Weniger Regeln: Mehr Freiheit im Mercedes-Teamduell

, 11.03.2016

Mercedes wird Lewis Hamilton und Nico Rosberg in der Saison 2016 freier gegeneinander fahren lassen: "Das sind wir der Formel 1 schuldig"

Der Formel 1 steht in der Saison 2016 ein weiteres spannendes Teamduell der beiden Mercedes-Piloten Lewis Hamilton und Nico Rosberg bevor, in welches das Team weniger als noch im vergangenen Jahr eingreifen will. Das erklärte Sportchef Toto Wolff am Freitag beim Mercedes-Motorsport-Kick-off in Fellbach. "Das haben wir im Vergleich zum vergangenen Jahr reduziert", sagt Wolff auf die Frage nach dem internen Regelwerk, welches Vorgaben für den Umgang der beiden Fahrer untereinander enthält.

"Wir schulden es ihnen und der Formel 1, dass wir sie gegeneinander fahren lassen. Ich glaube, beide sind so verwurzelt im Team, dass sie die Abläufe verstehen", erklärt Wolff, und hat damit bei Rosberg schon einmal einen Stein im Brett: "Das hört sich gut an, vielen Dank dafür Toto, das weiß ich zu schätzen", sagt der Deutsche. Allerdings muss sich erst zeigen, was Wolffs Worte in der Praxis wert sind, denn ähnliche Aussagen hatte man von ihm schon in der Vergangenheit gehört.

Mit einer Reihe von Vorgaben hatte das Team in der Vergangenheit versucht, eine Eskalation im Duell der beiden Piloten zu verhindern - mit teils mäßigem Erfolg: Bei Vorfällen wie der teaminternen Kollision der beiden Fahrer in Spa-Francorchamps 2014 oder dem US-Grand-Prix 2015, bei dem Hamilton Rosberg abdrängte und es anschließend zum sogenannten "Cap-Gate" kam, trat dir Rivalität der beiden Piloten offen zu Tage.

Interne Regeln seien nötig gewesen

"Manchmal funktioniert das, manchmal nicht", muss Wolff eingestehen. "Es war nicht immer einfach und gab Höhen und Tiefen", gibt auch Rosberg zu, doch unter dem Strich sprächen die Erfolge für sich. "Wir waren erfolgreicher als jemals ein Team zuvor", stellt Rosberg fest.

Wolff meint jedoch, dass die enge Führung durch das Team ein wichtiger Baustein dieser Erfolge gewesen sei. "Als wir dieses Projekt 2013 gestartet haben, standen wir gewaltig unter Druck, Rennen zu gewinnen und Ergebnisse zu liefern. Das war okay, und 2014 haben wir dann die Meisterschaft gewonnen. 2015 haben wir gezeigt, dass das kein Ausrutscher war. Damit das so weiter geht, haben wir versucht dem Ganzen einen Rahmen zu geben", erklärt Wolff die Hintergründe.

Mittlerweile sei die Zusammenarbeit mit Rosberg und Hamilton trotz Vorfällen wie dem in Austin 2015 besser denn je, sodass es weniger Eingriffe durch das Team bedürfe. "Es herrscht gegenseitiger Respekt und ich glaube nicht, dass es schwieriger wird als im vergangenen Jahr." Ohnehin sei eine offene Teamorder durch den immer weiter eingeschränkten Boxenfunk immer schwieriger.

Rivalität gehört zur Formel 1 dazu

"Die Ingenieure dürfen nun viel weniger ins Auto eingreifen, es gibt viel weniger Hinweise zur Strategie, Reifennutzung oder Fahrstil. Es liegt wieder mehr an den Fahrern, und das ist sehr gut für den Sport", sagt Wolff. "Das verlangt den Fahrern mehr ab. Wir wollten uns ohnehin etwas zurücknehmen, daher passt das sehr gut zu unserer Strategie."

Aussagen aus dem Dezember, nach denen Mercedes bei einer weiteren Eskalation des Teamduells sogar personelle Konsequenzen ziehen müsse, sieht Wolff aus dem Zusammenhang gerissen. "Daraus wurde in den Medien eine große Kontroverse gemacht. Mir wurde vor dem Winter folgende Frage gestellt: 'Was wäre die Lösung, wenn die Rivalität der beiden bis zu einem Maß eskaliert, das für das Team schwierig würde?' Darauf habe ich geantwortet, dass wir dann über die Fahrerpaarung nachdenken müssten. Wir müssen aufpassen, dass das nicht falsch verstanden wird."

"Wir wissen, dass es Rivalität zwischen den beiden Fahrern gibt. Sie kämpfen um die Fahrermeisterschaft, das ist für sie das wichtigste Ziel. Man kann nicht erwarten, dass sie herumschleichen. Der eine wird versuchen den anderen zu schlagen", so Wolff. "Lewis und Nico sind Teil eines Teams, das zusammenhält. Es wird sicherlich zu interessanten Momenten auf der Strecke kommen, denn das gehört zur Rivalität und der Formel 1 dazu. Es muss allerdings im Sinne des Teams sein."

Rosberg hat "gutes Gefühl" mitgenommen

Laut Hamilton sollte das kein Problem sein. "Nico und ich wissen, was wir abliefern müssen, wenn wir im Auto sitzen. Es wird keine Probleme geben." Rosberg freut sich vor allem auf den neuerlichen Kampf gegen seinen Teamkollegen. "Er ist in den vergangenen Jahren großartig gefahren. Versuchen ihn zu schlagen, wird sehr aufregend sein."

"Ich habe in den vergangenen drei Jahren gegen ihn verloren, daher wird es eine große Herausforderung. Aber genau solche Herausforderungen liebe ich, jemanden zu schlagen, der mich in den vergangenen drei Jahren bezwungen hat", so der Deutsche, der den Trend vom Ende der Saison 2015, wo er Hamilton bei den letzten drei Saisonrennen geschlagen hatte, über den Winter konservieren konnte. "Wir haben mit dem neuen Auto von null angefangen, aber ich habe das gute Gefühl vom Ende des vergangenen Jahres mitgenommen. Es ist schön, die Saison so zu beginnen."

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