BMW muss in der Formel E sein Programm aufteilen: So will Andretti die hohen Ziele zu erfüllen und gleichzeitig den Werkseinstieg in Saison 5 vorzubereiten
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Die vierte Formel-E-Saison ist gerade erst ein Rennen alt, doch in der Elektroformelserie dreht sich bereits alles um die Saison 2018/19. Dann wird mit einem neuen Fahrzeug ein großer Wettkampf zwischen zahlreichen Herstellern entbrennen, wenn mit BMW, Mercedes und Porsche die Elite der deutschen Automobilindustrie gleichzeitig einsteigt. BMW fährt ein zweigleisiges Programm, denn der Konzern aus München ist bereits im Andretti-Team engagiert.
"Wir haben in dieser Saison drei Mitarbeiter in Vollzeit beim Team und unterstützen uns, wie und wo wir es am besten können, um zusammen mit den Fahrern das Maximum aus dem Paket herauszuholen", sagt BMW-Motorsportchef Jens Marquardt. "Natürlich nutzen wir auch unsere Ressourcen zu Hause in München. Zugleich sammeln wir bei BMW Motorsport und BMW i natürlich auch Informationen, die uns helfen, den Antriebsstrang für Saison 5 zu entwickeln. Das Programm läuft parallel."
"Es ist schon eine Herausforderung, und ich glaube, dass es im Moment für Michael und sein Team ein bisschen schwieriger ist als für uns bei BMW", so der 50-Jährige weiter. Andretti Autosport versucht nämlich, gleichzeitig seine Ziele in der laufenden Saison erfüllen und sich mit zahlreichen Testfahrten optimal auf die erste Saison als offizielles Werksteam vorzubereiten. "Die Entwicklung des Antriebsstrangs läuft momentan zwar hauptsächlich in München, aber im kommenden Jahr werden wir auch auf der Test- und Entwicklungsseite noch enger zusammenarbeiten. Ziel ist es, vom Start von Saison 5 an die maximale Performance und Effizienz zu haben."
Laufende Saison als Baustelle
Andretti Autosport gibt derweil sein Bestes, die dürftigen Resultate aus Saison 3 zu verbessern. Ein fünfter Platz von Robin Frijns gleich beim Saisonauftakt in Honkong war das höchste der Gefühle für das Andretti-Team in der Saison 2016/17. Der Auftakt zur aktuellen Saison in der ostasiatischen Metropole lief allerdings noch schleppender: Andretti liegt nach zwei Rennen auf Rang acht in der Teamwertung; mehr als ein sechster Platz von Antonio Felix da Costa im ersten Rennen war bei den zwei Läufen nicht drin.
Michael Andretti will aber nicht aufgeben: "Natürlich ist unser Ziel, besser abzuschneiden als in der Vergangenheit. Das vergangene Jahr war nicht das Beste für uns. Ich hoffe, wir können uns steigern. Ein realistisches Ziel wären Plätze in den Top-5, da können wir hinkommen. Vielleicht springt auch hin und wieder ein Podium dabei heraus."
Kompatible Kulturen
Dass es bei der Zusammenarbeit zwischen dem deutschen Konzern und dem US-amerikanischen Rennteam hin und wieder unterschiedliche Ansätze gibt, liegt in der Natur der Sache. Beide Parteien sehen das aber als Vorteil. "Es stimmt, die Kulturen sind ein bisschen unterschiedlich, aber am Ende sind wir alle Racer. Nur darum geht es. Da sprechen wir die gleiche Sprache. Wir sehen seit Jahren mit unserem japanischen Partner MS&AD, wie gut sich unterschiedliche Kulturen im Rennsport ergänzen", bleibt Andretti cool.
Marquardt ergänzt: "Ich glaube, wir ergänzen uns sehr gut. Was Michael und sein Team mit dem amerikanischen Ansatz einbringen, funktioniert zusammen mit dem manchmal vielleicht etwas technokratischen deutschen Ansatz ziemlich gut. Denn man braucht beides, um Erfolg zu haben. Es stimmt, die Kulturen sind ein bisschen unterschiedlich, aber am Ende sind wir alle durch unsere Leidenschaft für den Rennsport verbunden."