Red Bulls Motorsportkonsulent Helmut Marko glaubt nicht, dass die Zweikampf-Action unter dem neuen Formel-1-Reglement leidet und setzt auf die neuen Pirelli-Reifen
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Geht die Reglementrevolution 2017 nach hinten los? Kritiker fürchten, dass die Anzahl der Überholmanöver in der kommenden Saison sinken wird, weil die Bremswege durch die schnelleren Autos kürzer werden. Außerdem wurde die Aerodynamik aufgewertet, wodurch sie möglicherweise auch empfindlicher auf Störungen durch den Vordermann reagiert. Einer, der allerdings Hoffnung auf eine gute Saison mit viel heißer Rennaction hat, ist Red Bulls Motorsportkonsulent Helmut Marko.
Wenn sich etwas ändert, "dann werden glaube ich die Überholmanöver spektakulärer sein", prophezeit der Österreicher gegenüber 'auto motor und sport'. Red Bull - übrigens einer der Urheber des neuen Chassis-Reglements - hat die neue Formel 1 in seinem Top-Simulator laut Marko bereits ausgiebig getestet.
Eine klare Linie, was die Überholmanöver angeht, sei dabei nicht zu erkennen: "Die Simulationen gehen so oder so aus. Wir werden es also sehen. Im Endeffekt wird aber glaube ich der Fahrer entscheidender, weil er weniger Bremszeit zur Verfügung hat." Ein guter Mann könne also den Unterschied machen.
Heiße Zweikämpfe: Reifen als Zünglein an der Waage
Marko glaubt, dass die Reifen in Sachen Überholmanöver das Zünglein an der Waage darstellen werden. Pirelli hat für die kommende Saison Mischungen entwickelt, die nicht so schnell in die Knie gehen sollen wie in der Vergangenheit. Vor allem das rasche Überhitzen der Oberfläche könnte Geschichte sein, der Pneu soll auch in einem breiteren Temperaturfenster funktionieren.
"Wenn der Reifen so gut ist, dann kannst du auch hinten ranfahren", ist Red Bulls Motorsportkonsulent überzeugt. "Das ging ja bisher nicht, weil sofort die Vorderreifen kaputt gegangen sind. In der Folge stimmte die Balance nicht mehr, und dann waren irgendwann auch die Hinterreifen dahin." Er hofft, dass man den Reifen nun von der ersten Runde bis zum ersten Boxenstopp optimal ausnutzen kann." Die Tests, an denen neben Mercedes und Ferrari auch Red Bull teilnahm, seien vielversprechend verloren: "Da gab es nichts Negatives zu berichten."
Einzig die Pirelli-Ankündigung, man werde sich auf Einstopprennen einstellen müssen, bereitet manchen leichte Sorgen. Marko hofft, dass der Reifen "nicht zu konservativ ist". Nicht nur im Red-Bull-Lager sorgen die Reifen derzeit noch für offene Fragen. Auch bei seinem Ex-Piloten Sebastian Vettel herrscht noch Unklarheit.
Vettel: Reifen die große Unbekannte
"Das Interessante in dieser Saison wird sein, wie die Reifen funktionieren werden - und das ist kaum vorauszusagen", erklärt der Ferrari-Pilot gegenüber 'Channel 4'. "Wir hatten im Vorjahr einen kleinen Einblick beim Test, aber die Reifen werden sich noch einmal leicht ändern, außerdem werden die Autos anders sein und mehr Abtrieb haben."
Auch er rechnet damit, dass die Pirelli-Reifen nicht wie bisher der limitierende Faktor sein werden: "Es könnte sein, dass wir im Rennen länger pushen können, die Reifen sollten uns also nicht so sehr einschränken." Dass es mehr Überholmanöver geben wird, glaube er nicht, "aber hoffentlich werden die Rennen besser. Wenn man schneller fahren kann, dann macht es normalerweise mehr Spaß."