung.' Wir werden sehen, wie er sich nun verhält [da er Weltmeister ist]", erklärte Villeneuve gegenüber Auto Hebdo. Er verglich die Situation mit der von Lewis Hamilton, der nach seiner Ansicht zunächst auch unreif wirkte, dann nach dem Gewinn des WM-Titels ein schlechtes Jahr hatte und 2010 schließlich "ein Mann" war.
Hamiltons Weg
"Dieses Jahr hat Vettel auf dumme Art und Weise Webber raus geschossen, aber das Team sagte, es war Webbers Fehler. Schauen wir, was passiert - wird es besser oder schlechter oder wird er nun reifer sein? Wenn es in die Richtung von Hamilton geht, wird er weitere Weltmeisterschaften gewinnen. Ansonsten wird er nie aus seinen Fehlern lernen", betonte Villeneuve.
Etwas anders sah der vierfache Weltmeister Alain Prost die Sache. Der Franzose ist mittlerweile ein Bewunderer Vettels geworden, nachdem er etwas Zeit mit dem Deutschen verbracht hat. "Er ist sehr jung, aber schon sehr reif. Ich sehe auch eine Frische, einen Enthusiasmus, der mir wirklich gefällt. Das ist nicht bei allen jungen Formel-1-Fahrern so. Das ist eine Sache, die mich überrascht: man fühlt bei einigen Fahrern die Leidenschaft nicht, es ist, als ob sie nur für das Business da wären. Aber bei Vettel spüre ich die Frische und die Leidenschaft und ich hoffe, er behält das so lange wie möglich", sagte Prost.
Radikale Änderung
Vor allem der Endspurt Vettels in der Saison 2010 hatte den Franzosen überzeugt. So war er früher durchaus kritisch gewesen, als der Deutsche Fehler machte. "Aber bei einem Fahrer mit so viel Elan und Charakter ist das schwer zu unterdrücken. Nach dem August sah ich eine radikale Änderung. Ohne den Zwischenfall in Korea [Motorschaden] hätte er die letzten vier Rennen alle gewonnen. Er ist ein großer Champion, kein Zweifel. Zur Mitte der Saison hätte man ein anderes Urteil fällen können, aber am Ende können wir 'Bravo' sagen", meinte Prost.
