Sebastien Buemi weiß genau, welche Gründe ihn am zweiten Formel-E-Titel gehindert haben, doch die Niederlage hat er mittlerweile akzeptiert
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Sebastien Buemi hat den zweiten Formel-E-Titel in Folge verpasst. Der Schweizer konnte im Saisonverlauf zwar sechs von zwölf Rennen gewinnen, für den Titel reichte es aber dennoch nicht. Entscheidend war nämlich vor allem die Kehrseite der Medaille: Zwar gewann er sechs Rennen, bei den anderen sechs Rennen gab es jedoch immer eine Nullnummer - abgesehen von einem Zusatzpunkt für die Schnellste Rennrunde in Mexiko.
Doch es sind diese Nullnummern, die ihm am Ende den eigentlich lange Zeit sichergeglaubten Titel gekostet haben. Neben den beiden Disqualifikationen in Berlin und Montreal tut vor allem New York weh. Buemi musste die beiden Rennen auslassen, weil sein WEC-Engagement mit Toyota Priorität hatte. "Das waren die beiden größten Probleme", hadert der Schweizer bei 'Autosport' nach dem geplatzten Titeltraum.
"Wenn du zweimal disqualifiziert wirst und 22 Punkte verlierst und dazu noch zwei Rennen in einer Meisterschaft verpasst, die ohnehin nur zwölf Rennen zählt, was kannst du dann tun?", sagt der Renault-e.dams-Pilot. Mit sich selbst ist Buemi aber im Reinen: "Ich bereue bei meiner Performance nichts. Ich denke, ich habe gute Arbeit geleistet."
Im entscheidenden Wochenende von Montreal zeigte der Champion der zweiten Saison jedoch seine wohl schwächste Leistung des Jahres, obwohl er einen Vorteil von zehn Punkten auf di Grassi hatte. Am Samstag zerlegte er seinen Boliden im Training derart brutal, dass sein Team das Auto neu aufbauen musste. Weil es für einen Batteriewechsel noch zehn Strafplätze gab, startete Buemi nur von Rang zwölf und fand sich in harten Mittelfeldkämpfen wieder.
Zwar schaffte er es noch auf Rang vier, doch sein Unfall vom Vormittag forderte noch einmal Tribut. Weil keine Zeit zum Wiegen des Autos mehr war, packte das Team auf Verdacht genügend Gewicht rein - und wurde disqualifiziert, weil man drei Kilogramm zu leicht war. Auch am Sonntag bestand noch die Chance auf den Titel, doch ein schwacher 14. Startplatz und erneute Mittelfeldreibereien inklusive frühem (unnötigen) Reparaturstopp besiegelten sein Scheitern.
"Ich bin enttäuscht, dass ich nicht gewonnen habe", gibt er zu, will seinem Titelkontrahenten Lucas di Grassi deswegen aber nichts absprechen: "Er hat großartige Arbeit geleistet. Er hat an allen Rennen teilgenommen und verdient die Meisterschaft."
Auch im Team ist man enttäuscht, dass es mit der Titelverteidigung nicht geklappt hat: "Wir dachten, dass wir beide Titel gewinnen können, doch das war nicht möglich", sagt Teamgründer Alain Prost. Sein Co-Teamchef Jean-Paul Driot spricht von "einem der schwierigsten Wochenenden in meiner Karriere als Teameigner", dankt den Mechanikern aber für ihre harte Arbeit beim Aufbau von Buemis Fahrzeug.
Wenigstens kann sich Renault e.dams erneut mit dem Gewinn der Teammeisterschaft trösten. Die Franzosen konnten sich die Krone vor dem Team Abt bereits zum dritten Mal in Folge holen und bleiben damit einziger Champion der Formel-E-Geschichte. "Ich freue mich für das Team, sie haben den Titel verdient", betont Buemi. "Das Auto war die ganze Saison über fantastisch. Leider ist es für mich nicht gut ausgegangen - doch das ist Rennsport, und das muss ich akzeptieren."