Mark Webbers emotionaler Abschied ohne Helm: Seitens der FIA droht ihm rein theoretisch eine Strafe, praktisch fanden die Aktion jedoch fast alle toll
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Mark Webber hatte Lebensgefährtin Ann Neal und seine Eltern zu Hause gelassen, weil er nicht erwartete, dass das letzte Formel-1-Rennen seines Lebens eine besonders emotionale Angelegenheit werden würde. "Aber ich glaube, es hat ihn dann doch mehr bewegt, als er vorher zugeben wollte", lächelt Red-Bull-Teamchef Christian Horner. Der hatte seinem Fahrer zuvor schon ins Cockpit gefunkt: "Danke für die gemeinsamen Jahre. Du kannst stolz sein auf alles, was du erreicht hast!"
Geweint hat Webber allerdings nicht - weder vor dem Start, als ihn seine Crew mit australischer Flagge und der inoffiziellen Nationalhymne "Waltzing Matilda" empfing, noch nach der Zieldurchfahrt, als er während der Auslaufrunde den Helm vom Kopf nahm. Die paar Tränchen, die sich in seinen Augenwinkeln bildeten, kamen offenbar nur vom Fahrtwind: "Es war der Wind. Da haben mir durchaus die Augen getränt", sagt der 37-Jährige.
Schön für die TV-Zuschauer, dass bei Webber auch noch eine Onboard-Kamera montiert war, die sein Gesicht in Großaufnahme zeigte. Dabei wäre die Aktion beinahe gescheitert: "Es ist nicht so einfach, das HANS-System vom Helm zu entfernen. Ich habe eine halbe Runde gebraucht, um die linke Seite zu lösen. Ich habe es schließlich geschafft. Doch ohne Helm ist das Auto unheimlich laut. Es war irre laut! Ich spürte sämtliche Vibrationen. Und ich hörte alle möglichen Geräusche, die man mit dem Helm auf dem Kopf wirklich nicht hört, so viel steht fest."
Formel-1-Fahrer sonst nie zu sehen
Es sei gut gewesen, den Helm abzunehmen, weil so Fans und Streckenposten seine Emotionen sehen konnten: "In diesem Sport ist es nicht so einfach, die Person hinter dem Lenkrad zu zeigen. In vielen anderen Sportarten ist das möglich, doch in der Formel 1 haben wir immer den Helm auf. Es war nett, ohne Helm zurückzufahren. Man sieht uns ja sonst nur auf dem Treppchen ohne Helm. Und das auch nur an einem guten Tag. Wir hatten dieses Mal beides."
Romain Grosjean, zu jenem Zeitpunkt nach seinem Motorschaden schon Zuschauer, fand die Webber-Aktion "cool, hat mir gefallen!" Aber er spricht auch an: "Ich weiß nicht, ob er deswegen Ärger bekommt." Denn normalerweise ist es natürlich verboten, ohne Helm zu fahren. Aber Horner hofft, dass die FIA diesmal ein Auge zudrücken wird: "Es ist klasse für Mark. Ich denke, es ist auch großartig für die Formel 1."
Grosjean befürchtet nachträgliche Strafe
"Sie könnten ihm immerhin noch nachträglich eine 20-Sekunden-Strafe aufbrummen oder so", fürchtet Grosjean. "Hoffentlich lassen sie das. Es waren schöne Bilder. Es muss für ihn sehr emotional gewesen sein." Genau wie für Gerhard Berger, der beim ersten Sieg nach seinem Feuerunfall in Estoril 1989 die Auslaufrunde ebenfalls ohne Helm fuhr. Damals gab es keine Strafe, sondern nur eine Verwarnung. Damit könnte Webber wohl gut leben.
Warum das Abnehmen des Helms eigentlich verboten ist, scheint ihm aber klar zu sein: "Im letzten Sektor wurde ich dann noch etwas eingeklemmt. Die Streckenposten hatten wohl schon etwas Angst, dass ich nicht nach links lenken könnte, aber es ist alles gutgegangen", berichtet der Red-Bull-Pilot. "Es war ein schöner Augenblick, so zurückzufahren, das Auto mal auf etwas andere Art und Weise zurückzubringen."
Ein ganz besonderes Geschenk gab es für Webber übrigens während der internationalen Pressekonferenz, als ihm Bernie Ecclestone höchstpersönlich eine brasilianische Flagge überreichte - mit seiner eigenen Unterschrift und der von allen Fahrern. Nebenbei bemerkt: Auch Sebastian Vettel wurde beschenkt: Für ihn gab's von den Kollegen von 'Sky' einen TV-Receiver im Design seines Lieblings-Fußballvereins Eintracht Frankfurt...