Der Australier nent das Verhältnis zu seinem Teamkollegen angespannt, sieht keine Versöhnung nahen und kritisiert Christian Horner für seine Deeskalationspolitik
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Unmittelbar nach dem beim Brasilien-Grand-Prix besiegelten Ende seiner Formel-1-Karriere zeigte sich Mark Webber als geschickter Diplomat: Keine Spitzen gegen den ungeliebten Teamkollegen Sebastian Vettel oder Vorwürfe gegen die Red-Bull-Mannschaft, mit der in den vergangenen Jahren auch wegen seines Stallgefährten öfter über Kreuz lag. Am Donnerstagvormittag allerdings holte der Australier das auf seiner Webseite nach. Die kernigen Aussagen Webbers wurden mittlerweile gelöscht.
Keule Nummer eins trifft Teamchef Christian Horner. "Wir standen uns nicht so nahe wie einst", beschreibt Webber das Verhältnis zum Briten, der zumindest öffentlich immer hinter ihm gestanden hatte und weiter das gemeinsame GP2-Projekt MW Arden führt: "Christian wird noch lange Zeit im Team sein. Man sollte meinen, dass er darum bemüht wäre, Dinge so glatt wie möglich laufen zu lassen." Damit spricht Webber implizit eine bevorzugte Behandlung des elf Jahre jüngeren Vettels an. Wurde der Deutsche mit dem Nummer-eins-Status auf seine Kosten befriedigt, damit er dem Team nicht den Rücken kehrt?
Prominentester Vorfall in diesem Zusammenhang ist die Affäre um den Funkspruch "Multi 21" beim Malaysia-Grand-Prix in der abgelaufenen Saison. "In manchen Dinge hat das nicht genützt. Das strapaziert das Verhältnis", erklärt Webber weiter und meint damit offenbar auch die Beziehung zu Vettel. Der angehende Porsche-Pilot, der seit Montag offiziell dem Le-Mans-Projekt der Zuffenhausener angehört, kommentiert die Sache ungeschminkt: "Unter der Brücke zwischen uns ist so viel Wasser, dass es kaum möglich ist, mehr Positives als Negatives zu finden. Das ist etwas traurig."
"Man will jeden respektvoll in Erinnerung behalten", so Webber weiter. In Milton Keynes sei allerdings zu viel vorgefallen, damit das noch problemlos möglich wäre. Das wird auf absehbare Zeit so bleiben: "Vielleicht ändert es sich, wenn wir über 50 Jahre alt sind - aber mit dem, was wir durchgemacht haben, ist es schwierig, einen Schlussstrich zu ziehen." Nichtsdestotrotz lobt Webber, der Vettel fahrerisch oft unterlegen war, die Qualitäten seines Stallgefährten im Qualifying und in den ersten fünf Runden eines Rennens: "Das ist am schwierigsten in den Griff zu bekommen", so Webber.
Größere Stücke auf Vettel hält bekanntermaßen Bernie Ecclestone: "Ich bin großer Fan Sebastian und habe von Anfang an vorhergesagt, dass er eines Tages Weltmeister wird", erklärt der Formel-1-Zampano der spanischen 'Marca' und beschreibt den Heppenheimer als "außergewöhnliche Person, talentiert und intelligent". Seine bodenständige Art und sein bescheidener Umgang mit dem Erfolg zeichneten ihn aus: "Er hält das nicht für selbstverständlich und erwartet von den Leuten nicht, dass sie ihn so behandeln." Die Dominanz sei nicht schlecht für den Sport, so Ecclestone weiter: "Was können wir dagegen tun? Es gab auch Boxer wie Ali oder im Golf Tiger (Woods, Anm. d. Red.)."