Für Mark Webber war schon im März klar, dass es seine letzte Saison wird - entsprechend nostalgisch haben ihn die Auftritte in Australien und Monaco gemacht
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Mark Webber gibt zu, dass seine Rücktrittsgedanken nicht erst im Laufe der aktuellen Saison aufgekommen sind. Bereits vor dem ersten Lauf in Australien habe für den 37-Jährigen festgestanden, dass er in seine letzte Formel-1-Saison gehen würde: "Ich habe damals alle australischen und englischen Journalisten zum Essen eingeladen, weil ich wusste, dass es mein letztes Mal in Melbourne sein würde", verrät der Australier gegenüber 'The Guardian'. Webber wird die Königsklasse nach dieser Saison verlassen und zu Porsche in die Langstreckenszene wechseln.
Die Spekulationen, der Streit mit Teamkollege Sebastian Vettel in Malaysia könnte den Ausschlag gegeben haben, sind damit entkräftet. Im heimlichen Bewusstsein, auf Abschiedstournee unterwegs zu sein, sei Webber bislang bei zwei Rennen nostalgisch geworden: "Ich glaube, Melbourne und Monte Carlo waren wirklich zwei, bei denen ich so etwas gefühlt habe. Ich war echt stinksauer, dass ich in Melbourne nicht aufs Podium gekommen bin, weil es das einzige Rennen ist und bleibt, bei dem ich das nie geschafft habe - und es ist schließlich mein Heimrennen."
Bei seinem Formel-1-Debüt im Jahr 2002 war Webber in jenem Albert Park sensationell Fünfter geworden - und das im unterklassigen Minardi. "Ich muss meinen gesamten Australien-Bonus damals aufgebraucht haben", scherzt er. Zumindest einen emotionalen Moment erwartet sich der Routinier in dieser Saison aber noch: "Ich denke, ich werde noch so einen Moment in Brasilien erleben." Dort wird am 24. November das Saisonfinale und somit auch das letze Formel-1-Rennen für den Red-Bull-Piloten stattfinden.
Auch wenn der Australier sein Team mit seiner Rücktrittsankündigung vor dem Silverstone-Grand-Prix überraschte - einer wusste dennoch Bescheid: "Meine Kommunikation mit Dietrich (Mateschitz, Besitzer von Red Bull; Anm. d. Red.) war immer sehr offen und ausgeprägt. Ich habe ihn nie gefragt, es für sich zu behalten, sondern habe es ihm überlassen, wie er mit der Situation umgeht. Ich habe ihm gesagt, ich würde definitiv aufhören, auch wenn er mir wieder ein Cockpit anbieten würde", erinnert sich Webber. Letztlich habe er die Rücktrittsverkündung auf diese Weise sauber mit Porsche koordinieren können.
Nun sehnt sich der neunmalige Grand-Prix-Sieger nach einer neuen Herausforderung: "Ich bin noch immer hungrig, dieses Jahr erfolgreich zu beenden, aber ich bin auch heiß auf die nächste Station meiner Karriere. Wenn du nicht mehr dieses Feuer verspürst, dann solltest du aufhören. In den vergangenen paar Jahren ist es langsam immer weniger geworden, aber der Wechsel zu Porsche wird dieses alte Feuer wieder anfachen." In einem neuen Umfeld zu arbeiten, werde ihm guttun, ist sich Webber sicher.
Von einem will er sich allerdings gar nicht gern trennen: "Ich werde es vermissen, mit Adrian Newey zusammenzuarbeiten. Er ist einfach phänomenal, und wenn ich irgendwann mit 75 Jahren mal im Rollstuhl sitze, werde ich mich noch immer daran erinnern, wie toll die Arbeit mit ihm war." Auch werde Webber das Fahren vermissen, allein da draußen auf der Strecke zu sein, "aber die Entscheidung ist gefallen - und es ist eine gute Entscheidung."