McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh sieht die Formel 1 auf einem bedrohlichen Weg direkt in die Krise - und mahnt zum Umdenken zugunsten der kleineren Teams
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Der Formel 1 ging es schonmal besser, so viel steht fest. Während finanzielle Sorgen früher noch eher den Hinterbänkler-Teams zu schaffen machten, ist heute die halbe Formel 1 krank. Die Rennställe im Mittelfeld haben schwer zu kämpfen und selbst ein eigentliches Top-Team wie Lotus bewegt sich finanziell auf dünnem Eis. Für McLarens Teamchef Martin Whitmarsh wird es deshalb höchste Zeit, dass die Königsklasse ihre Konsequenzen zieht und den Teams mehr unter die Arme greift - ansonsten drohe die nächste wirklich große Krise.
Der 55-Jährige erinnert sich noch an den letzten finanziellen Tiefpunkt in der Formel 1: "Als wir die Krise hatten, in der sich Toyota, Honda und BMW zurückzogen, haben wir uns zusammengerafft, einige sensible Entscheidungen getroffen und so den Teams eine Chance zum Überleben gegeben", so Whitmarsh gegenüber 'Formula1.com'. Das sei eine gute Phase gewesen, denkt er zurück. In der Folge sei man jedoch selbstzufrieden geworden, weil kein weiteres Team, abgesehen von HRT vor dieser Saison, mehr aufgeben musste.
"Aber was nun passiert, ist, dass alle Teams bergab schlittern", stellt der Brite fest. Zwar stehe sein McLaren-Team unter einem guten Stern, nachdem man die Partnerschaft mit Honda ab 2015 eingegangen ist, das sei jedoch eher die Ausnahme: "Wir selbst, Mercedes, Red Bull und Ferrari (sind in Ordnung; Anm. d. Red.), aber danach wird es eng. Wir wissen um die Schwierigkeiten, die Lotus hat. Und wir kennen die Herausforderungen, die Sauber und Williams zu bewältigen haben", gibt Whitmarsh zu bedenken.
"Das sind gute Teams, aber sie stecken in sehr, sehr massiven Schwierigkeiten", warnt er. Zudem weist Whitmarsh auf die steigenden Motorenkosten hin: "Das wird eine echte Herausforderung in dieser wettbewerbsdominierten Umgebung. Das ist bedenklich." Ein grundlegendes Problem sei eben, dass in der Formel 1 nur die Ergebnisse in den Rennen zählen und alles davon abhänge. Doch natürlich sind gerade die Teams, die dringend Geld benötigen, nicht in der Position, gute Ergebnisse einfahren zu können - ein Teufelskreis.
Darum mahnt Whitmarsh nun, es müsse allmählich etwas getan werden, um die finanzielle Situation wieder in den Griff zu bekommen: "Offen gesagt glaube ich nicht, dass wir genug tun", bedauert er. Das habe er aber auch so schon zu Bernie Ecclestone gesagt. Bisher scheint sich allerdings noch nicht allzu viel getan zu haben. "Vielleicht warten wir erst auf die Antwort der nächsten richtigen Krise", fürchtet Whitmarsh. So bleibt es nun wohl abzuwarten, ob etwaige Hebel in Gang gesetzt werden oder nicht.