Wie Hamilton die Krise bewältigte

, 15.08.2012

Nach der enttäuschenden Saison 2011 präsentiert sich Lewis Hamilton dieses Jahr in Hochform - Was er dieses Jahr anders macht und welche Erkenntnisse er hatte

Vor dem Saisonstart 2012 sorgte Lewis Hamilton mit einer Offenbarung für Aufregung. "Wenn mich ein Freund fragte, ob wir am Abend einen drauf machen wollen, sagte ich im vergangenen Jahr auch vor einem Rennwochenende 'Klar, lass uns das tun'", gestand er gegenüber dem 'Guardian'. Und kündigte an: "In diesem Jahr werde ich zu Hause bleiben und stattdessen am nächsten Tag trainieren."

Eine solche Offenheit hätte niemand von einem Formel-1-Fahrer erwartet, schließlich sind in der "Königsklasse" des Motorsports derartig viele Interessen im Spiel, dass die meisten Akteure Angst haben, sich die Zunge beim Tanz mit den Medien zu verbrennen. Ein falsches Manöver auf der Strecke - und die Zitate verbreiten sich am nächsten Tag im Blätterwald wie ein Lauffeuer.

Doch Hamilton scheute dieses Risiko nicht - und tatsächlich wirkt der Weltmeister 2008 dieses Jahr wie ausgewechselt. Während er im Vorjahr sein Team mit riskanten und folgenschweren Manövern immer wieder im Stich ließ, lieferte Hamilton bisher 2012 eine makellose Leistung. Stattdessen ist es sein Rennstall, der ihn mit Fehlern einige Male um starke Ergebnisse brachte.

Wie Hamilton die Krise bewältigte

"Jedes Jahr versucht man zu Saisonende, zu analysieren, was man durchgemacht und was man hingekriegt hat", erklärt der McLaren-Pilot gegenüber 'Autosport', wie er im Winter die Kurve kriegte. "Man versucht, die positiven Dinge wegzunehmen. Dann versucht man sie kanalisieren und die Dinge, die nicht so gut gelaufen sind, zu verbessern."

Schon im Vorjahr wurde Hamilton bewusst, dass sein Teamkollege Jenson Button deutlich ausgeglichener und geerdeter durchs Leben geht. Das wirkte sich auch positiv auf seine Leistungen aus. Der Brite ortete die Gründe dafür in Buttons geordnetem Umfeld - seit Jahren führt der Weltmeister 2009 eine stabile Beziehung mit Jessica Michibata, auch Vater John Button, Manager Richard Goddard und Physiotherapeut Mike Collier geben ihm Rückhalt.

Dass es auch bei Button einmal anders lief, hat man inzwischen beinahe vergessen - man erinnere sich nur an die unsäglichen Vertragswirren mit Williams und BAR, in die sich das einstige ewige Talent vor einigen Jahren verstrickt hatte. Damals führte Button ein deutlich unsteteres Leben, wie er heute selbst zugibt. Erst die Stabilität hat ihm zu seiner Bestform verholfen.

Vom "Sack" befreit

Durchaus möglich, dass auch Hamilton durch die bitteren Erfahrungen im Vorjahr seine Lektionen gelernt hat: "Ich habe immer gesagt, dass es nicht nur um die Dinge geht, die man auf der Strecke macht, sondern um eine Kombination", sagt Hamilton. "Es geht um dein Privatleben, die Zeit zuhause, die Zeit, die man mit Freunden verbringt - solche Dinge."

Hamilton beließ es nicht nur beim Gedanken, sondern arbeitete dieses Jahr gezielt an der Umsetzung: "Ich habe meine Bande und die Beziehungen zu Menschen gestärkt - nicht nur in meinem Privatleben, sondern auch in meinem Team. Ich habe mit den Ingenieuren bisher besser zusammengearbeitet, und all diese Dinge haben mir geholfen."

Der 27-Jährige behauptet sogar, dass er die Probleme der Vergangenheit komplett abgeschüttelt hat: "Ich habe in meinem Leben keine speziellen Probleme und trage keinen Sack mehr mit mir herum - und letztes Jahr trug ich einen riesengroßen Sack. Glücklicherweise habe ich ihn in den Müllcontainer geworfen, und jetzt ist alles gut."

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