Ursprünglich wollte Fabio Leimer gar nicht so lange in der GP2 fahren, nämlich maximal zwei Jahre - Für nächste Saison sieht der Schweizer viele Alternativen
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Eigentlich ist Fabio Leimer kein Freund des Hungarorings, doch in Budapest konnte der Schweizer erneut Boden auf den Meisterschaftsführenden Stefano Coletti gutmachen. Bei noch vier ausstehenden Rennwochenenden kämpft der Racing-Engineering-Pilot aber nicht nur gegen den Monegassen - auch die Konkurrenz hat noch nicht aufgesteckt. Im Interview mit 'Motorsport-Total.com' verrät Leimer, wie er den Titelkämpf sieht, wie er seine eigene Zukunft sieht, und warum er sich nicht für den Young-Driver-Test interessiert hat.
Frage: "Fabio, in Ungarn warst du wieder der Meisterschaftskandidat, der die meisten Punkte holen konnte. Es scheint, als würdest du dich wieder heranrobben."
Fabio Leimer: "Ja, das ist richtig! Die letzten paar Rennen habe ich immer aufgeholt, was sehr wichtig war. Budapest ist eigentlich nicht so meine Strecke, deswegen bin ich eigentlich sehr zufrieden mit der Punktausbeute, die ich geholt habe. Es sieht im Moment sehr gut aus. Ich habe wieder aufgeholt, und ich denke, nach der Sommerpause ist alles möglich."
Frage: "Stefano Coletti hat zum zweiten Mal keine Punkte geholt. Hast du so einen Einbruch bei ihm erwartet?"
Leimer: "Jeder Fahrer hat in der Saison mal ein oder zwei Rennen, bei denen es nicht so gut läuft. Ich hatte sie in Monaco und Barcelona - und er hatte sie jetzt im Moment. Die Frage ist: Wie schnell findet er wieder da raus? Im Moment geht es länger als ich gedacht habe, aber das ist für mich sehr gut. Ich kann Punkte aufholen und bin nur noch 25 Punkte hinter Coletti. Jetzt ist wieder alles möglich. Wir haben noch ein paar Rennen und ich denke, es ist alles offen. Ich habe nach Monaco rund 60 Punkte Rückstand gehabt - und jetzt sind es nur noch 25. Das ist für mich natürlich sehr positiv."
Frage: "Mit wem rechnest du denn in der Meisterschaft besonders: Coletti, Nasr oder doch Bird?"
Leimer: "Das ist schwer zu sagen. Ich denke, von den ersten Fünf kann man noch alles erwarten. Darum kann ich auch gar nicht genau sagen, wer am Schluss der strengste Konkurrent sein wird. Ich würde sagen, bei den ersten Fünf - mit Bird und Calado - ist noch alles möglich. Calado kann auch plötzlich mal was am Auto finden und ist dann wieder sehr schnell - und dann sind die Punkte auch sehr schnell wieder aufgeholt. Ich denke wirklich, es wird sich zwischen uns fünf entscheiden."
Frage: "Wirst du im nächsten Jahr erneut angreifen, sollte es mit der Meisterschaft nicht klappen?"
Leimer: "Puh, im Moment keine Ahnung. Ich sage nichts mehr. Ich habe am Anfang gesagt, dass ich maximal zwei Jahre habe. Dann bin ich ein drittes Jahr gefahren und habe gesagt, ich fahre kein weiteres Jahr. Und jetzt fahre ich schon wieder ein Jahr. Der Plan wäre, im nächsten Jahr irgendwo anders zu fahren, aber im Moment habe ich da noch keine Ahnung. Im Moment fokussiere ich mich ganz klar auf die GP2. Ich denke, die Gespräche werden erst jetzt in der zweiten Saisonhälfte starten, um für nächstes Jahr alles klar zu machen. Aber im Moment ist noch gar nichts sicher."
Frage: "Als Meister dürftest du sowieso nicht in die GP2 zurückkehren, doch die Plätze in der Formel 1 sind rar. Was gäbe es für Alternativen?"
Leimer: "Es gibt sehr viele Alternativen. Ich denke, die GP2-Fahrer werden sehr viel gesucht - bei Langstreckenrennen, DTM, Amerika et cetera. Die Leute dort wissen, dass die GP2-Fahrer sehr professionelle Fahrer sind, weil es wirklich der allerletzte Schritt vor der Formel 1 ist und es nicht jeder dahin schaffen kann. Darum denke ich, wenn man es mit dem Management schlau macht, kann man als Ex-GP2-Fahrer irgendwo hinkommen, wo man etwas Geld verdienen kann und dabei auch noch professionellen Rennsport betreibt. Aber im Moment mache ich mir da noch keine Gedanken. Ich konzentriere mich im Moment ganz klar nur auf die GP2 - und dann schauen wir weiter!"
Frage: "Warum warst du nicht beim Young-Driver-Test dabei?"
Leimer: "Das Problem war, dass der Young-Driver-Test in der Mitte der Saison ist. Man sieht: Coletti ist nicht gefahren, Nasr ist nicht gefahren, ich bin auch nicht gefahren. Das Problem ist, wenn man mitten in der Saison anfängt an andere Sachen zu denken und andere Autos zu fahren, ist es eher negativ. Man muss sich wieder ans Auto gewöhnen und so weiter. Darum denke ich, ist für mich gerade ganz klar der Grund, weil ich mich auf die GP2 konzentriere und die Meisterschaft gewinnen will. Da will ich nicht noch andere Sachen machen. Ich denke, wenn ich die Meisterschaft gewinnen kann, habe ich eher Chancen in die Formel 1 zu kommen. Darum haben wir uns entschieden, dass wir den Young-Driver-Test nicht machen und uns stattdessen vollkommen auf die GP2 konzentrieren."