Helmut Marko schildert das Anforderungsprofil für den zweiten Red-Bull-Piloten und kündigt Entscheidung für August an - Lotus optimistisch, den Finnen halten zu können
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Bei Red Bull gibt man weiterhin vor, bezüglich einer Nachfolge für das Ende der Saison durch Mark Webbers Formel-1-Abschied frei werdende Cockpit keine Eile zu haben. Die Indizien verdichten sich allerdings, dass Kimi Räikkönen der neue Teamkollege von Sebastian Vettel wird. Neben dem bis Ende des Jahres noch bei Lotus unter Vertrag stehenden Finnen werden den beiden Toro-Rosso-Piloten Daniel Ricciardo und Jean-Eric Vergne Chancen eingeräumt.
"Traditionell wird in der Sommerpause bei Red Bull die Fahrerfrage diskutiert und auch entschieden. Wir müssen den Fahrer finden, der mittelfristig - also in den nächsten zwei, drei Jahren - für das Team das Optimum ist", wiederholt Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko gegenüber 'ServusTV' seine bereits mehrfach getätigten Aussagen und hält fest: "Es sind sehr viele Kriterien, die passen müssen."
So komme es auf "die Arbeit neben der Strecke wie Simulator, wahnsinnig viele technische Briefings und dergleichen", ebenso an wie auf "der anderen Seite zwei starke Fahrer, damit du die Konstrukteursmeisterschaft gewinnst". Teil eins des von Marko dargestellten Anforderungsprofils spricht nicht unbedingt für "Iceman" Räikkönen, der bei Lotus einen großen Bogen um den teameigenen Simulator macht und auch den einen oder anderen Termin mit Teammitgliedern oder Medienvertretern gerne mal sausen lässt.
Red Bull plant bis 2016
Teil zwei des von Marko geschilderten Anforderungsprofils spricht indes umso mehr für den Weltmeister des Jahres 2007, der in seiner Comeback-Saison 2012 und auch in diesem Jahr regelmäßig mit starken Leistungen von sich reden macht. In den inzwischen 29 Rennen seiner zweiten Formel-1-Karriere kam Räikkönen immer ins Ziel, mit Ausnahme des Grand Prix von China 2012 immer in den Punkterängen. Zwei Siege und insgesamt zwölf Besuche auf dem Podest mit dem nicht immer konkurrenzfähigen Lotus unterstreichen die fahrerischen Qualitäten des Finnen nachdrücklich.
Vom Beispiel Ferrari, wo es in Person von Fernando Alonso eine klare Nummer eins und in Person von Felipe Massa eine klare Nummer zwei gibt, hält man bei Red Bull ohnehin nicht viel, wie Marko betont: "Wir wollen beides, die Fahrer- und die Konstrukteursmeisterschaft gewinnen. Das Gegenstück ist Ferrari, wo man alleine auf Alonso und die Fahrermeisterschaft setzt."
"Wir haben jetzt die Qual der Wahl", sagt der Red-Bull-Motorsportberater und fügt nicht ohne Stolz an. "Es gibt den Kimi und es gibt sehr viele Fahrer - oder anders gesagt, fast niemanden, der nicht bei uns fahren wollte." In diesem Zusammenhang betont der Österreicher erneut: "Es soll nicht für ein Jahr, sondern für die nächsten drei Jahre sein. Was uns auszeichnet, ist eine große Kontinuität. Wir arbeiten seit fast fünf Jahren mit denselben Leuten, auf der technischen Ebene und mit den Fahrern."
Die Tatsache, dass Marko abschließend anfügt, die Entscheidung für den Nachfolger des insgesamt sieben Jahre bei Red Bull engagierten Mark Webber werde "in der Sommerpause, also irgendwann im August" fallen, lässt vermuten, dass es wenn überhaupt nur noch Kleinigkeiten zu klären gibt.
Lopez optimistisch, Räikkönen halten zu können
Derweil will man sich bei Lotus noch in dieser Woche mit Räikkönen zusammensetzen, um über eine Vertragsverlängerung zu sprechen. Teambesitzer Gerard Lopez ist optimistisch, seinen Starpiloten halten zu können. "Wir kennen ihn gut und wissen, dass er sich bei uns wohlfühlt. Es liegt an uns, ihm zu beweisen, dass er bei uns das Paket haben kann, das er sich vorstellt", so der Luxemburger gegenüber 'Autosport' und fügt hinzu: "Ich denke er wird bleiben."
"Wenn wir ihm weitreichende Bedingungen auferlegen würden, dann würde er sich bei uns nicht so wohl fühlen wie er das tut", spielt Lopez auf die lockere Teamhand in Bezug auf Räikkönen an. Die Tatsache, dass dieser bei seinem jetzigen Arbeitgeber weitreichende Freiräume genießt, könnte ihn in der Tat zum Bleiben überzeugen.
Die Frage ist, wie es um die sportlichen Aussichten des Teams aussieht. Der vormalige Technikchef James Allison hat seine Arbeit in Enstone bereits vor Wochen niedergelegt und wird bei Ferrari andocken. Gibt dies den Ausschlag, dass sich der Weltmeister von 2007 doch für Red Bull entscheidet? "Aus Rennfahrersicht, muss er die Entscheidung treffen", so Lopez im Hinblick auf Räikkönen.