Der Brite Sam Bird gewinnt das Sprintrennen in Singapur und verkürzt seinen Meisterschaftsrückstand auf Fabio Leimer - Der Schweizer wird Dritter
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Sam Bird (Russian Time) feiert im Sprintrennen von Singapur einen perfekten Start-Ziel-Sieg und macht die Meisterschaft spannend. Fabio Leimer (Racing Engineering) klettert hinter Marcus Ericsson (DAMS) als Dritter auf das Podest. Somit reist der Schweizer als Meisterschaftsführender zum Saisonfinale nach Abu Dhabi. Sein Vorsprung auf Bird ist auf sechs Punkte geschrumpft. Für die weiteren deutschsprachigen Piloten war der Sprint kein erfolgreiches Rennen. Daniel Abt (ART) wurde disqualifiziert, da er nicht zu einer Durchfahrtsstrafe antrat. Der Österreicher Rene Binder (Lazarus) kämpfte um den letzten Punkt, doch er ging als Neunter knapp leer aus. Der Schweizer Simon Trummer (Rappax) kam als 13. ins Ziel.
Von den Topfahrern entschieden sich mit Ausnahme von Tom Dillmann (Russian Time) und Felipe Nasr (Carlin) für die harten Reifen. Diese beiden starteten den Sprint über 20 Runden mit den weichen Option-Reifen von Pirelli. Da das Rennen um 16:10 Uhr Ortszeit gestartet wurde, war es wie im Hauptrennen noch taghell. Beim Start setzte sich Bird von der Pole-Position souverän durch und übernahm sofort die Führung. Dahinter sortierten sich Ericsson und Leimer ein. Alle Fahrer kamen gut durch die ersten Kurven. Im Laufe der ersten Runde drehten sich im Hinterfeld aber einige Fahrer.
Stefano Coletti (Rappax) war beim Anbremsen der Rechtskurve acht Mitch Evans (Arden) ins Heck geraucht. Der Neuseeländer drehte sich dabei um, wodurch ein kleiner Stau entstand. Es konnten aber alle weiterfahren. Alexander Rossi (Caterham) hatte sich bei diesem Zwischenfall den Frontflügel beschädigt und holte sich in der Folge eine neue Nase von der Box. Coletti erhielt als Unfallverursacher eine Durchfahrtsstrafe. Am Ende der ersten Runde führte Bird vor Ericsson und Leimer. Abt war Elfter und Binder 14.
An der Spitze fuhren die Piloten in der Anfangsphase wie an einer Perlenkette hintereinander ihre Runden. Im Mittelfeld ging es etwas turbulenter zu. Sergio Canamasas wurde bei einem Dreikampf mit Jon Lancaster (Hilmer) und James Calado (ART) in eine Mauer gedrückt. Das linke Vorderrad des Boliden war krumm und der Spanier musste aussteigen. Abt arbeitete sich kontinuierlich durch das Feld und war nach vier Runden bereits Achter, denn Nasr büßte in der Anfangsphase unter anderem viele Positionen ein.
Allerdings wurde der Vorwärtsdrang des Deutschen jäh gestoppt. Abt erhielt eine Durchfahrtsstrafe, weil in einer Zone, in der gelbe Flaggen geschwenkt wurden, nicht zu stark verlangsamt hatte. Coletti bekam die schwarze Flagge mit dem orangen Punkt gezeigt, denn ein Teil seines Frontflügels flatterte nach der Kollision in der ersten Runde. Er kam an die Box und holte sich eine neue Nase ab. Obwohl es im Sprintrennen keine Pflichtboxenstopps gibt, war in der Boxengasse viel los.
Nasr meldete über Funk Getriebeprobleme und holte sich außerdem neue super-soft Reifen ab. Seine Chance auf Punkte war dahin. Währenddessen kontrollierte Bird das Rennen souverän an der Spitze. Der Brite führte bei Rennhalbzeit 2,4 Sekunden vor Ericsson. Leimer lag als Dritter 4,5 Sekunden zurück. Abt trat schließlich zu seiner Durchfahrtsstrafe an, aber der Deutsche parkte seinen Boliden an der ART-Box und stieg aus. Er wurde disqualifiziert, weil er zu spät zur Durchfahrtsstrafe angetreten war.
Die Reifen standen im letzten Renndrittel im Fokus, denn die Spitze schonte die Prime-Reifen. Im Mittelfeld kamen einige Piloten an die Box, darunter auch Samstagsieger Jolyon Palmer (Carlin). Bei den Rundenzeiten herrschten im Feld große Unterschiede von bis zu mehreren Sekunden. Stück für Stück holte Ericsson auch den Führenden Bird ein. Der Brite reagierte aber und hielt seinen Vorsprung auf knapp zwei Sekunden.
Bird souverän
Bird verwaltete sein Polster bis ins Ziel und ließ nichts mehr anbrennen. Es war sein fünfter Saisonsieg in diesem Jahr. Ericsson kletterte als Zweiter auf das Podest und Leimer wurde Dritter. Damit verteidigte der Schweizer seine Gesamtführung, doch Bird kam ihm mit dem Sieg auf sechs Punkte nahe. "Wir sind da, wo wir sein wollen. Wir wollen bis zur letzten Runde im letzten Rennen um den Titel kämpfen", so Sieger Bird. "Heute war jede Runde schwierig, denn es war sehr heiß da draußen."
"Es ging darum, dass man nicht zu viel rutscht und das Auto ins Ziel bringt. Heute war eine Kombination der harten Arbeit von gestern. Es hat sich alles ausgezahlt." Mit Platz drei war Leimer nicht unzufrieden: "Im Rennen hatte ich etwas Mühe im Vergleich zu den anderen Fahrern, aber wir können mit diesem dritten Platz zufrieden sein. Ich fahre als Führender zum letzten Rennen, aber Sam bereitet mir eine harte Zeit. Jetzt werden wir sehen, was in Abu Dhabi passiert."
In der Auslaufrunde kam es noch zu einer Kollision zwischen Leimer und Rossi. Rossi zog von rechts nach links über die Strecke, denn die Fahrer mussten dort in den Parc Ferme abbiegen. Leimer sah das zu spät und krachte Rossi in die Seite. Beide Boliden waren stark beschädigt. "Es war verrückt", kommentiert Leimer diese kuriose Situation. "Er hat mich überholt, aber nach Kurve fünf verlangsamte er. Ich dachte, dass er mich vorbeilässt, denn er musste links abbiegen und ich musste geradeaus fahren. Dann wollte ich losfahren, aber er lenkte plötzlich ein. Ich stieg auf die Bremse, aber konnte die Kollision nicht vermeiden."
Platz vier ging an Stephane Richelimi (DAMS), gefolgt von Lancaster, Johnny Cecotto (Arden) und Daniel de Jong (MP Motorsport). In der zweiten Rennhälfte duellierte sich Binder mit Adrian Quaife-Hobbs (Hilmer) um den achten Platz. Schließlich setzte sich Quaife-Hobbs durch und der Österreicher ging als Neunter leer aus. Trummer kam als 13. ins Ziel. Nun ist alles für das spannende Saisonfinale angerichtet, bei dem erstmals ein Schweizer GP2-Champion werden kann. Schauplatz des Showdowns ist Abu Dhabi am ersten November-Wochenende.