GP2-Halbzeitbilanz Teil 1: Daniel Abt

, 09.07.2013

Daniel Abt ist mit seiner bisherigen GP2-Saison alles andere als zufrieden: Nur drei Punkte stehen bisher zu Buche, doch der Deutsche gibt noch lange nicht auf

Die GP2-Serie macht erst einmal drei Wochen Sommerpause, bevor es Ende Juli in Ungarn mit dem nächsten Auftritt der Formel-1-Nachwuchsserie weitergeht. Das gibt 'Motorsport-Total.com' die Zeit, sich mit den deutschsprachigen Fahrern über ihre aktuelle Saison zu unterhalten und eine kleine Zwischenbilanz zu ziehen. Den Anfang macht heute Daniel Abt.

Der Deutsche war mit großen Erwartungen und dem GP3-Vizetitel im Rücken in die Saison gestartet, doch sein ART-Team erwies sich bislang als nicht so konkurrenzfähig wie erhofft, auch wenn Teamkollege James Calado immer wieder zeigt, welches Potential in ihm und im Auto steckt. Für Rookie Abt verläuft die Saison dagegen alles andere als optimal - und muss wohl so langsam als hartes Lehrjahr gesehen werden. Bislang hat der 20-Jährige nur drei Punkte auf dem Konto, und dann ging auch noch das Heimrennen am Nürburgring komplett schief...

Frage: "Daniel, dein Heimrennen hattest du dir sicher anders vorgestellt..."

Abt: "Definitiv. Es war natürlich ein sehr bescheidenes Wochenende, um es mal milde auszudrücken. Es war definitiv nicht das, was ich mir erhofft hatte."

Frage: "Wenn man sieht, dass der Teamkollege zweimal Zweiter werden kann: Ist das eher ärgerlich, oder macht das Mut?"

Abt: "Das war eher etwas Positives am Wochenende. Der Rennspeed war ganz gut, aber ich glaube am Qualispeed hapert es immer noch. Mir fehlt da noch deutlich etwas auf meinen Teamkollegen. Das liegt zum Teil an mir, zum Teil auch nicht an mir. Aber es war gut zu sehen, dass das Auto im Rennen sehr konkurrenzfähig war. Ich hatte im ersten Rennen natürlich ein bisschen Pech. Durch den Unfall war das Wochenende eh schon beendet."

Frage: "Wie hast du den Unfall denn erlebt?"

Abt: "Um ehrlich zu sein: gar nicht! Ich hatte einen ganz guten Start, und der Fahrer vor mir (Rio Haryanto; Anm. d. Red.) ist nicht weggekommen. Ich bin eigentlich nur an ihm vorbeigefahren und habe gar kein Auto gesehen, weil Ceccon im Prinzip in meinem toten Winkel war. Er war ja hinter mir, und ich habe nur auf einmal seinen Frontflügel an meine Felge kommen sehen - und einen kurzen Schlag gespürt. Dann war es eigentlich schon rum. Ich habe auch gar nichts von seinem Überschlag mitgekriegt. Ich habe dann erst nachher auf Kamerabildern gesehen, wie heftig das Ganze eigentlich war. Aber bei mir war dann an der Vorderachse die Felge gebrochen und der Reifen aufgeschlitzt. Somit musste ich mich dann irgendwie an die Box quälen."

Frage: "Wie fällt dein Fazit zur bisherigen Saison denn aus?"

Abt: "Es ist weit unter meinen Erwartungen. Mit der jetzigen Saisonhälfte kann man auf keinen Fall zufrieden sein. Es sind viele Dinge schiefgegangen - von meiner Seite, von Seiten des Teams, von Seiten der Technik - und es ist schon sehr frustrierend im Moment. So extrem bin ich das definitiv nicht gewohnt. Ich hatte in der Euroserie auch schon einmal ein schwieriges Jahr, aber dabei gab es trotzdem Höhepunkte und positive Rennen. Das gab es in diesem Jahr noch kaum. Bis auf vielleicht ein, zwei einigermaßen ordentliche Rennen war ich weitestgehend eigentlich immer nicht konkurrenzfähig - und schon gar nicht da, wo ich selber sein möchte."

