Wehrleins halber Überschlag: Schmerzen, Wut, Klaustrophobie

, 28.05.2017

Der Sauber-Pilot hat keine neuen Verletzungen, muss aber befürchten, dass die alte wieder aufgebrochen ist - Er war im Qualm gefangen - Button sei "einfach dumm"

Sauber-Pilot Pascal Wehrlein hat seinen halben Überschlag beim Monaco-Grand-Prix am Sonntag zwar ohne neue Verletzungen überstanden. Wie der Deutsche jedoch kurz nach einer Untersuchung im Medical-Centre an der Strecke erklärt, könnte seine Blessur vom Race of Champions - wegen der er zwei Rennen zu Saisonbeginn verpasst hatte - wieder aufgebrochen sein. "Ich spüre etwas, aber mal sehen", sagt Wehrlein. "Ich werde nächste Woche wieder einen Scan machen müssen."

Es sei aber zunächst "alles gut" bei ihm, lässt der Mercedes-Junior wissen und will "nur die üblichen Rückenprobleme", die ihn seit seinem Unfall in Miami plagen, verspüren. Die Parallelen zu dem Crash werfen die Frage auf, ob er die Szene wirklich ohne Konsequenzen überstanden hat: "Ich bin wieder einmal mit dem Kopf gegen die Bande gekommen. Mal sehen, wie es dem Rücken geht", bläst Wehrlein die Backen auf. Die alten Wirbelverletzungen waren nicht seine erste Sorge.

Er berichtet, im Cockpit gefangen gewesen zu sein, als der Sauber an den Luftkissen in der Portier-Kurve vor dem Tunnel auf der Seite lag. Es entwickelte sich Rauch: "Das Einzige, was mich gestört hat, war, dass ich nicht aus dem Auto gekommen bin", so Wehrlein, der sich über die klaustrophobische Situation auch im Teamfunk beklagte - und von dem Ingenieur beruhigt wurde. Ein mögliches Feuer machte die Lage nicht besser: "Es hat angefangen zu qualmen - wohl vorne die Bremsen."

In der misslichen Lage versagte die Kühlung und alle Teile überhitzten. Daher der Qualm. "Es war meine einzige Sorge. Ich konnte nicht aus dem Auto raus und habe gehofft, dass die Marshalls mich so schnell wie möglich rausbekommen", lässt Wehrlein die Situation Revue passieren. Nach wenigen Minuten stand der C36 wieder auf den Rädern und der 22-Jährige türmte aus eigener Kraft.

Allerdings mit einem dicken Hals auf McLaren-Konkurrent Jenson Button. "An dieser Stelle einen Versuch zu starten ist ziemlich dumm. Absolut unnötig", schimpft Wehrlein über den Routinier, der ihn in der Portier-Kurve innen attackiert hatte, jedoch nur auf halbe Autolänge neben den Sauber gelangt war und ihn mit einem Kontakt der Vorderräder an der Hinterachse ausgehebelt hatte.

Dass die Passage in den vergangenen Jahren kaum kontaktfreie Manöver zugelassen hatte, war Button wohl entfallen. Er hat eine andere Erklärung für die Kollision und beteuert, dass er den Crash hätte verhindern wollen: "Ich ging nach innen, weil ich dachte, dass Platz wäre", meint er zerknirscht. "Ich war daneben, aber ich denke, er hat mich gar nicht gesehen. Ich habe versucht zurückzuziehen, aber da war es zu spät. Mit den Spiegeln ist das Überholen sehr schwierig. Das habe ich der FIA an diesem Wochenende gesagt. Man sieht kaum, was hinter dem Auto ist."

Wehrlein fuchst die Sache, weil zu diesem Zeitpunkt die Ränge 18 und 19 auf dem Spiel standen. "In der Situation, in der wir waren", schüttelt er den Kopf, "wir haben um die vorletzten Plätze gekämpft. Unsere Strategie ging nicht auf. Dann so einen unnötigen Move zu machen ist einfach dumm. Ich habe nichts mitbekommen bis ich mich überschlagen habe. Er war nirgendwo neben mir zu sehen." Hinzu kam, dass sich die Streithähne bereits zuvor in die Quere gekommen waren.

Als das Duo in der ersten Runde zum Boxenstopp fuhr, ließ die Sauber-Mannschaft Wehrlein direkt vor Button auf die Fast-Lane, was die Rennleitung mit einer Fünf-Sekunden-Strafe ahndete - virtuell war der Routinier zum Zeitpunkt des Crashs also locker vorne. Zudem war die Sanktion diskutable, da für die Schweizer kaum erkennbar war, wie weit McLaren direkt dahinter mit der Abfertigung des Autos war. 56 Runden später knallte es tatsächlich, jedoch mit anderer Rollenverteilung.

Sportlich war die Sache für Wehrlein zu verschmerzen: "Wir waren weit weg von einem guten Resultat", räumt er ein. Die möglichen gesundheitlichen Folgen treiben ihm jedoch die Zornesröte auf die Stirn. "Deswegen ist es ziemlich ärgerlich", hadert er. Der Groll des Ex-DTM-Champions war auch Button nicht entgangen: "Ich habe ihn gesehen. Er war nicht sehr glücklich, aber wohlauf."

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