Die plötzliche Rückkehr von Brendon Hartley in den Fahrerkader von Toro Rosso signalisiert offenbar eine neue Denkweise im Red-Bull-Förderprogramm
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Daniil Kwjat hat sich nach seinen schwankenden Leistungen in den Formel-1-Teams von Red Bull aus dem Förderprogramm der Österreicher verabschieden müssen. Der Russe hat bei Ferrari als dritter Pilot hinter Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen angedockt. Kwjat wird in Maranello viel Zeit im Simulator verbringen, Fahrten im Formel-1-Boliden der Roten sind zunächst nicht eingeplant. "Wir haben einen klaren Schlussstrich gezogen", sagt Helmut Marko über den Abschied seines Schützlings.
Während eine Rückkehr von Kwjat ausgeschlossen scheint, ist einem anderen ein solcher Schritt gelungen. Brendon Hartley schaffte den Weg zurück in den Red-Bull-Formel-1-Kader. Der Neuseeländer wird nach vier Jahren im Le-Mans-Programm von Porsche nun als Stammfahrer für Toro Rosso agieren. Ein solcher Weg wäre bis vor wenigen Jahren kaum denkbar gewesen. Wer einmal bei Red-Bull-Förderer Helmut Marko in Ungnade gefallen war, hatte anschließend keine Chance mehr. Beispiele dafür gibt es genügend.
"Ich denke, Red Bull hat es etwas aufgelockert", meint Mark Webber, der sich für seinen langjährigen Porsche-LMP1-Teamkollegen stark gemacht hatte. "Es ist nicht mehr so strikt wie zuvor. Solche Chancen hätte es früher wahrscheinlich nie gegeben. Da muss man den Hut vor Helmut Marko ziehen. Ich sehe das nur positiv", sagt Webber, der zwischen 2007 und 2013 insgesamt neun Grand-Prix-Siege für Red Bull einfahren konnte und noch heute Repräsentant des Energydrink-Herstellers ist.
"Brendon selbst hat offen zugegeben, dass er in seinen jüngeren Jahren nicht bereit war. Einige Leute werden halt früh erwachsen, andere etwas später. Viele ehemalige Formel-1-Piloten würden sich eine zweite Chance wünschen, aber nur ganz wenige bekommen sie", sagt Webber. Der größte Stolperstein für junge Talente in der Formel 1 sei es, dass neben reinem Speed auf der Strecke auch viele weitere Fachkenntnisse und Fähigkeiten vonnöten sind.
"In den Nachwuchsklassen kannst du mit puren Renntalent vorne mitfahren, in der Formel 1 geht das nicht mehr. Da musst du auch andere Dinge können. Es geht beispielsweise um Analysen und Zusammenarbeit mit ganz vielen Menschen", erklärt Webber. "Die Formel 1 ist sozusagen wie ein Michelin-Sterne-Restaurant. Wenn du dort der Chefkoch sein willst, dann musst du viele Speisen und Zutaten beherrschen. In den Nachwuchsklassen ist das nicht nötig. Da reichen ein oder zwei Speisen."