Villeneuve: Safety-Car muss immer rauskommen!

, 05.10.2014

Jacques Villeneuve fordert, dass das Safety-Car künftig bei jedem Unfall eingesetzt werden soll - So hätte der Unfall von Jules Bianchi verhindert werden können

Nach dem folgenschweren Unfall von Marussia-Pilot Jules Bianchi beim Großen Preis von Japan beginnen allmählich die Diskussionen, ob und wie das Unglück hätte verhindert werden können. Hätte man das Rennen wegen des starken Regens früher beginnen oder gar abbrechen müssen? War es womöglich bereits zu dunkel, um noch sicher um die Strecke zu fahren? Ex-Formel-1-Fahrer Jacques Villeneuve sieht den Ursprung des Crashs in der zögerlichen Entscheidung der Rennleitung, das Safety-Car auf die Strecke zu schicken.

Adrian Sutil war mit seinem Auto in Kurve 8 aufgeschwommen, von der Strecke abgekommen und in die Reifenstapel eingeschlagen. Obwohl der Regen unaufhörlich auf Suzuka prasselte, wurden zunächst nur gelbe Flaggen geschwenkt, um vor der Bergung des havarierten Saubers zu warnen. In der folgenden Runde ereilte Bianchi an selber Stelle offenbar ein ähnliches Schicksal wie Sutil. Mit dem gravierenden Unterschied, dass keine Reifenstapel den Aufprall des 25-Jährigen dämpften, sondern ihn ein Abschleppkran abrupt stoppte.

In Villeneuves Augen muss die Formel 1 den Einsatz des Safety-Cars in Gefahrensituationen nach dem Japan-Grand-Prix grundlegend überdenken: "Die Safety-Car-Regeln müssen geändert werden, da sollte man sich Amerika zum Vorbild nehmen. Dort kommt das Safety-Car jedes Mal, wenn es einen Unfall gibt, auf die Strecke", erklärt der Kanadier, dessen Vater Gilles im Jahr 1982 bei einem Trainingsunfall in Zolder ums Leben kam, gegenüber 'Motorsport-Total.com'. "Es sollte keinen Spielraum mehr für subjektive Einschätzungen geben."

Gelbe Flaggen reichen nicht aus

Das Problem bei diesem Konzept sei allerdings, dass sich sowohl Medien als auch Fans immer wieder beschweren, wenn das Safety-Car wegen kleinerer Zwischenfälle auf die Strecke kommt und den Rennausgang dadurch maßgeblich beeinflusst. "Nun werden sich einige hinterfragen", ist sich Villeneuve sicher: "Natürlich verlangsamt das manchmal das Rennen ein bisschen, aber zumindest vermeidest du auf diese Weise Unfälle wie heute. Man muss sich trennen von dieser menschlichen Entscheidung über eine Situation, die eigentlich niemand einschätzen kann."

Der Weltmeister von 1997, der in Summe elf Jahre in der Königsklasse unterwegs war, spricht aus eigener Erfahrung: "Wann immer ich Rennen gefahren bin und einen Unfall hatte, war ich jedes Mal besorgt, dass jemand anderer in mich hineinkrachen könnte. Oder, wenn ich an einem Unfall vorbeikam, dass ich in die hineinkrachen könnte. Ich mochte diese geschwenkten gelben Flaggen nie, denn selbst wenn du abbremst, kannst du immer noch einen Reifenschaden oder einen Radaufhängungsbruch haben..."

Zudem sehe man als Fahrer die geschwenkten Flaggen oftmals nicht, wenn man sich gerade in einem Zweikampf befindet. "Es sollte also eine Regel geben, nach der bei jedem Unfall das Safety-Car kommt - ganz egal, wie schlimm es auch sein mag." Dasselbe gelte für herumliegende Teile auf der Strecke: "Streckenposten sollten nicht über die Strecke laufen und Trümmer einsammeln, während die Autos vorbeifahren", meint Villeneuve und fordert: "Nehmt diesen Bewertungsspielraum weg!"

Neuregelung längst überfällig

Ein Unfall liege demnach immer dann vor, wenn ein Auto auf der Strecke liegen bleibt, so der 43-Jährige: "Sobald jemand auf die Strecke muss, um ein Fahrzeug zu bergen, brauchst du das Safety-Car. Dann weiß jeder, woran er ist, und es kann sich niemand mehr beschweren. So sollte es eigentlich seit Jahren sein, in Amerika ist das schon immer so, da kommt es einfach immer heraus."

Zwar sei auch das nicht der optimale Weg, aber immerhin herrsche in den USA dadurch eine bessere Sicherheit: "Die Leute beschweren sich, dass es zu oft rauskommt, und es kann auch nicht alles verhindern. Aber es vermeidet definitiv Situationen wie die von heute. Ich bin ohnehin überrascht, dass so etwas noch nie zuvor passiert ist, denn es gab schon oft Fälle, in denen sich ein Auto dreht, und ein anderes nur Zentimeter daran vorbeirast. Ich denke, wir hatten bisher einfach nur Glück."

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