Ross Brawn rührt die Werbetrommel für eine fairere Einnahmenverteilung in der Formel 1 - Vorbild ist die NFL, in der alle Teams ein Stück vom Kuchen bekommen
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Ross Brawn bastelt fleißig an der Zukunft der Formel 1. Der neue Sportchef der Königsklasse möchte eine fairere Einnahmenverteilung ab der Saison 2021 erreichen. Vorher ist das nicht möglich, denn die Verträge, die Ex-Formel-1-Boss Bernie Ecclestone mit den Teams ausgehandelt hat, laufen noch bis einschließlich 2020. Erst danach könnte es den Bonuszahlungen für Ferrari, Mercedes und Co. an den Kragen gehen - und Brawn gibt sich durchaus zuversichtlich.
"Es wird immer verschiedene Ansichten geben", wird der 62-Jährige von 'Autosport' zitiert. "Aber im Großen und Ganzen gibt es eine hohe Bereitschaft zur Kooperation", zeigt sich Brawn optimistisch. Er sei sich zwar bewusst, dass die Gespräche mit den Teams "etwas hitzig" werden könnten, doch der ehemalige Ferrari- und Mercedes-Mann möchte das Thema so schnell wie möglich anschieben.
"Die Diskussion darüber muss beginnen, damit jeder weiß, wo die anderen stehen. Dann können wir anfangen, nach Lösungen zu suchen", erklärt Brawn seinen Plan. Zwar ist theoretisch noch eine Menge Zeit, bis die aktuellen Vereinbarungen auslaufen, doch die Vergangenheit hat bereits mehr als einmal gezeigt, dass sich die Verhandlungen mit den Teams ziemlich in die Länge ziehen können.
"Wir wollen kein 'Mexican standoff' wie 2020, um zu sehen, wer als Erster aufgibt. Das ist das letzte Mal passiert", erinnert Brawn an die Situation im Jahr 2013 zurück. Jetzt muss sich die Formel 1 noch viele Jahre mit einem komplett ungleichen Verteilungsschlüssel der Gelder herumärgern. Vor allem die kleinen Teams leiden unter diesem Zustand. Eine Situation, die Brawn auf jeden Fall verbessern möchte.
Vorbild könnte hier die NFL, die US-amerikanische American-Football-Liga, sein. "Im American Football gab es eine Zeit, in der das Bonussystem ziemlich kaputt war. Die beiden Topteams bekamen das meiste Geld und der Rest hatte Probleme", berichtet Brawn und ergänzt: "Die beiden Topteams haben ihre Position aufgegeben, um eine gerechte Lösung zu finden."
Heutzutage gibt es in der NFL ein System, das das Geld gleichmäßig an alle teilnehmenden Mannschaften ausschüttet. Brawn erklärt, dass die größeren Teams mittlerweile sogar mehr Geld als vorher einnehmen, weil der Sport durch den ausgeglicheneren Wettbewerb noch einmal deutlich populärer geworden ist - und damit auch mehr Einnahmen als früher generiert. Brawns rhetorische Frage: "Gibt es dort eine Lektion, die wir lernen können?"
"Es ist ein großartiges Beispiel für die Balance zwischen Sport und Kommerzialisierung", findet der 62-Jährige und erinnert daran, dass Liberty Media ohnehin aus dem US-Sport kommt und sich damit in dieser Hinsicht bestens auskennt. "Es ist eine große Herausforderung, aber wir werden es versuchen", erklärt Brawn. Klar ist aber auch, dass eine Reform 2020 ohne den Willen der Teams nicht möglich sein wird.