Von Höhen und Tiefen war die bisherige GP2-Saison des Schweizers Fabio Leimer geprägt: Von Sieg- bis Pechsträhnen war alles dabei, der Titel ist aber noch in Sicht
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Die GP2-Serie macht erst einmal drei Wochen Sommerpause, bevor es Ende Juli in Ungarn mit dem nächsten Auftritt der Formel-1-Nachwuchsserie weitergeht. Das gibt 'Motorsport-Total.com' die Zeit, sich mit den deutschsprachigen Fahrern über ihre aktuelle Saison zu unterhalten und eine kleine Zwischenbilanz zu ziehen. Heute im Kreuzverhör: Fabio Leimer.
Der Schweizer startete mit dem Sieg in Malaysia optimal in die Saison, und ließ auch am folgenden Wochenende in Bahrain keinen Zweifel aufkommen, über wen die Meisterschaft laufen soll. Doch als alles nach einem Zweikampf mit Rapax-Pilot Stefano Coletti aussah, blieb der Racing-Engineering-Pilot fünf Rennen in Folge ohne Punkte. Am Nürburgring fuhr Leimer das erste Mal wieder auf das Podest und möchte damit die große Aufholjagd starten...
Frage: "Fabio, auf dem Nürburgring konntest du auf alle Fahrer, die in der Meisterschaft vor dir liegen, Punkte aufholen. Das müsste dich doch zufrieden stimmen..."
Fabio Leimer: "Ja, das stimmt. Ich bin eigentlich schon zufrieden. Ich denke, ich habe im ersten Rennen mit dem vierten Platz das Maximum herausgeholt. Die Ausgangslage für das Sprintrennen war nicht so gut, weil ich mit den gebrauchten Reifen starten musste, aber am Schluss war das Auto im zweiten Rennen sehr, sehr gut - und ich konnte noch auf das Podium fahren. Es hätte natürlich schon besser sein können, aber ich denke am Schluss haben wir fast das Maximum herausgeholt und Punkte auf die Vorderen aufgeholt. Das ist im Moment sehr, sehr wichtig."
Frage: "Wie fällt dein Fazit zur Saison bisher aus?"
Leimer: "Ich würde sagen: auf eine Art sehr positiv natürlich, weil ich an den ersten beiden Rennwochenenden gewonnen habe. Aber dann kamen zwei Rennwochenenden, an denen ich ein wenig Pech hatte. Ich hatte zweimal in der ersten Runde des ersten Rennens einen Unfall gehabt - dann war das ganze Wochenende schon vorbei. Ich habe da auf die Vorderen sehr viele Punkte verloren, was natürlich sehr schmerzhaft ist, weil man die Punkte immer wieder aufholen muss. Aber ich habe das Gefühl, dass es seit Silverstone wieder aufwärts geht. Wir sind erst bei der Hälfte. Das heißt: Alles ist noch möglich. Mein Ziel ist ganz klar immer noch die Meisterschaft zu gewinnen."
Frage: "Was würdest du als deinen persönlichen Höhepunkt in dieser Saison sehen?"
Leimer: "Ich würde meinen: Das zweite Rennwochenende, Bahrain, wo ich die Pole-Position mit einer Sekunde Vorsprung geholt habe. Im Regen ist es noch eher mal möglich, aber dass ich im Trockenen wirklich die Pole mit einer Sekunde Vorsprung herausgefahren bin... Ich würde schon sagen, dass das im Moment der Höhepunkt für mich war."
Frage: "Und andersrum: Gibt es einen Punkt, den du als besonders negativ in Erinnerung hast?"
Leimer: "Ja, ich denke das Tief war in diesem Jahr ganz klar in Monaco. Barcelona, okay, da waren wir im Qualifying zu langsam und dann hatte ich einen unglücklichen Unfall mit Calado, aber in Monaco war die Ausgangslage sehr, sehr gut. Ich hatte einen sehr guten Start und lag auf P2. Der Unfall dann war für mich sehr schmerzhaft, weil in Monaco nach dem Start im Normalfall nicht mehr so viel möglich ist. Das heißt, ich hätte aufs Podium fahren und viele wichtige Punkte einsammeln können. Coletti hatte eine sehr schlechte Quali, aber genau dann gab es ein Riesenchaos und er konnte noch nach vorne fahren und wichtige Punkte einfahren. Ich denke, Monaco war ganz klar das schlechteste Rennen."
Frage: "Wenn du dich einschätzen müsstest: Wo würdest du in dieser Saison deine größte Stärke und deine größte Schwäche sehen?"
Leimer: "Ich denke, meine größte Stärke ist, dass ich auch gegen Ende der Meisterschaft, wenn man immer mehr Druck von anderen Leuten und sich selbst hat, es umsetzen kann. Das heißt: Ich bin in der zweiten Hälfte normalerweise immer sehr, sehr stark - noch stärker als in der ersten Hälfte. Ich hoffe, das kann ich in diesem Jahr auch wieder ausspielen, und so noch sehr viele Punkte und Siege einfahren - um so die Meisterschaft für mich zu gewinnen."
"Die Schwäche war bis jetzt das Überholen. Ich war sehr oft viel zu lange hinter einem Fahrer und habe da viele wichtige Runden und Sekunden verloren. Aber ich denke, dass ich es seit Silverstone ein wenig verbessern konnte. Ich hoffe, dass ich in Zukunft noch stärker werde."
Frage: "Wie fallen deine Ziele für den Rest der Saison aus?"
Leimer: "Mein Ziel ist ganz klar noch so viele Rennen wie möglich zu gewinnen. In der zweiten Hälfte bin ich immer stark, und ich möchte noch so viele Punkte wie möglich sammeln, um die Meisterschaft zu gewinnen."
Frage: "Wenn man in der GP2 vorne dabei ist, muss man zwangsläufig auch die Formel 1 im Blick haben. Denkst du schon an 2014?"
Leimer: "Nein, im Moment noch gar nicht. Im Moment dreht sich alles um die GP2. Ich will die Meisterschaft gewinnen. Das wird mir dann auch sehr viel für die Zukunft helfen, denke ich. Darum konzentriere ich mich im Moment voll auf die GP2 und lasse das Management arbeiten um etwas für 2014 zu machen."