Mark Webber erklärt im Interview, warum er der Formel 1 zu Gunsten der Le-Mans-Szene den Rücken kehrt und inwiefern Red Bull eine Rolle gespielt hat
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Mark Webber wird die Formel 1 Ende der laufenden Saison verlassen. Der langjährige Red-Bull-Pilot und Teilnehmer an insgesamt mehr als 200 Grands Prix startet 2014 in der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) für Porsche und kehrt damit nach Le Mans zurück.
Im Interview spricht Webber über die Beweggründe für seinen Wechsel, über die Faszination Le Mans, über den Einfluss von Red Bull im Zusammenhang mit der Entscheidung und über eine mögliche Rückkehr in die Königsklasse.
Frage: "Mark, warum hast du die Entscheidung getroffen, nach Ende der laufenden Saison zu Porsche in die WEC zu wechseln?
Mark Webber: "Es ist der perfekte Zeitpunkt, um zu einem neuen Programm hinzuzustoßen. Die Zusammenarbeit mit einer der berühmtesten Marken im Motorsport ist für mich eine irre Herausforderung und eine tolle Zukunftsperspektive."
Le Mans grausam und verlockend zugleich
Frage: "Mit welchem Gefühl wirst du nach den Vorkommnissen von 1999 nach Le Mans zurückkehren?"
Webber: "Ich akzeptiere es, dass der Motorsport gefährlich ist, doch Le Mans ist eine der berühmtesten Rennstrecken der Welt und um ehrlich zu sein, habe ich dort noch eine Rechnung offen. Wie wir erst kürzlich gesehen haben, kann Le Mans grausam sein, doch gleichzeitig ist es eine ungeheuer große Verlockung. Diese macht einen Teil der Faszination aus."
Frage: "Haben die Ereignisse beim diesjährigen Grand Prix von Malaysia oder andere teaminterne Vorkommnisse deine Entscheidung beeinflusst?"
Webber: "Nein. Ich hatte für mich persönlich einen Plan und habe mich an diesen gehalten. Dies ist nun das nächste Kapitel."
Frage: "Wurdest du bei Red Bull unter Druck gesetzt, das Team zu verlassen oder war es einzig und allein deine Entscheidung?"
Webber: "Ich habe das Team niemals um mehr Arbeit gebeten, hielt aber während der zurückliegenden sechs bis acht Monate Kontakt zu Dietrich Mateschitz. Er ist für mich ein echter Charakter. In Zukunft werde ich der Red-Bull-Familie erhalten bleiben, weiterhin mit der Marke zusammenarbeiten und andere Red-Bull-Athleten bei ihren Versuchen, die Grenzen zu überschreiten, unterstützen."
Alter spielte eine Rolle, Red Bull nicht
Frage: "Du bist einer der ältesten Fahrer im Feld. Hat das Alter eine Auswirkung auf deine Art zu fahren und hat es im Zusammenhang mit deiner Entscheidung, die Formel 1 zu verlassen, eine Rolle gespielt?"
Webber: "Natürlich würde man am liebsten seine gesamte Formel-1-Karriere im Alter von 25 Jahren bestreiten. Man kann jeden Sportler und jede Sportlerin Ende 30 fragen. Alle werden sie sagen, dass es in diesem Alter nicht einfacher wird. Das ist einfach eine Tatsache im Profisport."
Frage: "Hattest du Angebote, in der Formel 1 zu bleiben?"
Webber: "Ja, da die Formel 1 für 2014 aber nicht auf meinem Radar war, habe ich mich damit nicht befasst."
Frage: "Schließt du eine Rückkehr in die Formel 1 für die Zukunft aus?"
Webber: "Ich würde sagen, es ist extrem unwahrscheinlich, dass ich zurückkomme. Vor allem wenn man bedenkt, in welche Richtung sich diese Rennserie bewegt. Man wäre sehr schnell im Hintertreffen."
Frage: "Was von der Formel 1 wirst du vermissen?"
Webber: "Mir ist klar, dass die Formel 1 als die absolute Königsklasse des Motorsports angesehen wird. In dieser habe ich mit einigen unglaublichen Leuten, allen voran Adrian Newey, zusammengearbeitet. Ich war bei einigen der schwierigsten Bedingungen unterwegs und fuhr auf einigen der am meisten herausfordernden Strecken gegen einige unglaubliche Fahrer. Dies werde ich noch bis zum Ende der Saison tun. Ob ich etwas davon vermissen werde? Ja, natürlich, doch die Zeit steht für niemanden still. Für mich ist es Zeit, meine nächste Herausforderung in Angriff zu nehmen."