Jaime Alguersuari fühlt sich vor dem Showdown 2012 an Abu Dhabi 2010 erinnert, analysiert das Psychoduell und stuft Alonsos Leistung höher ein als die von Vettel
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Am kommenden Wochenende steht der große Showdown im Titelkampf 2012 bevor. Sebastian Vettel geht mit 13 WM-Punkten Vorsprung auf Herausforderer Fernando Alonso in den Grand Prix von Brasilien. Schon im Sommer meinte er, dass diese Weltmeisterschaft im Kopf entschieden wird. Er könnte recht behalten: Der spanische Ferrari-Star versucht bereits seit einigen Rennen, den Red-Bull-Piloten mit Psychotricks aus dem Konzept zu bringen, doch der wiederholt gebetsmühlenartig, dass er sich nur auf sich und sein Team konzentriert.
In Brasilien ist der Druck für Vettel aber nun enorm: Zuletzt tauchten die Lichtmaschinen-Probleme bei Mark Webbers Red-Bull-Boliden wieder auf, die Vettel bereits zwei Mal in dieser Saison aus dem Rennen gerissen haben. Zudem droht in Interlagos neben der durch die Streckencharakteristik gegebenen Gefahr eines Chaosrennens Regen als zusätzlicher Spannungsfaktor. Bedingungen, bei denen sich Alonso besonders wohlfühlt, wie er dieses Jahr bei den Regen-Qualifyings in Silverstone und Hockenheim mit der Pole unter Beweis gestellt hat.
Alguersuari vergleicht Titelkrimi mit Pokerspiel
Doch wie sollen die beiden Piloten an dieses entscheidende Wochenende herangehen? "Für Alonso gibt es nur eine richtige Herangehensweise", findet Ex-Toro-Rosso-Pilot Jaime Alguersuari in seiner 'BBC'-Kolumne. "Er muss Risiken nehmen und vom ersten bis zum letzten Moment aggressiv sein. Für Vettel ist die einzig richtige Herangehensweise, konservativ zu sein, denn er kann nur verlieren."
Alonsos Landsmann vergleicht die Ausgangssituation mit einem Pokerspiel: "Beide Spieler haben unterschiedliche Karten in der Hand und müssen sie so gut wie möglich einsetzen. Und die Person mit den besten Karten muss nicht zwangsläufig gewinnen."
Alguersuari fällt auf, dass Vettel und Alonso bereits einmal in einer ähnlichen Situation waren wie nun in Brasilien - allerdings mit vertauschten Rollen: "Jetzt erleben wir das exakte Gegenteil des Titelfinales 2010, als Vettel vor dem letzten Saisonrennen 15 Punkte hinter Alonso lag und am Ende Weltmeister wurde."
Alonsos Leistung höher einzustufen?
Er glaubt, dass "Kleinigkeiten wie die Boxenstopps, die Strategie und die Reifenwahl" den Ausschlag über Sieg und Niederlage geben könnten. Seiner Meinung nach haben beide Piloten in dieser Saison eine großartige Leistung gezeigt, er erkennt aber leichte Vorteile bei seinem Landsmann: "Wenn Alonso mit einem schlechteren Auto als Vettel in diese Position gekommen ist, dann, weil er mit den Situationen bestmöglich umgegangen ist. Er hat riskiert, wenn er riskieren musste. Und er war konservativ, wenn es nötig war."
Alguersuari zeigt sich vor allem von Alonsos Saisonauftakt begeistert: "Der Ferrari war beim ersten Rennen um 1,5 Sekunden zu langsam, und er hat es trotzdem geschafft, in die Top 5 zu fahren. Eine Woche später in Malaysia hat er gewonnen. Unglaublich!" Vettel siegte hingegen nur, "wenn er das beste Auto hatte. Wenn das nicht der Fall war, dann fuhr er in die Top 5."