Whitmarsh vor der Amtsübernahme: Große Fußstapfen aber kaum Veränderungen

, 28.02.2009

Martin Whitmarsh weiß, dass er als McLaren-Teamchef in große Fußstapfen tritt, er rechnet beim normalen Arbeitsablauf aber kaum mit Veränderungen.

Es sind nur mehr wenige Tage bis Martin Whitmarsh offiziell das Zepter bei McLaren-Mercedes als Teamchef von Ron Dennis übernimmt. Was sich wie ein großer Wechsel anhört, wird von Whitmarsh selbst allerdings nicht so bedeutend gesehen. So habe sich bislang ohnehin kaum etwas geändert und auch auf weitere Sicht erwartet der zukünftige Teamchef keine großen Umwälzungen. "Zu Recht, könnte man sagen, denn Ron und ich haben die zentralen Unternehmensfragen stets gemeinsam diskutiert - kaum etwas geschieht, ohne dass der andere davon weiß. Davon abgesehen laufen die Dinge ja auch nicht so schlecht, dass Änderungen nötig wären. In vielerlei Hinsicht könnte man von einer 20-jährigen Übergangsphase sprechen - rechnen Sie also vor Melbourne nicht mit irgendwelchen radikalen Veränderungen", sagte er in einem Interview mit der dpa.

Auch Mercedes-Sportchef Norbert Haug geht davon aus, dass alles ähnlich weiterlaufen wird, schließlich hätte man seit Beginn der Zusammenarbeit mit McLaren vor eineinhalb Jahrzehnten ein Trio gebildet. "Wir sind ein eingespieltes Team mit vollstem Vertrauen zueinander und können uns auf kürzestem Weg abstimmen", betonte er. Einen Streit um Kompetenzen erwartete Haug ohnehin nicht, schließlich sei Dennis als Vorsitzender und Geschäftsführer der McLaren-Gruppe weiter daran gelegen, dass die Formel-1-Mannschaft erfolgreich sei. "Es gibt hier kein Kompetenzgerangel sondern einen klar definierten Weg nach vorne, auf dem jeder stetig die von ihm zu erwartenden Schritte macht - und zwar mit Tempo", so Haug.

Es wird schwierig

Whitmarsh war sich allerdings bewusst, dass er in große Fußstapfen tritt, ungeachtet der weiteren internen Kooperation. "Mir ist vollkommen bewusst, dass es unglaublich schwer sein wird, sich daneben zu behaupten. Da ich Ron während seiner gesamten Karriere beruflich am nächsten gestanden habe, weiß ich vielleicht besser als jeder andere, wie schwierig es sein wird, denn ich habe ja gesehen, wie hart Ron arbeitet." Für den Sieg habe Dennis immer alles gegeben, konnte er nur betonen. Dass es in der Beziehung zu ihm Höhen und Tiefen gab, konnte Whitmarsh nicht verneinen, doch Dennis sei auch sehr großzügig gewesen. "Ich gebe das nicht gerne zu - nicht vor mir selbst und schon gar nicht gegenüber anderen, aber Ron hat mich über die Jahre geformt. Und ich denke auch ganz unbescheiden, dass ich ein offeneres Ohr bei ihm finde als jeder andere."

Klar ist für Haug und Whitmarsh, dass man weiter gemeinsam Erfolge feiern will und sich gemeinsam auf die anstehenden Aufgaben konzentriert. "Ob es darum geht, das Rennteam auf einen Sieg einzuschwören oder die Gruppe zu stärken, damit wir die aktuelle Rezession ungebremst durchstehen. Die Formel 1 ist nichts für schwache Nerven, und jeder bei McLaren Mercedes lebt allein für den Gewinn von Rennen und Meisterschaften", sagte der angehende Teamchef. Seine Aufgabe sah Whitmarsh dabei klar definiert: er soll den Titel bei den Fahrern und den Konstrukteuren holen. Wie groß das Ausmaß seiner Aufgabe dann tatsächlich ist, dazu wollte er lieber am Ende des Jahres Stellung nehmen.

Familienmitglied Lewis Hamilton

Sicher war sich Whitmarsh nur, dass es kein Problem sein wird, dass Dennis als starke Bezugsperson von Lewis Hamilton nun nicht mehr ständig beim Team sein wird. "Ich durfte Lewis in seiner frühen Karriere intensiver beobachten als sonst irgendwer und weiß seit langem, wie außergewöhnlich talentiert er ist. Ich würde also sagen, dass meine Beziehung zu Lewis enger ist als in der Vergangenheit zu anderen Fahrern", erklärte er. Auch Hamiltons Vater kenne er gut und musste umgekehrt behaupten, dass der junge Brite das Team auch als Teil seiner Familie sehe. Ähnliches galt für Haug. "Wir alle haben ein prima Verhältnis zu Lewis, er war vor vier Jahren noch für zwei Jahre bei uns in Deutschland, als er in der Formel-3-Euroserie im DTM-Rahmenprogramm fuhr. Lewis ist seit über zehn Jahren in unserem Team, da kennt und schätzt man sich entweder extrem - oder man ist nicht mehr beieinander."

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