Frage: "Was würdest du als deinen persönlichen Höhepunkt in dieser Saison sehen?"

Abt: "Ich glaube das beste Rennen war für mich in Bahrain das zweite Rennen, wo ich von 14 auf sieben gefahren bin. Das war auch erst mein zweites Rennen, und da war ich eigentlich schon in der Lage ganz gut mitzufahren. Da dachte ich auch: 'Es kann eigentlich nur besser werden, und jetzt geht es bergauf', aber es ist eigentlich von Rennen zu Rennen noch schlechter geworden."

Frage: "Gab es in dieser schwierigen Saison einen Punkt, den du als besonders negativ bezeichnen würdest?"

Abt: "Ja, das Wochenende in Silverstone war schon sehr, sehr schlecht, aber das Negativste ist, wenn man zum Heim-Grand-Prix fährt und dann im Training abgeschlagen auf dem 26. Platz landet - und eigentlich gar nicht mehr weiß, was überhaupt vor sich geht. Das war schon übel. Das möchte ich nicht wiederholen."

Frage: "Wenn du dich einschätzen müsstest: Wo würdest du in dieser Saison deine größte Stärke und deine größte Schwäche sehen?"

Abt: "Ich glaube fast, das ist ein bisschen schwer zu sagen. Ich glaube, dass ich schon ein, zwei ganz gute Rennen gefahren bin, und dass der Rennspeed eigentlich immer sehr positiv war. Aber es ist natürlich immer schwer, das Ganze wirklich herauszufiltern und zu sagen: 'Wo stehe ich wirklich als Fahrer?'"

"Wenn man vom Team aus sieht, dass man viele Probleme hat, dass viele Dinge schiefgehen und dass vielleicht das Auto nicht so funktioniert, wie man das möchte, dann ist es immer schwer einzuschätzen, wie viel jetzt das Auto schuld ist und wie viel man selbst. Meistens ist es halt so: Wenn das Auto schon nicht gut ist, dann fährt man damit meistens auch nicht gut. Somit ist es schwer einzuschätzen. Aber ich glaube, Rennen wie in Bahrain und Barcelona waren die Highlights auf meiner Seite - dass man aus dem wenigen, was man hatte, noch einigermaßen was Gutes gemacht hat."

Frage: "Wie fallen deine Ziele für den Rest der Saison noch aus?"

Abt: "Wichtig ist, dass man aus dem Sumpf herauskommt und dass man einfach mal wieder positive Erlebnisse verbuchen kann - und dass der Speed wieder zurückkommt. Es ist wirklich problematisch im Moment, wie schlecht das ist. Ich glaube, da gibt es keine Zweifel, dass es bald wieder besser wird."

Frage: "Machst du dir schon für 2014 Gedanken?"

Abt: "Nein, nicht wirklich. Ich glaube, wenn ich bis jetzt eine super Saison gefahren hätte, dann könnte man sich vielleicht mal Gedanken machen. Aber die Baustelle ist im Moment groß genug, sodass der ganze Fokus erst einmal auf dem liegen muss, dass man erst die Probleme in der laufenden Saison aussortiert und endlich mal ordentliche Ergebnisse einfährt. Dann kann man über nächstes Jahr sprechen und dann kann man sich darüber Gedanken machen."

Frage: "Machst du dir keine Sorgen, dass es aufgrund der fehlenden Ergebnisse nicht weitergehen könnte?"

Abt: "Nein. Das ist nicht der Fall. Ich habe Gottseidank wirklich tolle Partner - speziell mit der Deutschen Post - um mich herum, die jetzt nicht von Rennen zu Rennen ergebnisorientiert denken, sondern eigentlich langfristig. Ich habe denen auch schon ab und zu mal gezeigt, dass ich es eigentlich kann. Vom daher ist es jetzt nicht so, dass da irgendjemand gleich den Stöpsel zieht, nur weil es mal eine schwierige Phase gibt. Man steht zusammen und versucht gemeinsam da wieder rauszukommen. Dann kann man sich umschauen, was für nächstes Jahr Sinn macht."

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