Wolff sicher: Rosberg schlägt 2016 mit Macht zurück

, 25.10.2015

Toto Wolff sieht Lewis Hamilton in einer idealen Lebenssituation, warnt jedoch alle, die Nico Rosberg für zu verweichlicht halten - Wird der Deutsche 2016 alle überraschen?

Die WM-Feier für Lewis Hamilton könnte schon in Austin stattfinden und Nico Rosberg wird wie schon vergangene Saison nur als Gratulant auftreten können. Für viele Experten ist der Deutsche mittlerweile zur Nummer zwei abgestempelt worden, mangelnde Härte gerade im Zweikampf wird ihm regelmäßig bescheinigt. Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff hingegen glaubt, dass Rosberg härter ist als so mancher denkt und dass es 2016 durchaus eine Überraschung geben könnte.

"Ich habe ihn immer wieder gelobt", sagt der Österreicher über den Wahl-Monegassen. "Aber ich tue das nicht, um ein Image von ihm aufrechtzuerhalten, sondern gehe tagtäglich die Leistungen durch." Er sieht Rosberg als zentralen Teil der aktuellen Mercedes-Dominanz an: "Die Leistung, die er im Auto bringt, und die Unterstützung, die er als langjähriger Bestanteil mit in das Team trägt, sind ein Grund, warum wir so erfolgreich sind."

Besonders guten Eindruck machte der 30-Jährige auf Wolff, als er trotz des ärgerlichen Defekts mit dem Gaspedals bei den Teamfeiern in Brackley und Brixworth dabei gewesen ist: "Es war so schön zu sehen, dass er nach dem Ausfall wegen eines Pfennigartikels an der Gaspedalmechanik dabei gewesen ist und dem Team seinen Support gezeigt hat." Rosberg war auch bei der nächsten Party dabei - wiederum als Gratulant, als Pascal Wehrlein den DTM-Titel holte.

Rosbergs Loyalität: Stärke oder Schwäche?

Doch genau diese Loyalität wird Rosberg auch bisweilen von Experten zur Last gelegt. Hamilton konnte es sich leisten, den DTM-Feierlichkeiten fern zu bleiben. Rosberg hingegen erweckt das Bild des wohlerzogenen Gentlemans, der es allen recht machen will, dabei aber zu sehr für sich selbst zurücksteckt, während Hamilton auch schon einmal öffentlich wettert, wenn es nicht läuft. "Lewis ist jemand, der viele Emotionen zeigt. Und die gleichen Emotionen hat Nico auch, er zeigt sie nur nicht", erklärt Toto Wolff seine Version, warum Rosberg als zu weich bezeichnet wird.

Er glaubt aber, dass dieser Eindruck täuscht. Rosberg als zu verweichlicht für einen Weltmeistertitel zu bezeichnen, hält Wolff für einen Kardinalfehler: "Er ist ein bockharter Hund, der nicht Rennen gewonnen hätte und nicht Titelkandidat wäre, wenn er diese Härte und Stärke nicht hätte." Und legt noch einmal mit einer Ansage für 2016 nach: "Nächstes Jahr wird der Reset-Knopf gedrückt und es geht von neuem los. Und da hat Nico genauso eine Chance, diese Meisterschaft zu gewinnen, wie Lewis. Ich mache mir keine Sorgen: Er wird mit Macht zurückschlagen."

Hamilton in perfekter Lebenslage

Lewis Hamilton hingegen braucht keine aufmunternden Worte, der Engländer schwebt auf einer Welle des Erfolgs und der dritte Weltmeistertitel ist nur noch eine Frage der Zeit. Wolff weiß, warum: "Er scheint in einer ausgezeichneten Lebenslage zu sein, was natürlich sehr gut für ihn ist. Es geht ihm gut und er weiß genau, was gut für ihn ist und was nicht. Auch deshalb führt er die Meisterschaft mit solidem Vorsprung an." Nicht nur für ihn selbst sei diese Lage perfekt, sondern auch für das Team. "Glücklicher Lewis, glückliches Team", lacht der 43-Jährige.

Mercedes tat viel, um dem nicht immer ganz pflegeleichten Hamilton ein perfektes zu Hause zu geben. Im Gegensatz zu McLaren, wo rigorose Vorschriften geherrscht haben, liegt Wolff das Wohlergehen seines Fahrers am Herzen: "Es ist einer der Kernpunkte, dass wir als Team feststellen müssen, wer gut performt, warum er gut performt und welches Umfeld wir ihm zur Verfügung stellen müssen." Das gelte für jedes einzelne Teammitglied und sei wie bei einer Fußballmannschaft, bei der man mit den unterschiedlichen Charakteren unterschiedlich umgehen muss.

Nach dem "Krieg der Sterne" in der Saison 2014 hat sich auch das Verhältnis zwischen Lewis Hamilton und Nico Rosberg wieder entspannt, was für Wolff essenziell wichtig ist. Verständnis für die Reibereien in der Vergangenheit kann er durchaus aufbringen: "Sie sind hier, um Rennen zu fahren, da hat sich nichts geändert. Wir hatten ein paar Höhen und Tiefen, schließlich kämpfen beide um dieselbe Weltmeisterschaft, aber insgesamt ist alles gut." Dabei helfe auch, dass sie mittlerweile das dritte Jahr im selben Team fahren.

Keine Ruhepause trotz Erfolgen

Die nächste für Mercedes erfolgreiche Saison neigt sich dem Ende entgegen, doch noch sind vier Rennen zu bestreiten. "Ich denke, es ist wichtig, einen guten Spirit im Team zu haben, daran arbeiten wir viel", verrät Wolff sein Rezept, gegen Selbstgefälligkeit im Team anzukämpfen. Auch im Hinblick auf 2016 soll immer weitergemacht werden. "Wenn man auf einem hohen Level ist, muss man die Organisation immer weiterentwickeln", erklärt Wolff. "Es gibt noch immer viel sowohl auf Motor- als auch Chassisseite zu finden."

Nun gilt es erst einmal, mit dem Fahrertitel die letzte Meisterschaft als Krönung einer äußerst erfolgreichen Saison dingfest zu machen. Für Mercedes als Autobauer sei zwar die Konstrukteurswertung auch wegen der finanziellen Anreize von zentraler Bedeutung, holt Wolff aus. "Aber die Fahrerwertung ist natürlich das, was nach außen hin am meisten wahrgenommen wird. Sie ist das Nonplusultra." Schon in wenigen Stunden könnte es soweit sein, sollte es Hamilton gelingen, beim Großen Preis der USA zwei Punkte mehr als Rosberg und neun mehr als Vettel zu holen.

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