"Weckruf", kein Ruhekissen: Mercedes trotz Dominanz gewarnt

, 19.03.2014

Toto Wolff glaubt an große Sprünge, die die Konkurrenz binnen kürzester Zeit bewerkstelligen kann - Fruchtbare Zusammenarbeit von Rosberg und Hamilton

Der neue Red Bull heißt Mercedes. Ungefährdet und dominant wie noch vor einigen Monaten nur Sebastian Vettel cruiste Nico Rosberg am vergangenen Wochenende zum Formel-1-Auftaktsieg in Melbourne und untermauerte damit die Favoritenstellung, die sich bei den Testfahrten abgezeichnet hatte. Von einem Durchmarsch auf dem Weg zum Titel wollen die Silberpfeile aber nichts wissen und betonen, dass sie sich nicht in Sicherheit wiegen, weil der W05 zum Start in die Turbo-Ära der beste Wagen ist.

Toto Wolff sieht seine Farben zwar vorne, erkennt im derzeitigen Kräfteverhältnis aber nicht mehr als eine Momentaufnahme: "Ich würde von einem kleinen Abstand in Sachen Leistung sprechen", so der Mercedes-Motorsportchef gegenüber 'Autosport'. "Der ist nicht groß. Man darf sich nicht zurücklehnen und an ein komfortables Polster glauben." Schließlich verfügen auch McLaren, Force India und Williams über den Antriebsstrang aus Brixworth und teilen damit einen wesentlichen Vorteil mit dem Werksteam.

Hinzu kommt, dass selbst bei Mercedes, dem Dauerläufer der Tests, noch nicht alle Probleme mit der Zuverlässigkeit ausgeräumt sind. Lewis Hamiltons Bolide hielt im Albert Park sogar noch eine Runde weniger durch als der von Sebastian Vettel. Für Wolff ein deutliches Zeichen, dass in der Saison 2014 große Sprünge möglich sind, die die ausgereiften V8-Motoren des Vorjahres nicht mehr zuließen. "Wenn man Red Bull plötzlich auf Rang zwei sieht, dann ist das ein ziemlicher Weckruf", erinnert der Österreicher an den Auftritt Daniel Ricciardos.

Alles harmonisch zwischen Hamilton und Rosberg

Hatten einige Beobachter für Australien schon ein Schreckensszenario mit kaum Autos im Ziel skizziert, befindet Wolff die Formel 1 der neuen Generation für erstaunlich standfest. Immerhin wurden in Melbourne 13 von 22 Autos gewertet. "Was uns zeigt, wie viel man bei entsprechendem Aufwand in drei Wochen verbessern kann", bemerkt Wolff im Gespräch mit der 'Sportwoche' und gibt zu bedenken: "Mit den neuen Autos wird die Entwicklungskurve noch viel steiler. Ein Vor- kann binnen weniger Rennen in einen Nachteil umschlagen."

Als einer dieser Mercedes-Boni wird die Harmonie zwischen Rosberg und Hamilton gewertet. Beide gelten als Teamplayer, kennen sich von Kindesbeinen an und pflegen eine enge Freundschaft - auch wenn diese aufgrund der Konkurrenzsituation etwas in den Hintergrund gerückt ist. Der oft favorisierte Brite ist vor seinem Stallgefährten seit seinen Siegen 2013 gewarnt, glaubt Eddie Jordan: "Da hat er gemerkt: Dieser Junge stellt für mich und meinen Versuch, in diesem Team Weltmeister zu werden, eine echte Bedrohung dar", erklärt der Ex-Teambesitzer 'talksport.com'.

Jordan will nicht den Fehler begehen, den Deutschen zu unterschätzten: "Rosberg ist extrem talentiert, da darf man sich nicht täuschen." Trotzdem hält er den Transfer Hamiltons von McLaren - also dem Team, dass sie ihn schon in früher Jugend förderte und in die Formel 1 brachte - für ein "Meisterstück" der Silberpfeile, nicht für einen Risikofaktor. Wolff ist mit der Personalpolitik mehr als zufrieden und hält die Zusammenarbeit von Hamilton und Rosberg für fruchtbar: "Ich habe das Gefühl, sie harmonieren besser denn je. Sie genießen das Wissen, in einem Top-Auto zu sein und sind euphorisch."

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