Wolff: "Stallorder ist sportlich gesehen ein Unding"

, 07.04.2013

Sportlich unfair - aus Teamsicht unumgänglich: Toto Wolff rechtfertigt die Teamorder von Malaysia und dementiert Gerüchte über einen Machtkampf mit Niki Lauda

Teamorder sorgte in der Vergangenheit in der Formel 1 schon oft für kontroverse Diskussionen, doch dass wie beim Großen Preis von Malaysia gleich zwei Teams ihre Fahrer aufforderten, den sportlichen Kampf auf der Strecke einzustellen und die Positionen zu halten, war ein besonderer Fall. Im Gegensatz zu Sebastian Vettel befolgte Nico Rosberg die Anweisungen seines Teamchefs Ross Brawn und blieb in der Schlussphase des Rennens hinter Teamkollege Lewis Hamilton, obwohl er wesentlich schneller hätte fahren können.

Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff gibt jedoch offen zu, dass beim Thema Stallorder zwei Herzen in seiner Brust schlagen: "Stallorder ist sportlich gesehen ein Unding. Da spreche ich als Fan, Sportler und Rennfahrer", sagt der Österreicher im Interview mit der 'Bild am Sonntag'. Bei Mercedes ist Wolff aber weder Fan, Sportler noch Rennfahrer, sondern als Gesamtverantwortlicher den Interessen des Teams verpflichtet.

Der 41-Jährige erklärt erneut, dass beide Fahrer am Ende des Rennens ein Benzinproblem bekommen hätten, wenn sie hätten frei fahren dürfen. "Das haben wir erkannt und die Stallorder eingesetzt. Weil wir am Ende nicht wie Deppen dastehen wollten", so Wolff. Die Enttäuschung Rosbergs kann er nachvollziehen, allerdings habe der Fahrer im Cockpit nicht das Gesamtbild im Blick. "Würden wir wieder in einer ähnlichen Situation sein, mit dem Risiko, dass beide Autos nicht ins Ziel nicht kommen, würden wir wieder so entscheiden", bekräftigt Wolff.

Dass sich Vettel im Gegensatz zu Rosberg nicht an die Anweisungen seines Teams hielt und Mark Webber überholte, wundert Wolff nicht: "Vettel und die anderen sind Vollgastiere. Bei den Jungs geht manchmal der Rennfahrer mit ihnen durch." Bei einem dreimaligen Weltmeister sei es seiner Ansicht nach vielleicht leichter zu verschmerzen, wenn er sich über die Teamorder hinwegsetzt. "Aber letztendlich darf dabei nicht der Erfolg des Teams aufs Spiel gesetzt werden", sagt Wolff.

Die Umstrukturierung des Silberpfeil-Teams sei mittlerweile voll im Gang. Um nachhaltigen Erfolg zu haben, seien alle Teile des Teams wichtig. "Ein Team funktioniert, wenn es die richtigen Fahrer hat, das richtige Management, die richtigen Ingenieure, das richtige Budget und den richtigen Geist", so Wolff. "Wenn du diese Zutaten zusammenbekommst, schaffst du es. Es geht darum zu verstehen, was an diesem Puzzle nicht stimmt."

Ein wichtiges Puzzleteil sei die Verpflichtung von Hamilton gewesen, wobei Wolff diese Einschätzung nicht als Kritik an dessen Vorgänger Michael Schumacher verstanden wissen will: "Ich wäre ja ein Narr, wenn ich am Schumi-Mythos kratzen würde", meint der 41-Jährige. Die Verpflichtung des Briten habe jedoch gezeigt, dass Mercedes bereit sei "auch heilige Kühe aufzugeben." Hamilton befinde sich auf dem Höhepunkt seiner Karriere.

Trotz der offensichtlichen Steigerung der Silberpfeile glaubt Wolff in dieser Saison noch nicht an Grand-Prix-Siege. "Red Bull ist uns überlegen", sagt der Österreicher. Daher steht mit Blick auf die Fahrermeisterschaft für ihn jetzt schon fest: "Sebastian Vettel zieht das wieder durch." Gerüchte über einen Machtkampf zwischen ihm und Aufsichtsratschef Niki Laude kommentiert Wolff wie folgt: "Da spreche ich jetzt mal in den Worten von Niki: Das ist der größte Schwachsinn, den ich je gehört habe. Zwischen Niki und mich passt kein Blatt Papier."

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