Wolff gibt Hamilton Deckung: "Müssen Starts vereinfachen"

, 17.10.2016

Wieso die schlechten Start laut Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff nicht nur auf Lewis Hamiltons Kappe gehen und was in Suzuka wirklich schiefgelaufen ist

Seit Wochen hat Lewis Hamilton Startprobleme. In Italien verlor er die Pole-Position und kam nur als Sechster aus der ersten Kurve, in Japan fiel er von Platz zwei auf Rang acht zurück. Dass er nun 33 Punkte hinter Nico Rosberg liegt, der seit der Sommerpause stets gut wegkommt, ist abgesehen von seinem bitteren Motorschaden auch auf die ersten Meter des Rennens zurückzuführen.

Obwohl beide Pannenstarts auf Fehler des dreimaligen Weltmeisters zurückgehen, übernimmt auch Mercedes einen Teil der Verantwortung. "Wir müssen in diesem Bereich nächstes Jahr Fortschritte machen und die Sache in den Griff kriegen", richtet Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff einen Auftrag an seine Ingenieure. "Es ist ziemlich schwierig für die Fahrer, das hinzubekommen."

Die Reglementänderungen haben also ihr Ziel erreicht und bei den Starts für größere Schwankungen gesorgt. "Die Interaktion zwischen Kupplung, Kupplungsmaterial, Kupplungsarchitektur, Handling für den Fahrer, Drehmomentverlauf, Druckpunkt und so weiter ist ein sehr komplexer Bereich", erklärt Wolff.

Hamilton-Start in Japan: Alles Kopfsache...

In Japan scheint Hamilton die Psychologie einen Strich durch die Rechnung gemacht zu haben. Der Brite startete auf der ungünstigen Seite der Start-Ziel-Geraden, auf der manche Stellen noch feucht waren. Daher wusste er: Mein Start muss klar besser als der von Rosberg sein, um vor ihm in die erste Kurve zu stechen.

"Das hat Lewis abgelenkt", wird ein nicht namentlich genannter Mercedes-Ingenieur von 'auto motor und sport' zitiert. "In seinem Kopf sind einfach zu viele Gedanken herumgeschwirrt. Ich brauche einen guten Start. Ich darf nicht auf die feuchten Flecken kommen. Ich muss nach links ziehen um Nico abzuwehren. Dabei hat er die Prozedur einfach nicht korrekt durchgeführt."

Und die ist überaus kompliziert. Laut Mercedes hat Hamilton die Kupplung in der Hitze des Gefechtes zu schnell losgelassen. Die Kettenreaktion war daraufhin nicht mehr zu stoppen. "Wenn du einmal zu viel Schlupf hast, kannst du eigentlich nur vom Gas gehen, oder noch mal an der Kupplung ziehen. Das ist in der Hektik des Starts schwierig. In dem Augenblick, in dem Lewis merkte, dass er einen Fehler gemacht hat, verliert er schon mal zwei Zehntel, um darauf zu reagieren. Dann tust du entweder zu viel oder zu wenig und verlierst noch einmal Zeit", meint der Mercedes-Ingenieur.

Hat Mercedes ein Startproblem?

Kritiker wundern sich, warum es ausgerechnet das sonst in allen Bereichen so stark aufgestellte Mercedes-Team nicht hinkriegt, die Startprozedur für die Piloten bedienungsfreundlich und somit weniger fehleranfällig zu gestalten.

Wolff meint, dass der Eindruck nicht richtig sei, dass die Silberpfeile im Vergleich zur Konkurrenz eine Schwäche haben. "Bei uns ist es sichtbarer, wenn wir es verhauen, weil wir meist vorne stehen. Es gibt also eine wahre Performance und eine wahrgenommene Performance", argumentiert der Österreicher. "Es sieht schlechter aus als es ist. Auch bei unseren Konkurrenten gibt es eine enorme Schwankungsbreite - es gibt gute Starts und schlechte Starts."

Zumal in der Außensicht auch die Mercedes-Boxenstopps mäßig sind und die Zuverlässigkeit ein großes Problem darstellt. Wolff wehrt sich: "Wir hatten in manchen Rennen die schnellsten Stopps, zum Beispiel in Singapur. Da haben wir bei Kimi erfolgreich den Undercut gemacht."

Der schwierige Umgang mit der Kuppplung ist laut Wolff beim Anfahren nach dem Boxenstopp übrigens kein Problem. "Die Beschleunigung nach den Stopp ist nicht so entscheidend wie vor Kurve 1. Die eigentliche Haltezeit ist extrem wichtig, und da schlagen wir uns in Wahrheit wirklich gut."

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