Neben der Formel 2 ist auch die Italienische Formel 3 tot: Der Formelsport schrumpft sich nach wilden Jahren gesund - Stärkung für die Formel-3-Europameisterschaft?
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Am Nikolaustag hat es der Formelsport mit Knecht Ruprecht zu tun bekommen. Statt Geschenken gab es Nackenschläge. Innerhalb weniger Stunden wurden die Formel 2 und die Italienische Formel 3 für tot erklärt. Die Verantwortlichen der beiden Serien sahen keine positiven Signale für die Zukunft mehr, man zog die Reißleine. Der in den vergangenen Jahren reichlich unübersichtliche Formelsport mit seinen vielen unterschiedlichen Serien schrumpft offenbar gesund.
"Obwohl wir die Formel 2 im Jahr 2009 zum Start der großen Rezession gestartet haben, gab es stets ein gute gefülltes Starterfeld und guten Rennsport", erklärt Formel-2-Serienmanager Jonathan Palmer. Man habe den Teilnehmern in den vergangenen vier Jahren immer einen guten Gegenwert und faire Bedingungen geboten. "Es wurde aber deutlich, dass die Attraktivität aufgrund des Systems ohne einzelne Teams nicht mehr gewährleistet war", sagt Palmer, der die Formel 2 mit seinem Unternehmen MSV in der Hand hatte.
"Wir sind mit der FIA übereingekommen, dass eine zukünftige Formel 2 auf konventioneller Basis, also mit verschiedenen Einsatzteams stattfinden sollte", so der Brite. Er selbst wird diesen Schritt mit seiner Serie allerdings nicht gehen. Da auch die Boliden am Ende ihrer Laufzeit seien, und das Starterfeld 2013 sehr dünn werden könnte, werde man die Formel 2 in Absprache mit der FIA 2013 nicht austragen, so Palmer. "Wir sehen nicht, dass es eine weitere gute Saison geben könnte. Die FIA teilt unsere Ansicht."
Der Ex-Formel-1-Pilot erklärt, dass er sich über die Möglichkeiten einer zukünftigen Formel 2 mit der FIA austauschen werde. Für den Automobil-Weltverband ist die aktuelle Entwicklung ein herber Rückschlag, denn man wollte Nachwuchspiloten eine gute Basis für einen möglichen Weg in Richtung Formel 1 bieten. Man ist kläglich gescheitert. Nicht ein einziger Formel-2-Pilot aus den vergangenen vier Jahren brachte es zu einem Renneinsatz in der Königsklasse. "Die Serie hat nie die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdient gehabt hätte", urteilt Joylon Palmer, Ex-Formel-2-Pilot uns Sohn des Serienchefs.
"Die Formel 2 ist eine Serie, die viele junge Piloten in den Motorsport gebracht und sie für höhere Aufgaben vorbereitet hat", heißt es in einem Statement von der FIA. Man werde mit Nachdruck an einem klaren Weg vom Kartsport in die Formel 1 arbeiten. Wie dieser Weg aussehen soll, ist derzeit noch offen. Gerhard Berger und die weiteren Mitglieder der Formelsport-Kommission der FIA werden sich in den kommenden Monaten Gedanken machen.
Ebenfalls am heutigen Donnerstag wurde das Ende der Italienischen Formel 3 beschlossen. "In einem Meeting mit Gerhard Berger und weiteren Kommissionsmitgliedern wurde die Strategie im Formelsport für die kommenden Jahre besprochen", heißt es in einer Mitteilung des italienischen Motorsportverbandes. "Auf Basis dieser Gespräche haben wir beschlossen, die Italienische Formel 3 im kommenden Jahr nicht auszutragen."
Einerseits wolle man italienische Teams und Fahrer in der neuen Formel-3-Europameisterschaft sehen, auf der anderen Seite national die unteren Klassen stärken. "Wir konzentrieren uns auf die Formel Abarth und die Entwicklung der Formel 4, die ab 2014 als neue Serie für den Nachwuchs auf nationaler und internationaler Ebene entstehen soll", heißt es vom Verband CSAI. Ob der Tod der italienischen Formel-3-Meisterschaft auch Auswirkungen auf das Nachwuchsprogramm von Ferrari (Ferrari Academy) hat, ist derzeit noch unklar. Maranello kooperierte zuletzt sehr eng mit der hiesigen Formel-3-Szene.
Die unübersichtliche Formelsport-Szene ist mit dem traurigen Aus der beiden Serien nun wieder etwas entzerrt. Im Nachwuchskonzept der FIA ist allerdings eine Lücke entstanden. Der Plan sah vor, dass man in Zukunft für erfolgreiche Kartsportler von der Formel 4 über die Formel 3 und Formel 2 einen klaren Weg in Richtung Königsklasse vorzeichnet. Diese Kette ist durch das Aus der Formel 2 nun unterbrochen. Gerhard Berger und seine Kollegen der Formelsport-Kommission suchen nach Lösungen.