Vor zehn Jahren scheiterte Niki Lauda als Jaguar-Teamchef an der britischen Mentalität, nun will er es mit Mercedes Landsmann Helmut Marko nachmachen
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Als Niki Lauda 2001 bei Jaguar als Teamchef das Zepter in die Hand nahm, scheiterte der Österreicher beim Versuch, das britische Team nach vorne zu bringen. 2002 wurde der Wiener nach einem siebten und einem achten Platz in der Konstrukteurs-WM vor die Türe gesetzt. Nun nimmt der 63-Jährige Formel-1-Legende einen weiteren Anlauf in einer Formel-1-Führungsposition - und ein weiteres Mal steht er vor der Herausforderung, sich mit den Briten, diesmal in Brackley, arrangieren zu müssen.
"Ich habe die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass unten umgesetzt wird, was von oben gefordert wird", erklärt der Mercedes-Aufsichtsratsvorsitzende gegenüber der 'Welt", dass es sein Job ist, die Kommunikation zwischen Deutschland und Großbritannien zu verbessern. Das war bisher eine der großen Schwachstellen des Rennstalls.
Warum das Jaguar-Projekt schieflief
Lauda hat die letzten Wochen damit verbracht, genau diesem Mangel auf die Spur zu kommen, war oft in der Mercedes-Fabrik in Brackley, um die Problemzonen zu lokalisieren. Er weiß aber schon länger, dass er vor einer Herkulesaufgabe steht. Vor drei Jahren sprach er im Interview mit der 'SportWoche' offen über seine schwierigen Erfahrungen bei Jaguar und erklärte, warum der Erfolg damals ausgeblieben war.
Die Briten hätten "eine eigene Art zu arbeiten", meinte er damals. Und ging ins Detail: "Ein Engländer ist freundlich zu dir, drei wollen dir das Hackl ins Kreuz hauen (österreichische Redewendung für 'hinterrücks angreifen', Anm.) weil du als Ausländer dort nichts verloren hast."
Laudas unvollendete Mission in Milton Keynes wurden inzwischen zum Erfolg geführt - und zwar durch Red Bull und seinen Landsmann, Motorsportkonsulent Helmut Marko. Schon einmal kreuzte sich das Schicksal der beiden Ex-Rennfahrer: Marko hatte für 1973 bereits einen Ferrari-Vorvertrag in der Tasche, durch seinen tragischen Unfall 1972 beim Grand Prix von Frankreich, bei dem er ein Auge verlor, machte er aber für Lauda den Weg frei, der 1974 zur "Scuderia" ging und mit dem Traditionsteam zwei WM-Titel holte.
Lauda auf Markos Spuren?
Dem Juristen Marko gelang es aber in den vergangenen Jahren, die österreichischen Red-Bull-Besitzer und die britische Mannschaft in Milton Keynes auf eine Linie zu bringen. Wie Lauda - allerdings als aktiver Rennfahrer - holte Marko nun mit Red Bull drei WM-Titel.
Das weiß auch der nunmehrige Mercedes-Aufsichtsratsvorsitzende, der dem Grazer gegenüber 'ServusTV' für den Red-Bull-Erfolg ein großes Kompliment aussprach: "Er ist dort der harte Hund, arbeitet sehr gut und hält alles zusammen. Niemand arbeitet gegen den anderen, versucht, dem anderen seinen Job wegzunehmen. Wenn man so eine Harmonie vom kleinsten Mechaniker bis zum Chef herstellt und alle am gleichen Strang ziehen, dann kommt so ein herausragendes Resultat heraus. Das gilt für viele Firmen auf der Welt. Wenn alle so wie Red Bull in der Formel 1 arbeiten würden, dann wären sie viel weiter." Lauda wird nun versuchen, es Marko bei Mercedes nachzumachen.