Die neue Formel-3-Europameisterschaft kann sich über mangelnden Zuspruch nicht beklagen: Volles Starterfeld mit vielen Favoriten und interessanten Rookies
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In drei Wochen fällt im italienischen Monza der Startschuss für die Saison 2013 der Formel-3-Europameisterschaft. Insgesamt 30 hoch talentierte Nachwuchsfahrer aus 14 Nationen machen sich an zehn Wochenenden mit jeweils drei Rennen Hoffnungen auf den Titel des Europameisters - und nicht zuletzt auf den Ferrari-Formel-1-Test. Erfahrene Formel-3-Piloten wie Pascal Wehrlein und Raffaele Marciello finden sich in der Starterliste ebenso wieder wie junge und hungrige Rookies vom Schlage eines Josh Hill, die den Etablierten das Leben möglichst schwer machen möchten.
Seit Jahrzehnten gilt die Formel 3 als ideales Karriere-Sprungbrett. Aufstrebende Talente sammeln hier nicht nur wertvolle Erfahrung im Rennsport, sondern auch im Umgang mit der Technik. Unzählige Formel-1-Weltmeister lernten ihr Handwerk in der Formel 3. Mit dem offiziellen EM-Prädikat des Automobil-Weltverbands FIA und einer neuen Struktur geht die Formel-3-Europameisterschaft gestärkt in die Saison 2013. Im Gepäck hat sie allerhand vielversprechende Talente auf dem Weg nach ganz oben.
Das italienische Prema Powerteam bestreitet die Saison 2013 mit vier Fahrern. Raffaele Marciello, 2012 als Gesamtdritter einer der stärksten Piloten der Formel-3-Euroserie, erhält gleich drei neue Teamkollegen: Alex Lynn, Lucas Auer und Eddie Cheever. Der Österreicher Lucas Auer brillierte im Vorjahr als Rookie mit dem zweiten Tabellenplatz im deutschen Formel-3-Cup. Alex Lynn aus England absolvierte mit Rang vier eine ähnlich erfolgreiche Rookie-Saison in der Britischen Formel 3 und Eddie Cheever, Sohn des gleichnamigen ehemaligen Formel-1-Piloten und Indy-500-Siegers, steigt mit der Empfehlung der zweiten Gesamtposition in der Italienischen Formel 3 in die Europameisterschaft auf.
Auch Carlin schickt gleich vier Nachwuchsstars in das Rennen um den begehrten Titel. Routinier Harry Tincknell aus England, der in sein drittes Formel-3-Jahr geht, wird begleitet von Landsmann Jordan King, Nicholas Latifi und Jann Mardenborough. Der 17-jährige Kanadier Latifi hat seine Grundlagen in der Italienischen Formel 3 gelernt, während King und Mardenborough bislang keine Formel-3-Erfahrung vorweisen können. Jordan King eroberte im vergangenen Jahr den zweiten Platz in der Abschlusswertung der Formel-Renault. Teamkollege Mardenborough, Sieger der Nissan-GT-Academy 2011, bestritt im vergangenen Jahr die Blancpain-Endurance-Series und die britische GT-Meisterschaft.
Mücke mit starkem Aufgebot
Bei Mücke setzt man ebenfalls auf ein Fahrerquartett. Der Deutsche Pascal Wehrlein, Vizechampion der Euroserie 2012, hat sich den Titelgewinn ebenso in den Kopf gesetzt wie sein schwedischer Teamkollege Felix Rosenqvist, der die vergangene Saison auf Position vier abschloss. Mitchell Gilbert und Roy Nissany, dessen Vater 2005 Testfahrer des Formel-1-Teams Minardi war, komplettieren den Mücke-Kader. Der in Malaysia geborene Australier Gilbert blickt auf Erfahrungen im deutschen Formel-3-Cup zurück, während der Israeli Nissany aus dem ADAC-Formel-Masters in die Formel-3-EM kommt.
Die Farben der Mannschaft Fortec vertreten 2013 unter anderem die beiden letztjährigen Fortec-Piloten Luis Felipe "Pipo" Derani und Felix Serralles. Der Brasilianer Derani ist seit 2010 in der Formel 3 aktiv; sein Teamkollege aus Puerto Rico startet in Monza in seine zweite Saison in dieser Kategorie. Neben den bereits bekannten Gesichtern komplettieren Josh Hill, Sohn des ehemaligen Formel-1-Weltmeister Damon Hill, und der 17-jährige Dmitry Suranovich aus Russland den Kader der britischen Equipe.
Double-R wagt den Schritt von der Britischen Formel 3 in die Europameisterschaft und setzt drei Fahrzeuge ein. In einem Dallara-Mercedes sitzt mit Tatiana Calderon eine von zwei Pilotinnen im Starterfeld der Formel-3-EM. Die Kolumbianerin schrieb 2011 Geschichte, als sie als erste Frau einen Podestplatz in der US-amerikanischen Star-Mazda-Serie holte. Teamkollegen der 19-jährigen Südamerikanerin sind der Italiener Antonio Giovinazzi, Champion der Formula-Pilota-China des Jahres 2012, und der 16-jährige Indonesier Sean Gelael, der im vergangenen Jahr den vierten Rang in China belegte.
Zwei Frauen und 28 Männer
Auch T-Sport zieht es von der Insel in die Europameisterschaft. William Buller, der in der Formel-3-Euroserie 2012 mit Position fünf der Abschlusstabelle überzeugen konnte, steuert wie sein Teamkollege Richard "Spike" Goddard, der im Vorjahr die nationale Klasse der Britischen Formel 3 gewann, einen ThreeBond-Nissan-angetriebenen Boliden. Das niederländische Team Van Amersfoort geht mit dem 19-jährigen Niederländer Dennis van de Laar und dem gleichaltrigen Schweden Mans Grenhagen in die Saison. Van de Laar sammelte als Rookie erste Erfahrungen im Formel-3-Cup, während Grenhagen sich mit Platz drei in
der European-Open-F3 in Szene setzen konnte.
Die italienische Mannschaft Eurointernational steigt aus der deutschen Formel 3 in die Europameisterschaft auf und sicherte sich die Dienste des erfahrenen Briten Tom Blomqvist. Blomqvists Vorjahresteam ma-con vertraut auf den deutschen Nachwuchs: Der 17-jährige Andre Rudersdorf gewann 2012 die Trophy-Wertung des Formel-3-Cup; der 21-jährige Sven Müller kehrt nach einer Saison in Diensten von Prema zu den Brandenburgern zurück. Für das Team URD geht Lucas Wolf in einem Mercedes-Dallara an den Start; Jo Zeller schickt Filius Sandro Zeller ins Rennen.
Die zweite Nachwuchsfahrerin im Feld ist Michela Cerruti. Die 26-jährige Italienerin machte bereits im Tourenwagen auf sich aufmerksam und begibt sich 2013 für die Mannschaft von Romeo Ferraris in einem Formel-3-Renner auf Punktejagd. Der Saisonstart der Formel-3-Europameisterschaft findet im Rahmen der WTCC auf der italienischen Grand-Prix-Strecke von Monza (23.-24. März) statt. Zuvor treffen sich Fahrer und Teams in Barcelona (8.-9. März) und Monza (18.-19. März) zu insgesamt vier offiziellen Testtagen.