Mark Webber schließt nicht aus, noch ein paar Jahre in der Formel 1 anzuhängen und gibt sich "hungrig" - doch Sepang 2013 hat beim Red-Bull-Piloten Spuren hinterlassen
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Seit dem kontroversen Rennen von Sepang, wo Mark Webber sich bereits als sicherer Sieger wähnte, dann aber von seinem Teamkollegen Sebastian Vettel ausgetrickst wurde, läuft es beim "Aussie" nicht mehr nach Wunsch. Während Vettel mit einem Sieg und Platz vier überzeugte, schied Webber in China nach einem rabenschwarzen Wochenende aus, in Bahrain wurde er enttäuschter Siebter. Dazu kommen Spekulationen, der 36-Jährige könnte sich mit Saisonende aus der Formel 1 verabschieden und beim Le-Mans-Projekt von Porsche andocken. Lauf Informationen von 'Motorsport-Total.com' wurde bisher kein Vertrag unterschrieben, man befindet sich aber in Verhandlungen.
Nach außen will Webber aber nichts von einem Karriereende in der Formel 1 wissen - eine logische Strategie, solange der Vertrag nicht in trockenen Tüchern ist. "Gegen Sommer werden wir die Planung machen", hält er gegenüber 'ServusTV' den Ball flach. "Das mache ich eigentlich immer so. Ich habe im April oder davor nie Pläne für die kommende Saison gemacht. Das werde ich jetzt auch nicht machen."
Laut eigenen Angaben liegt der Focus nun ausschließlich auf der aktuellen Saison: "Ich freue mich auf Barcelona, auf Monaco, auf die kommenden Rennen. Dann geht es an die Planung. Ich bin immer noch sehr hungrig. Ich möchte noch gute Ergebnisse zeigen - die stecken in mir. Ich konzentriere mich auf die nächsten Rennen."
Webber: Noch ein paar Jahre Formel 1?
In Bahrain absolvierte Webber seinen 200. Grand Prix in der Formel 1. Damit liegt er in der Wertung der meisten Rennteilnahmen auf Platz 13 (siehe Formel-1-Datenbank). Souverän in Führung: der Brasilianer Rubens Barrichello mit 324 Grands Prix. Sieht der Red-Bull-Pilot eine Chance, die Bestmarke des Mannes aus Sao Paulo noch zu egalisieren?
"Keine Chance, absolut keine Chance", verneint er ganz klar. "Was Rubens da geschafft hat - 17 Jahre in der Formel 1 -, der Rekord hat sicherlich noch lange Bestand. Das ist wirklich eine ganz besondere Karriere. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass ich Rubens da herausfordern kann - mit seiner Statistik." Doch wie viele Jahre in der "Königsklasse" könnte er sich noch vorstellen? "Schon noch ein paar Jahre", gibt sich Webber kryptisch. "Die Leistung ist immer noch da, ist immer noch gut. Das ist das wichtigste. Solange ich hungrig bin, gut fahre und es Spaß macht..."
In der Formel 1 würden jedenfalls einige den Australier vermissen, der es auf neun Siege und 35 Podestplätze gebracht hat. Sein ehemaliger Teamchef Frank Williams stimmt gegenüber 'ServusTV' ein Loblied auf Webber an. "Mark ist einer von jenen, für die die Formel 1 Leidenschaft bedeutet", erinnert sich der "Rollstuhlgeneral" an die gemeinsame Zeit in den Jahren 2005 und 2006. "Er dachte damals nicht: 'Ich bin jung und verdiene viel Geld.' Fahrer wie Mark arbeiten nicht nur physisch, sondern auch mit Intellekt."
Schon bei Williams vor Karriereende
Williams gibt auch zu, dass man sich nicht immer einig war - Webber wünschte sich damals mehr Autonomie, was die technische Seite angeht, fühlte sich immer wieder übergangen. "Wir hatten immer einen guten Umgang, haben aber auch viel diskutiert in dieser Zeit", spielt Williams auf die Probleme ab. "Aber das war wichtig. So hält man beide Füße auf dem Boden. Er ist sehr populär in der Formel 1 und auch bei uns im Team. Ich habe ihn in guter Erinnerung. Er hat eine beispiellose Karriere - alles was er erreicht hat, hat er sich verdient."
Schon bei Williams überlegte Webber, seine Karriere zu beenden - entschied sich dann aber für einen Wechsel zu Red Bull. Dort lernte er mit Adrian Newey jenen Mann besser kennen, der ihn laut eigenen Angaben in seiner Formel-1-Karriere am meisten beeindruckt hat - und der ihm seine bisher neun Siege bescherte.
"Ich glaube nicht, dass Mark, als er zu uns kam, dachte, dass dieser Erfolg auf ihn zukommen wird - auch bei der Konstrukteurs-WM, wo er großen Anteil hat", sagt Teamchef Christian Horner gegenüber 'ServusTV'. Doch in Sepang 2013 wurde Webber wieder einmal mit den Dämonen im eigenen Team konfrontiert und gab sich danach schwer erschüttert. "Ich habe über vieles nachgedacht", meinte er nach dem Rennen. Bisher antwortete er meist mit Topleistungen, als er im Eck stand. Doch seit Malaysia wirkt er gefrustet, wird vom Pech verfolgt und agiert auch bei Manövern immer wieder unglücklich. Wie lange ist der Atem des "Beißers" noch?