Startcrash, Stallkollision und viel, viel Safety-Car: Das GP2-Rennen von Baku versank im Chaos - Mit zehn Autos im Ziel holte Antonio Giovinazzi seinen Premierensieg
© Foto: Zsombor Toth
Das verspricht für die Formel 1 einiges an Aufregung: Die GP2-Serie durfte heute den neuen Baku City Circuit mit dem ersten Rennevent einweihen und sorgte auf dem Stadtkurs für das totale Chaos. Eine Startkarambolage, Teamkollisionen, Flaggen-Wirrwarr und vier Safety-Car-Phasen sorgten dafür, dass überhaupt nur zehn Piloten die Zielflagge sahen. Der erste GP2-Sieg von Antonio Giovinazzi (Prema) rückte dabei ein wenig in den Hintergrund.
Der Italiener behielt als einer der wenigen Piloten einen kühlen Kopf und sicherte sich nach der Pole-Position auch den Rennsieg vor Sergei Sirotkin (ART), der sich auf der Start- und Zielgeraden noch den Russian Time von Raffaele Marciello schnappte und diesen auf Rang drei verdrängte. "Nach dem Safety-Car sind wir zwei Runden gefahren, und dann kam wieder das Safety-Car", beschreibt Marciello den untypischen Verlauf des Hauptrennen.
Die meisten anderen Favoriten hatten am Kaspischen Meer ein äußerst unglückliches Rennen. Das Chaos ging bereits am Start los, bei dem Polemann Giovinazzi sehr schlecht wegkam und das Feld dahinter etwas staute. Was folgte war eine Massenkarambolage, die von Giovinazzis Teamkollege Pierre Gasly ausgelöst wurde. Der Red-Bull-Junior drehte in der ersten Kurve Meisterschaftsleader Norman Nato (Racing Engineering) und wurde anschließend von Sergio Canamasas (Carlin) auf die Hörner genommen.
Safety-Car nach Safety-Car
Auch dessen Teamkollege Marvin Kirchhöfer fuhr mit Unterstützung eines Konkurrenten in das Heck von Alex Lynn (DAMS) und beendete das Rennen bereits nach wenigen Metern. Weil auch Nicholas Latifi in der Bande steckte, war der erste Auftritt für DAMS ein äußerst kurzer, genau wie für das Carlin-Team, das ebenfalls beide Autos verlor. Gasly war der Fünfte im Bunde, der einen vorzeitigen Feierabend hatte - der Rest konnte zunächst weiterfahren.
Beim Restart zeigte sich zunächst die Eigenheit der 2,2 Kilometer langen Geraden. Nobuharu Matsushita (ART) konnte die Führung gegen Marciello nicht verteidigen, konterte aber eine Runde später, bevor der Russian-Time-Pilot nur wenig später wiederum den nächsten Konter setzte - den allerdings nicht auf Start und Ziel. Doch Racing gab es nur eine kurze Zeit, denn nach dem nächsten Crash von Philo Paz Armand (Trident) wurde das Safety-Car erneut losgeschickt.
Die meisten Piloten nutzten dies für ihren Boxenstopp, nur vier Piloten blieben draußen, inklusive den beiden Racing Engineering von Norman Nato und Jordan King, was sich als deutlicher Nachteil erweisen sollte. Beim erneuten Restart sorgten dann die Streckenposten für haarige Szenen, weil einige von ihnen noch das Safety-Car-Schild inklusive gelber Flaggen heraushielten, während andere Kollegen bereits Grün schwenkten.
Giovinazzi verteidigt die Führung geschickt
Der nach vorne gespülte Nabil Jeffri (Arden) war daher auf der Zielgeraden noch deutlich verlangsamt unterwegs, während seine Kollegen schon Renntempo aufnahmen und in gefährlichen Manövern ausweichen mussten. Zwar ging hier noch alles glimpflich ab, doch die nächsten Unfälle von Arthur Pic (Rapax) und Monaco-Sieger Artjom Markelow (Russian Time) folgten auf dem Fuß - inklusive Safety-Car natürlich.
Die vierte und letzte Safety-Car-Phase wurde in der 19. von ursprünglich angesetzten 31 Runden notwendig, als sich die beiden Racing Engineering nicht einig wurden. Nato wollte King überholen, doch dieser rechnete nicht mit dem Angriff und drückte seinen Teamkollegen in der Kurve innen an die Mauer. Für Nato war das Rennen mit abgeknicktem Rad beendet, King klebte zwei Runden vor Ende später ebenfalls in der Mauer, was eine Nullnummer für das spanische Team bedeutete.
An der Spitze versuchte der zuvor in Führung gegangene Giovinazzi diese auch beim letzten Restart zu verteidigen. Auf der langen Geraden hielt er das Feld bis zur allerletzten Sekunde in langsamer Fahrt, um bei dem langen Weg in Kurve 1 nicht wehrlos überflügelt werden zu können. Der Italiener hielt die Führung über die wegen Zeitlimits gefahrenen letzten beiden Runden und siegte erstmals, während dahinter Sirotkin noch im Windschatten an Marciello vorbeizog.
Rang vier ging an den Briten Oliver Rowland (MP) vor Mitch Evans (Campos) und Nobuharu Matsushita (ART). Dahinter kamen Fahrer zu unerwarteten Zählern, weil man heute einfach nur ins Ziel kommen musste, um Punkte abzugreifen. So durfte sich Sean Gelael (Campos) über Rang sieben und Daniel de Jong (MP) über Rang acht und somit die Pole-Position für morgen freuen. Luca Ghiotto (Trident) und Gustav Malja (Rapax) sicherten sich die letzten beiden Punkteränge.