Mark Webber spricht vor seinem letzten Formel-1-Rennen in Sao Paulo über Meilensteine seiner Karriere und nimmt Intimfeind Sebastian Vettel in Schutz
© Foto: Red Bull
Nach zwölf Jahren und 217 Formel-1-Grands-Prix steht Mark Webber vor seinen letzten Rennen auf der ganz großen Bühne des Motorsports. Einmal noch wird der markante Australier in seinen Red Bull steigen und zwischen den Seen von Sao Paulo um den Sieg kämpfen, bevor er Richtung Le Mans und Porsche abwandert. Damit verlässt ein weiterer Fahrer der "alten Schule" die Königsklasse und macht Platz für die nächste Generation, die in eine modernere Formel 1 hineingeboren wurde als Webber bei seinem Debüt 2002.
"Ich bin in der Übergangszeit zu einer offensichtlich andersartigen Generation gefahren", blickt der 37-Jährige gegenüber 'Formula1.com' auf seine lange Karriere zurück. "Nenn' es vielleicht 'old school'... Ich habe keine Ahnung, wie sich die neue Generation so fühlt - wahrscheinlich ein wenig anders. Wenn ich zurückblicke, sind wir damals mit zwei Pedalen, dann mal mit drei Pedalen gefahren, mal mit Kupplung und mal ohne - kurz gesagt: in ganz anderen Autos als heute."
"Als wir damals gereist sind, gab es noch kein Internet und so. Aber wenn man sich etwa die Siebziger anschaut, war es damals noch mal ein ganz anderer Sport. Ich weiß nicht genau, was 'old school' bedeutet, aber ja, ich bin mittlerweile ein bisschen alt für den Sport", muss Webber gestehen. Dennoch habe er eine tolle Zeit in der Formel 1 gehabt und suche nun einfach etwas Neues. Sein Kumpel Fernando Alonso hatte ihn einmal als Gentleman-Fahrer bezeichnet. Dass Webber auf der Strecke aber zu höflich war, glaubt er nicht, sieht jedoch eine andere Schwäche: "Ich denke, das Überholen war ein Problem."
Sternstunden
Der allerbeste Moment seiner Karriere sei der Aufstieg in die Königklasse 2002 gewesen: "Die Formel 1 erreicht zu haben, das war ohne Zweifel ein überwältigender Moment für mich. Der Weg dahin war sehr hart: Viele, viele Jahre habe ich versucht, in die Formel 1 zu gelangen, und dann hat es geklappt. Das war eine fantastische Belohnung für alles." Zunächst hatte Webber nur einen Vertrag für drei Rennen von Minardi erhalten. "Ich habe mich nicht allzu schlecht angestellt und nun - 250 Rennen später - kann ich sagen: Ich habe überlebt."
Ein zweites absolutes Karrierehighlight sei sein erster Sieg 2009 in Deutschland gewesen: "Du gewinnst ja schon vorher in den ganzen Klassen unter der Formel 1 - praktisch als nötige Eintrittskarte -, aber dann in der Formel 1 zu gewinnen, ist noch mal eine ganz andere Hausnummer. Und was noch wichtiger war: Ich habe auf meine Art und Weise gewonnen." Zudem seien besonders die Siege in Monte Carlo und Silverstone (jeweils zwei) spezielle Momente für Webber gewesen.
Das ganz große Ziel knapp verpasst
Der Weltmeisterschaft war der Red-Bull-Pilot vor vier Jahren am nächsten, als er mit nur acht Punkten Rückstand auf Spitzenreiter Alonso und sieben Zählern Vorsprung auf den Drittplatzierten Sebastian Vettel zum Saisonfinale nach Abu Dhabi reiste. Am Ende gewann bekanntlich sein Teamkollege seine erste WM, Webber wurde Gesamtdritter: "Den Titel 2010 nicht zu gewinnen, war natürlich einer der härtesten Momente, aber so ist das Leben nun mal: Wenn du nach den Sternen greifst, kommt es manchmal auch vor, dass du danebengreifst."
Als fader Beigeschmack wird für Webber wohl auch immer das angespannte Verhältnis zu Vettel bleiben. Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko hatte einen Unfall der beiden 2007 in Fuji als Wurzel allen Übels deklariert - das kann der Routinier nicht bestätigen: "Da liegt er falsch. Es war ein guter Kampf mit Lewis (Hamilton, in Führung; Anm. d. Red.) und Seb (Dritter hinter Webber; Anm. d. Red.). Eigentlich hat eher Lewis damals nicht seinen besten Tag hinter dem Safety-Car gehabt. Es gab da kein ernstes Problem mit Seb." Vettel war Webber nach einem unerwarteten Bremsmanöver von Hamilton bei schlechter Sicht in das Heck gekracht, beide Fahrer schieden aus.