Nach der knappen Niederlage im Qualifying schlägt Pierre Gasly im Hauptrennen in Spa-Francorchamps mit Macht zurück - Canamasas rüpelt einmal mehr
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Eine souveräne Fahrt, starke Überholmanöver und ein anerkennender Handschlag von Helmut Marko: Pierre Gasly (Prema) hat im Hauptrennen der GP2-Serie auf dem Circuit de Spa-Francorchamps seinen wohl bisher eindrucksvollsten Sieg herausgefahren. Der Franzose ließ sich durch zwei Rückschläge beim Start und nach dem Boxenstopp nicht aus der Ruhe bringen, überholte entschlossen und dominierte das Rennen. Er gewann vor Jordan King (Racing Engineering) und Alex Lynn (DAMS).
Sicherlich hätte es Gasly in diesem Rennen einfacher haben können, doch die zwei Situationen, aus denen er sich erfolgreich befreite, machten den Sieg umso eindrucksvoller. Beim Start fiel er zunächst hinter Gustav Malja (Rapax) zurück, der hervorragend vom Fleck kam. Ganz im Gegensatz zu Polesetter Antonio Giovinazzi, der eine Gurke von Start hinlegte und anschließend noch Lynn ins Auto fuhr, wodurch er sich den Frontflügel beschädigte und alle Chancen auf ein Podium verlor. Gasly geduldete sich einige Runden hinter Malja, bis er DRS bekam, und ging in Führung.
Er schien bereits einem sicheren Sieg entgegenzufahren, als er plötzlich unerwartet Konkurrenz von King bekam. Der Racing-Engineering-Pilot wollte eigentlich nur den strauchelnden Malja mit einem Undercut beim Boxenstopp von weichen auf harte Reifen überholen, doch der Effekt durch die eine Runde auf frischen Pneus war so groß, dass er tatsächlich auch noch Gasly einsackte. "Ich hatte schon befürchtet, dass wir am Ende keine Reifen mehr hätten", sagt der junge Brite. "Aber das Auto war einfach bärenstark, großes Kompliment ans Team."
Es war aber nicht stark genug für Gasly, der nur eine Runde später routiniert mit DRS konterte und daraufhin ungefährdet in Richtung Sieg fuhr. Ein Auto nach dem anderen, das auf harten Reifen gestartet war, überholte er ohne Probleme. "Das Auto war fantastisch von der ersten bis zur letzten Runde!", schickt auch er ein Kompliment an sein Prema-Team. "Nach dem Überholmanöver habe ich die Reifen gemanagt und wir hatten bis zum Ende eine starke Pace." In der Formel 1 wird Daniil Kwjat diesen Ritt von Gasly mit Schrecken verfolgt haben, denn eine bessere Visitenkarte für ein Toro-Rosso-Engagement 2017 hätte der Franzose nicht abgeben können.
Harte Kämpfe bis zum Schluss
Während dieser an der Spitze seine Runden drehte, kam es dahinter zu einigen GP2-typisch packenden Szenen: Im Duell der Russen ging zunächst Artjom Markelow (Russian Time) an Sergei Sirotkin (ART) vorbei und führte das Rennen über weite Strecken an. Beide waren auf harten Reifen losgefahren und legten ihren Stopp daher erst gegen Rennende ein. Markelow stürmte gegen Rennende durch Feld und fuhr sich auf frischen weichen Reifen noch von der neunten bis auf die fünfte Position hinter Teamkollege Raffaele Marciello vor.
Beide Russian-Time-Piloten wie auch Alex Lynn profitierten vom bitteren Pech Norman Natos (Racing Engineering). Dieser musste auf Rang drei liegend mit technischen Problemen fünf Runden vor Schluss aufgeben. Sein Bolide stoppte ausgangs der Bus-Stopp-Schikane, wodurch für kurze Zeit ein virtuelles Safety-Car ausgerufen wurde. Schwer enttäuscht nahm der Franzose die dritte Nullrunde in Folge hin - zu viele, um in der Meisterschaft noch eine Rolle zu spielen.
Antonio Giovinazzi (Prema) beendete ein frustrierendes Rennen mit beschädigtem Frontflügel auf der sechsten Position vor Luca Ghiotto (Trident). Malja bekommt als Achter im Sprintrennen am Sontag eine zweite Chance, wenn er von der Pole-Position aus starten wird. Die erste verspielte er mit zahlreichen Fahrfehlern und kleineren Schnitzern wie zu häufigem Ausdrehen des Motors in den Begrenzer, was ihm beim DRS-Einsatz das eine oder andere Überholmanöver verbaut hat.
Im Kampf um die neunte Position wurde es ruppig, denn Sergio Canamasas (Carlin) machte seinem Ruf wieder einmal alle Ehre: Nachdem er zunächst Sean Gelael (Campos) in Eau Rouge von der Strecke gefahren hatte, tauchten gegen Rennende Sirotkin und Oliver Rowland (MP Motorsport) an seinem Heck auf. Die Schlussattacke Rowlands über die Außenbahn in Bus Stopp endete, wie es zu erwarten war: Canamasas drückte ihn rücksichtslos von der Strecke, der Brite wollte das nicht auf sich sitzen lassen, beide kollidierten und Sirotkin schnappte sich Rang neun. Rowland rettete sich als Zehnter über die Linie und nahm noch einen Punkt mit.
Gasly hat damit in der Meisterschaft nun wieder die alleinige Führung inne und startet in das Sprintrennen am Sonntagvormittag (10:35 Uhr MESZ) von Startplatz acht direkt vor seinem direkten Kontrahenten Sirotkin.