Whiting: "Nehmen Fahrern die Entscheidung besser ab"

, 10.10.2014

FIA-Rennleiter Charlie Whiting stellt denkbare Maßnahmen nach der Analyse des Bianchi-Unfalls vor: FIA soll Tempo vorgeben, Bergefahrzeuge sicherer werden

Die Formel 1 steht nach dem schweren Unfall von Jules Bianchi in Suzuka immer noch unter Schock. Während er Franzose in der japanischen Klinik um sein Leben ringt, haben die Fachleute der FIA eine genaue Analyse des Zwischenfalls angefertigt. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse sollen schnell, aber mit dem nötigen Augenmaß zu weiteren Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit in der Königsklasse führen.

"Wir haben genau betrachtet, was am vergangenen Sonntag passiert ist", sagt FIA-Präsident Jean Todt. "Ich habe Charlie Whiting um einen genauen Bericht über die Ereignisse des vergangenen Sonntag gebeten. Diesen Bericht habe ich heute Morgen erhalten", so der Franzose, dessen Sohn seit Jahren als Manager von Bianchi fungiert. "Es war der schlimmste Unfall seit Jahren. Was passiert ist, soll nie wieder passieren."

Todt und FIA-Rennleiter Charlie Whiting spielten den Medienvertretern bei einer Pressekonferenz am Freitag in Sotschi mehrere Videoaufzeichnungen vor. Zu sehen war, was bereits vermutet wurde: Bianchi verlor auf regennasser Fahrbahn das Heck seines Marussia, beim Gegenlenken kam es zu einer Pendelbewegung und anschließend zum Einschlag mit hohem Tempo in ein Bergungsfahrzeug. Von Seiten der FIA gibt es keinerlei Vorwürfe in Richtung Bianchi. Ob er zu schnell war, lässt sich nicht sagen.

Bianchi hatte Tempo herausgenommen

"Manche haben mehr, andere etwas weniger verlangsamt. Jules hat sein Tempo zurückgenommen", bestätigt Whiting nach Analyse der Aufzeichnungen und Daten. "Es ist vielleicht besser, wenn wir den Fahrern die Entscheidung über das Maß der Geschwindigkeitsreduzierung abnehmen. Es muss für alle viel klarer sein, wie sehr unter gewissen Umständen verlangsamt wird", so der Brite über die Ergebnisse der anschließenden Beratungen.

Die FIA will bei Zwischenfällen künftig in Gefahrensituationen konkrete Tempovorgaben machen, die sich über die schon vorhandenen Mess- und Analysesysteme umsetzen lassen. Es soll eine Art Tempolimit gelten, das von der FIA vorgegeben wird. "Die Fahrer bekommen natürlich vor dem Einsetzen des Limits eine Warnung ins Cockpit gefunkt", erklärt Whiting. "Wir werden auch künftig das Safety-Car nutzen, aber es wird Situationen geben, wo wir einfach eine reduzierte Geschwindigkeit über einen überschaubaren Zeitraum brauchen."

Als weitere Maßnahme zur Verbesserung der Sicherheit will man sich die Bergungsfahrzeuge an den Formel-1-Rennstrecken anschauen. Die Traktoren, Bagger und Kranwagen sollen womöglich mit Sicherheitsschürzen rundherum ausgestattet werden. Dies sei jedoch der zweite Schritt, sagt Whiting. "Wir werden Maßnahmen ergreifen, wollen diese aber zunächst mit allen Teams und Fahrern besprechen. Es müssen Dinge umgesetzt werden, die auch wirklich funktionieren."

Um sich mit den Formel-1-Verantwortlichen und den Piloten abzustimmen, ist für Samstag ein Meeting angesetzt. Dort wird man über zukünftige Maßnahmen beraten. Zwei Dinge stellten FIA-Präsident Todt und Rennleiter Whiting am Freitag unmissverständlich klar: Die Verantwortlichen beim Grand Prix in Suzuka haben richtig gehandelt, die nun angedachten Maßnahmen werden konsequent, aber auch mit der nötigen Ruhe und Nachhaltigkeit umgesetzt.

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