Die Mercedes-Formel-1-Macher Toto Wolff und Niki Lauda in ungeahnter Harmonie: Wenn das klingelnde Telefon zur Zahnpastatube in der Männer-Ehe wird
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Unter der Führung von Toto Wolff (Motorsportchef) und Niki Lauda (Aufsichtsrats-Vorsitzender) hat die Formel-1-Werksmannschaft von Mercedes seit 2014 die Szene dominiert. Das österreichische Duo ist nicht immer derselben Meinung, aber hat sich zu einer Art "Männerehe" zusammengefunden. Im Erfolg wird gemeinsam gejubelt, bei Misserfolgen kommt es zu unterschiedlichen Herangehensweisen: Nüchterne und schonungslose Analyse von Lauda, emotionsgeladene Reaktionen von Wolff.
"Es funktioniert", sagt Toto Wolff im 'ORF'. "Wir haben das gleiche Ziel. Wir wollen beide zwei Weltmeisterschaften pro Jahr gewinnen. Da kann man zwar unterschiedliche Standpunkte haben, aber letztlich kommen wir immer mit einer gemeinsamen Meinung aus einer Sache raus." Man sei "wie ein altes Ehepaar", kenne die jeweiligen Machen des anderen und sei sich jederzeit bewusst, nicht fehlerfrei zu sein.
"Es kann auch keine Abnutzungserscheinungen geben, weil wir von dem getrieben sind, was wir hier machen wollen. Wir haben jeden Tag neue Herausforderungen", stellt Lauda klar und ergänzt mit einem schelmischen Grinsen: "Ich muss aus Erfahrung sprechen: Es ist viel schwieriger für mich, eine Mann-Frau-Beziehung zu führen. Die Frauen mit ihrer Emanzipation sind eine solche Herausforderung geworden, dass die so mühsam werden, dass ich mich jeden Tag verteidigen muss."
Männer, so Lauda wären ihrer Art der Konfliktlösung deutlich einfacher und direkter gestrickt als Frauen. "Es ist viel einfacher, mit Toto eine sogenannte Ehe zu führen wie manchmal mit Ehefrauen", so der Ex-Formel-1-Weltmeister. Nach anfänglich teils schwierigen Phasen sei ie Beziehung nun auf einem Höhepunkt. "Es ist harmonisch wie noch nie. Mir klopft jedes Mal das Herz, wenn ich Toto sehe", sagt Lauda. "Nicht wie am ersten Tag, denn der war schwierig. So funktioniert eine perfekte Beziehung."
"Sehe ich genauso", nickt Wolff zustimmend. "Normalerweise läuft eine Beziehung sieben Jahre gut und wir sind im fünften. Wir werden versuchen, einen Rekord zu machen." Der Motorsportchef von Mercedes nennt sein Rezept: "Es ist wie in jeder Beziehung: Man sollte abends nicht das Licht ausmachen, ohne den Streit geklärt zu haben. Beim Niki weiß ich, dass es ihn zur Weißglut treibt, wenn ich nicht ans Telefon gehe. Es ist ein bisschen strategisch, aber ich würde es nie über Nacht unbeantwortet lassen."
"Wenn irgendetwas schiefgeht, dann schreibe ich ihm eine SMS, dass er am Dienstag ins Meeting in der Fabrik kommen soll. Dann kommt lange Zeit nichts und ich denke mir, alles ist gut", beschreibt Lauda die Kommunikation. "Und dann kommt am Montagabend eine SMS zurück: 'Komm lieber nicht.' Und ich sitze schon fast im Flieger und habe alles organisiert. Dann rufe ich ihn schon an und frage ihn: 'Sag mal, spinnst du? Mir einen Tag vorher zu sagen, dass ich nicht kommen darf."
"Dann sagt er: 'Nein, du kannst schon kommen. Aber es ist immer blöd, wenn du nur kommst, wenn gerade nichts funktioniert. Komm doch mal, wenn's funktioniert!' Dann sage ich: 'Das ist nicht das Thema, Toto. Ich komme.' Dann sagt er: 'Dann komm bitte am Donnerstag. Dann habe ich alles vorbereitet und wir können besser reden, weil Montag ein Feiertag war. Da hat er mich überzeugt. Dann bin ich am Donnerstag gekommen und wir haben konstruktive Gespräche geführt."
"Struktur ist ganz wichtig, erklärt Wolff. "Wenn bei Niki die Alarmglocken läuten wie in Monaco, da will ein Alphatier natürlich die Kontrolle haben. In dem Fall ist es aber kontraproduktiv." Entsprechend sei ein Besuch bei einem Meeting auch bei positiven Anlässen mal angebracht. "Nicht einfach als Reaktion auf ein Ergebnis", betont Wolff. "Ich komm jetzt mal, wenn es gut läuft", entgegnet Lauda, "damit du mir das nicht mehr vorwerfen kannst."