Zetsche kann "Fahrern keinen Vorwurf machen"

, 03.10.2012

Der Daimler-Chef will Michael Schumacher nicht die Schuld am ausbleibenden Mercedes-Erfolg geben und hofft darauf, dass er der Marke in Zukunft treu bleibt

Die Traumehe von Michael Schumacher und Mercedes endet - zumindest was den aktiven Sport betrifft - wahrscheinlich mit einer Scheidung. Nicht aber in einem Rosenkrieg, wie der Daimler-Vorstandsvorsitzende Dieter Zetsche klarstellt. Es sei richtig, dass der Rekord-Weltmeister in einem Silberpfeil nie gesiegt habe. "Wir haben drei Jahre miteinander erlebt, die mir sehr viel Spaß gemacht haben. Er hat uns geholfen, unser junges Team voranzubringen", lobt er den ehemals wichtigsten Angestellten im Gespräch mit der 'Bild'-Zeitung.

Schumachers Wirken sei über den Tellerrand des Mercedes-Teams hinaus spürbar gewesen. "Er hat für die Attraktivität der Formel 1 Großartiges geleistet. Es waren drei tolle Jahre", unterstreicht Zetsche, für den die personelle Neuausrichtung zu diesem Zeitpunkt keine Überraschung war. "Die Phase war von vornherein auf drei Jahre angelegt. Das Team hat mit allen Beteiligten Gespräche über mögliche Alternativen geführt und entschieden, was mittel- und langfristig der richtige Weg ist."

Auto und nicht Fahrer schuld an Mercedes-Schwäche

Dass ein 43-Jähriger nicht mehr in der Lage ist, in der Formel 1 auf dem Niveau der Besten zu fahren, bezweifelt Zetsche und holt für einen Vergleich weit aus: "Der Argentinier Juan Manuel Fangio ist noch mit 46 Weltmeister geworden. Manche Fähigkeiten kann man im Alter sogar ausbauen." Lieber nimmt der Daimler-Chef den Boliden in die Pflicht. "Wir haben beiden Fahrern in den vergangenen drei Jahren nicht das Auto zur Verfügung stellen können, das in der Mehrzahl der Rennen siegfähig gewesen wäre."

Dass McLaren mit einem Stuttgarter Aggregat im Heck konstant in der Lage war, Grands Prix zu gewinnen, sieht Zetsche als Beweis dafür. "Mit dem Motor waren wir vorn, aber nicht mit dem Fahrzeug. Es wäre also völlig falsch, jetzt Nico Rosberg oder Michael Schumacher einen Vorwurf zu machen. Unser Ziel ist jetzt, das Auto schneller zu machen", nimmt er die Piloten ein weiteres Mal in Schutz. Aber warum dann die große Rochade bei den Fahrern wagen, wenn doch alles paletti war?

Erwartungen nicht erfüllt

Zetsche selbst war es nicht, der den Hiob spielen und Schumacher über das Ende der Zusammenarbeit in Kenntnis setzen musste. "Es gehört zum Glück nicht zum Aufgabengebiet des Vorstandsvorsitzenden, diese Entscheidung zu treffen oder ihm diese mitzuteilen. Aber ich habe Michael am Tag der Bekanntgabe angerufen und mich mit ihm darüber ausgetauscht", berichtet der 59-Jährige. "Es war ein sehr gutes Gespräch." Offenbar so gut, dass er gerne mehr davon hätte.

"Ich persönlich wünsche mir, dass er nach seiner aktiven Zeit im Mercedes-Cockpit Partner unseres Unternehmens bleibt", schielt Zetsche darauf, dass Schumacher seine Karriere als Funktionär, Berater oder Fahrer mit Mercedes-Motor - etwa bei Sauber - fortsetzt. Die Bilanz bleibt trotzdem durchwachen: "Sicherlich haben wir uns vor drei Jahren gewünscht, weiter zu sein, als wir es in dieser Saison sind. Die Erwartungshaltung war sehr hoch. Von unserer Marke erwartet man, dass sie vorne ist."

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