"Motorsport ist gefährlich", weiß Mark Webber - und verlässt die Formel 1 ohne Verbitterung: "Habe die Entscheidung schon vor einiger Zeit getroffen"
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Es gilt als unwahrscheinlich, dass Mark Webber dieses Jahr Weltmeister wird, schließlich hat er schon 63 Punkte Rückstand auf seinen in Führung liegenden Teamkollegen Sebastian Vettel. Somit bleibt seine Karriere in der Formel 1 unvollendet, denn 2014 wird er voraussichtlich ohne einen WM-Titel in der Tasche zu Porsche in die Langstrecken-WM (WEC) beziehungsweise nach Le Mans wechseln.
Aber Webber kehrt der Königsklasse ohne Verbitterung den Rücken zu: "Auf diesem Niveau bist du immer gewissen Widrigkeiten ausgesetzt", erklärt der Red-Bull-Pilot, der 2002 mit Minardi sein Formel-1-Debüt gefeiert hat. "Hier und da hätte man etwas besser machen können, klar, aber die perfekte Karriere gibt es nicht. Es gibt immer Höhen und Tiefen, aber ich habe das Glück, einige sehr schöne Erinnerungen mitnehmen zu dürfen."
"Natürlich könnte man mehr Weltmeisterschaften in der Tasche haben, aber 2010 war ein großer, großer Kampf mit vielen Qualitätsfahrern", erinnert sich Webber an seine vielleicht größte Chance, den Titel zu gewinnen. "Es ging zum letzten Rennen. Ich habe die Weltmeisterschaft halt zum falschen Zeitpunkt angeführt. Aber ich blicke auf sehr schöne Erinnerungen zurück und möchte Red Bull dabei helfen, noch sehr, sehr gute Ergebnisse einzufahren."
In der Formel 1 gute Bekannte gefunden
Am meisten fehlen wird dem 36-Jährigen das Fahren an sich, weniger die Politik und die Medienarbeit, die in der Le-Mans-Szene wesentlich überschaubarer ist. Und: "Mit einigen dieser Jungs abzuhängen", fügt Webber an. "Ich fahre schon lange mit JB, Fernando, diesen Jungs. Wir alle wissen, wo wir herkommen. Ich bin sehr stolz darauf, wo ich herkomme. Ich vergesse die Straße in Australien nicht, in der ich aufgewachsen bin."
"Der Moment in der Startaufstellung, wenn die Mechaniker vom Auto weggehen, das ist die beste legale Droge, die du bekommen kannst", sagt er mit etwas Wehmut. "Aber du darfst dir nichts vormachen und du musst wissen, dass der Tag kommt, an dem du das nächste Kapitel aufschlagen musst, und das finde ich sehr aufregend. Es kann nicht für immer weitergehen. Und deine Performance ist auch wichtig, also..."
Entscheidung stand schon lange fest
Für den Rest der Saison 2013 ändere sich nicht viel, "denn ich habe die Entscheidung schon vor einiger Zeit getroffen. Ich hatte einen Plan und ich habe mich daran gehalten", verrät er. Die ersten Gerüchte über einen möglichen Wechsel zu Porsche waren bereits im Februar aufgekommen, wurden zunächst jedoch dementiert. Doch je näher Le Mans kam, desto mehr verdichteten sich die Spekulationen um einen bereits unterschriebenen Vertrag.
Dass Webber 15 Jahre nach seinen schweren Unfällen in einem Mercedes-Prototypen zum 24-Stunden-Rennen zurückkehrt, kommt für viele überraschend, schließlich hatte er im Kollegenkreis oft erzählt, dass er sich nicht vorstellen kann, noch einmal in Le Mans an den Start zu gehen und sein Leben zu riskieren. Obendrein gab es am vergangenen Wochenende bei der 81. Auflage des Langstrecken-Klassikers mit Allan Simonsen auch noch ein Todesopfer zu beklagen.
Aber Webber, der in Valencia 2010 auch in der Formel 1 einen spektakulären Überschlag mit seinem Red Bull unverletzt überstanden hat, geht diesen Risiken nicht aus dem Weg, sondern setzt sich damit auseinander: "Motorsport ist gefährlich. Ich akzeptiere das, wir alle wissen das", erklärt er. "Le Mans ist ein klassisches Rennen. Die Autos dort sind nicht gerade langsam, aber ich bin ja auch kein Kerl, der sich am liebsten in Baumwolle einrollt..."